Sperrstunde, Heizpilz-Verbot, Lärmschutzschirme und weniger Plätze. Altona will Regeln für Außengastronomie weiter verschärfen.
Altona. Wenn in wenigen Wochen (hoffentlich) der Frühling beginnt, werden wieder viele Hamburger ins Schanzenviertel strömen, um dort den ersten Kaffee des Jahres draußen in der Sonne zu trinken. Doch in diesem Jahr könnte der Platz für die Sonnenhungrigen knapp werden. Der Streit um die Außengastronomie zwischen Wirten und Bezirk droht zu eskalieren.
Der Altonaer Ausschuss für Verbraucherschutz hat die Regeln zur Vergabe der Lizenzen für die Außengastronomie im Bezirk verschärft: Stühle und Tische dürfen künftig nur noch rausgestellt werden, wenn die Gehwege dadurch noch mindestens zwei Meter breit bleiben. Bisher waren es 1,5 Meter. Außerdem dürfen keine Heizpilze mehr aufgestellt werden.
Doch damit nicht genug: Der Ausschuss prüft, ob es für die sogenannte Piazza am Schulterblatt weitere Einschränkungen geben soll. Das bringt viele Wirte auf die Barrikaden. Um sich gegen die Beschlüsse zur Wehr zu setzen, wollen sie sich jetzt in einer Initiative zusammentun.
Bezirk Altona verschärft Regeln für Außengastronomie
Lärmschutzschirme: Schanzen-Wirte sollen zahlen
Viele von ihnen befürchten, dass sie ihren Gästen in diesem Sommer keine Außenplätze mehr anbieten können. Für einige Inhaber könnten die neuen Kriterien, die für den gesamten Bezirk Altona gelten sollen, harte Folgen haben: weniger Bänke, weniger Plätze, weniger Gäste, weniger Umsatz.
Auch die Konditorei Herr Max am Schulterblatt 12 ist betroffen. In den vergangenen Jahren hatte das Geschäft acht bis zehn Außenplätze. In diesem Sommer müssen die Bänke wohl drinnen bleiben. "Letztendlich entscheiden 50 Zentimeter darüber, ob unsere Kunden ihren Kuchen in der Sonne essen können oder nicht", sagt Inhaberin Julia Max. "Wir rechnen mit Umsatzeinbußen von bis zu 30 Prozent. Möglicherweise müssen wir uns dann auch von Personal trennen."
Hintergrund für die Verschärfungen sind laut Wolfgang Kaeser (SPD), Vorsitzender des zuständigen Ausschusses, unter anderem Beschwerden von Anwohnern wegen der Lärmbelästigung. Zudem bergen enge Bürgersteige, besonders in so belebten Straßen wie dem Schulterblatt, ein Gefahrenpotenzial. "Für Rollstuhlfahrer und Kinderwagen können enge Wege ein Hindernis sein", sagt Kaeser.
Für Julia Max ist das eine Farce. "Wir hatten nie Probleme mit Anwohnern und Passanten. Das Handeln der Politik aber schafft Fronten."
Für die Gastronomen in der Schanze sind Auseinandersetzungen mit dem Bezirk nicht Neues. Zuletzt war es im Herbst zum Streit gekommen. Grund für die Auseinandersetzungen waren die Lärmschutzschirme. Alle Wirte aus der Susannenstraße waren vom Bezirk aufgefordert worden, die kostspieligen Schirme anzuschaffen, um eine Konzession für die Außengastronomie zu bekommen. Ob sie den Lärm wirklich effektiv vor den Anwohnern fernhalten können, ist bis heute strittig.
Die neuen Regelungen sollen für den gesamten Bezirk gelten. Stefan Schmitz, Inhaber der Bar Katze am Schulterblatt, will sich nicht damit abfinden. Seine Heizstrahler, die den Rauchern vor der Tür Wärme spenden, will er jedenfalls nicht abräumen. "Ich denke gar nicht daran", sagt der 45-Jährige. "Für solche Verbote gibt es keine gesetzlichen Grundlagen."
Derzeit prüft der Ausschuss, ob es weitere Einschränkungen für die "Piazza" geben soll. "Denkbar wäre ein Verbot des Außer-Haus-Verkaufs von alkoholischen Getränken für Kioske. "Geprüft wird ebenso, ob der bisher sehr großzügige Bereich der Außengastronomie auf der "Piazza" verkleinert werden soll", so Kaeser. Möglich sei auch, dass der Ausschank auf den Außenplätzen nicht mehr bis 24 Uhr erlaubt sein wird.
Für Stefan Schmitz ist allein die Idee, die belebte Meile kontrollieren zu wollen, absurd. "Junge Leute werden sich weiterhin ihr Bier kaufen und sich draußen irgendwo hinsetzen", sagt er.
Schon kommende Woche will er gemeinsam mit anderen Gastwirten eine Initiative gründen. 50 haben bereits zugesagt. Eine Anwältin wird die Gruppe vertreten. Dass der Beschluss nicht rechtens ist, davon ist Schmitz überzeugt. In anderen Bezirken komme man auch ohne solche Regelungen aus. "Es kann doch nicht sein, dass Bezirksgrenzen darüber entscheiden, ob unsere Gäste in der Sonne sitzen können."