Bürger kritisieren Regeln der Stadtreinigung für Müllmänner, Geschenke in eine Liste einzutragen. Regelung soll Korruption verhindern.
Hamburg. Große Empörung hat die Vorschrift für Müllmänner ausgelöst, dass sie Trinkgelder von Bürgern, die sich für die Arbeit bedanken, der Stadtreinigung melden müssen. "Die Anrufer waren teilweise sehr erbost und zeigten großes Unverständnis über die neue Verordnung", berichtete eine Angestellte der "Eine für alles"-Nummer der Stadtreinigung.
"Ich war selbst bei der Müllabfuhr beschäftigt, und es war eine Tradition, den Müllmännern zu Weihnachten eine kleine Aufmerksamkeit zukommen zu lassen", sagte Abendblatt-Leser Wolfgang Wriedt. Und an den Senat gewandt: "Ihr wisst gar nicht, was ihr alles kaputtregiert in eurem Wahn."
Auch Johann Bures ist empört. "Die Würde des Amtes eines Müllmanns wird offenbar höher eingeschätzt als die eines Ministerpräsidenten. Dabei arbeiten sie mehr als hart, damit wir nicht im eigenen Dreck ersticken", sagte er.
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Was als freundliche Geste gemeint ist und bei vielen privaten Entsorgungsunternehmen als solche geduldet wird, ist für die Mitarbeiter der Stadtreinigung fortan tabu. Die 860 Müllmänner des öffentlichen Dienstes dürfen nur noch zur Weihnachtszeit Geldgeschenke annehmen, zusätzlich müssen sie den genauen Betrag in eine Liste eintragen und dürfen nur maximal 10 Euro pro Kunde entgegennehmen. Das ist eine Regelung, die Korruptionsfälle verhindern soll und auf einer Vorgabe des Senats beruht, die das Annehmen von Belohnungen im öffentlichen Dienst verbietet. Zwar habe die Stadtreinigung diese Senatsvorgabe nach eigenen Angaben noch "im Interesse der Mitarbeiter" ausgelegt, da ja eine Ausnahme zu Weihnachten gewährt werde.
Auch bei den Mitarbeitern der Firma WERT Wertstoff-Einsammlung GmbH war Trinkgeld gestern das Gesprächsthema Nummer eins. Zwei Firmenangestellte berichteten, dass auch sie gerade jetzt zur Weihnachtszeit immer wieder kleine Präsente ihrer Kunden bekämen. "Manche Leute warten extra auf uns, um sich persönlich für die gute Zusammenarbeit zu bedanken", sagte Ralph R. (Name geändert), der gemeinsam mit seiner Kollegin schon seit 14 Jahren auf Hamburgs Straßen im Einsatz ist. Dabei gebe es natürlich auch hin und wieder Geldspenden. Das sei auch bis zu einem Betrag von 5 Euro pro Tag von der Firma genehmigt. Das privatwirtschaftliche Unternehmen WERT ist eine Tochtergesellschaft der Stadtreinigung Hamburg und über diese zu 100 Prozent in die Freie und Hansestadt Hamburg eingebunden. Gerade vor diesem Hintergrund herrscht nun große Unruhe unter den Mitarbeitern.
"Es ist eine Frechheit, wie die Mitarbeiter der Stadtreinigung behandelt werden. Durch das Listenführen werden sie permanent kontrolliert", sagte Ralph R. "Das ist nicht fair", findet auch seine Kollegin, denn schließlich gehe man nicht hausieren, sondern erhalte das Trinkgeld als Dankeschön.