Vor dem Gewerkschaftshaus am Besenbinderhof streikten Mitarbeiter von Kitas, der Stadtreinigung und von Ämtern für mehr Geld.

Hamburg. In der bundesweiten Tarifauseinandersetzung im Öffentlichen Dienst haben in Hamburg laut Veranstalter rund 1300 Menschen für höhere Gehälter demonstriert. Die von der Gewerkschaft ver.di organisierte Kundgebung am Dienstag ging mit einem Warnstreik des öffentlichen Diensts in der Hansestadt einher. An dem Ausstand beteiligten sich Mitarbeiter der Stadtreinigung, Kitas und verschiedener Ämter. Die Stadtreinigung rückte mit 102 Fahrzeugen an.

Verdi und die Tarifunion des Beamtenbundes dbb fordern für die rund zwei Millionen Beschäftigten im Bund und in den Kommunen ein Einkommensplus von 6,5 Prozent, mindestens jedoch 200 Euro. In der Hansestadt sind laut Verdi rund 20 000 Mitarbeiter betroffen. Bei der ersten Tarifrunde am 1. März in Potsdam hatten die Arbeitgeber kein Angebot gemacht. Sie halten die Forderungen der Gewerkschaften angesichts der Rekordverschuldung der Kommunen für überzogen. Während der am Montag gestarteten Protestwoche bestreikt Verdi täglich wechselnd unterschiedliche Regionen in Deutschland.

Die nächste Verhandlungsrunde ist laut ver.di für den 12. und 13. März in Potsdam angesetzt.

Der Warnstreik im öffentlichen Dienst führt zu konkreten Einschränkungen: 24 Kindertagesstätten bleiben den ganzen Tag über geschlossen - das ist rund jede siebte Einrichtung der städtischen Vereinigung Hamburger Kindertagesstätten. Betroffen ist vor allem der Bezirk Eimsbüttel mit zehn Standorten. In Altona und Nord fällt die Betreuung der Kinder in jeweils fünf Kitas aus.

+++ 24 Kitas geschlossen: Streiks in Hamburg begonnen +++

"Alle von der Schließung betroffenen Kitas haben ihre Eltern darüber vorher informiert", sagte Gerald Krämer, Geschäftsführer der Vereinigung. Eltern, die nicht auf die Betreuung angewiesen seien, wurde geraten, ihre Kinder zu Hause zu lassen. "Für alle anderen bieten wir eine Notbetreuung in den Kitas an, die trotz des Warnstreiks geöffnet bleiben", sagte Krämer. Aber Eltern können auch selbst aktiv werden. "Falls Eltern in Selbsthilfe eine Betreuung organisieren wollen, können wir ihnen hierfür in Absprache Räume der Kita zur Verfügung stellen", heißt es in einem Brief der Kita Die Eule in Ottensen, der dem Abendblatt vorliegt.

„Geld in dieser Stadt ist da. Es geht darum, dass die öffentliche Arbeit an diesem Reichtum beteiligt wird“, rief Verdi-Landeschef Wolfgang Rose den Beschäftigten während der Kundgebung am Besenbinderhof zu. Er forderte mehr Steuer- und soziale Gerechtigkeit, damit die Schere zwischen Arm und Reich in der Stadt nicht weiter auseinanderklafft. Dazu müsse die Einnahmeseite der angeschlagenen öffentlichen Haushalte verbessert werden, unter anderem durch die Einführung einer Vermögenssteuer.

Im Bereich der Stadtreinigung rechnet Ver.di damit, dass "die eine oder andere Tonne nicht geleert" werde. "Falls eine Tonne nicht geleert wird, wird das nachgeholt", versicherte Reinhard Fiedler, Sprecher der Stadtreinigung. In der Mehrzahl der Fälle werde es aber voraussichtlich so sein, dass die Müllabfuhr ihr Pensum im Laufe des Tages abarbeite.

+++ Wolfgang Rose: "Warnstreiks sollen noch nicht richtig wehtun" +++

Rund 5000 Beschäftigte in den 178 Kitas der Vereinigung sind vom Tarifstreit betroffen. Noch einmal 2500 Mitarbeiter sind es bei der Stadtreinigung und mehr als 1500 bei den drei Staatsbühnen Schauspielhaus, Thalia-Theater und Oper. Auch Beschäftigte der Hamburg Port Authority und des Flughafens gehören dazu.

Die Hamburger Aktion ist Teil des bundesweiten Warnstreiks, der auch in Rheinland-Pfalz, Hessen und im Saarland zu Arbeitsniederlegungen führen wird.

Die Warnstreikwelle im öffentlichen Dienst von Bund und Kommunen hat auch Schleswig-Holstein erfasst. In allen Regionen des Landes legten Beschäftigte die Arbeit nieder. In Kiel blieben nach Angaben einer Sprecherin der Gewerkschaft Verdi 22 Kitas geschlossen. In Flensburg war unter anderem das Kraftfahrtbundesamt betroffen, in Rendsburg die Straßenreinigung. „Hier wird heute kein Papierkorb geleert“, sagte die Streikleiterin der Gewerkschaft Verdi für die Region Schleswig-Flensburg, Ute Dirks.

Rund 300 Beschäftigte haben sich am Dienstagmorgen nach Gewerkschaftsangaben auch am Warnstreik in Mecklenburg-Vorpommern beteiligt. Schwerpunkt war Rostock, wo sich nach Worten der Organisatorin von Verdi, Simone Wolf, ab 06.30 Uhr an mehreren Standorten mehr als 200 Beschäftigte versammelten. (abendblatt.de/pum/dpa)