Bei den Gastronomen in der Schanze herrscht Verwirrung. Jetzt soll es doch eine zügigere Lieferung der Schirme geben.

Hamburg. Ist eine zügigere Lieferung der ominösen Lärmschutzschirme doch möglich? Klaus-Peter May, Geschäftsführer der Firma May, hält eine Lieferung dieser speziellen Schirme in die Susannenstraße innerhalb einer Woche für machbar. „Der Stoff ist innerhalb von zwei Tagen lieferbar, in vier Tagen ist der Schirm gebaut“, erklärt der Sonnenschirmexperte May. Bei dem Material handle es sich um ein mehrfach beschichtetes Polyestergewebe aus dem Bootsbau. Es soll laut May eine schalldämmende Wirkung haben. Der Kostenpunkt für einen 5×5 Meter Schirm würde nach seinen Schätzungen bei rund 3 000 Euro liegen.

Auf die Frage, ob die Produktion eines Prototyps sinnvoll sei, antwortet der Diplom-Ingenieur May: „Es gibt da wenig zu entwickeln“, ein Schirm sei in der Herstellung wie der andere. Er könnte natürlich ein Testmodell bauen lassen, müsste das aber auf eigene Kosten machen. Da er selber ein Interesse an dieser Entwicklung hat, kann er sich eine Kooperation mit einem der Wirte aus der Susannenstraße vorstellen. Einen Haken hat die Sache: „Ich weiß nicht, was der Schirm effektiv an Schalldämmung wirklich bringt“, sagt Klaus-Peter May. Da viele Faktoren, wie etwa die baulichen Gegebenheiten in der Susannenstraße eine Rolle spielen, könnte nur ein Livebetrieb in der Schanze zeigen, wie viel Lärm tatsächlich geschluckt wird.

Die Gastronomen der Susannenstraße zeigen sich wenig begeistert. Das Café Presse hat zum Beispiel rund elf Quadratmeter Außenfläche. Nach groben Schätzungen von Schirmproduzent May wären für einen Schallschutz in dieser Größenordnung zwischen 1 700 bis 2 000 Euro fällig. Eine Zusatzinvestition in dieser Höhe für ein nicht geprüftes Produkt macht die Geschäftsführerin des Cafés, Marjam Cheraghi, sauer. Cheraghi will keine Außengastronomie mehr betreiben, denn sie hatte bereits hohe Investitionen für das Außenmobiliar.

Chong-Min Han-Moerbeck, Betreiber der Bok-Sushi-Bar in der Susannenstraße, zeigt mehr Zuversicht. Die Schirme, die in unseren Restaurants bereits genutzt werden, könnten vielleicht mit zusätzlichen Stoffen bespannt werden. Seine Hoffnung: Mit dieser Maßnahme könnten die Investitionen gering gehalten werden. “Wir versuchen, die Fristen und Auflagen der Behörde einzuhalten”, sagt Han-Moerbeck. Diese Lärmschutzregelung sei deutschlandweit wohl einmalig, so Bezirksamtssprecher Fischer. Wenn die Schallschutzschirme stehen, sollen Schallmessungen durchgeführt werden, fügt Fischer hinzu. Wenn es nichts bringt, müsse die Situation neu überprüft werden. Um einen möglichen finanziellen Verlust gering zu halten, rät Fischer den Gastronomen, ein Rückgaberecht mit dem Lieferanten zu vereinbaren.

Noch haben die Wirte in der Susannenstraße ein paar Tage Zeit, denn das Bezirksamt hat die Frist für die Bestellung der Schirme verlängert. Ursprünglich hätten diese bis kommenden Freitag (22. Juli) bestellt sein müssen. Nun gibt es einen Aufschub bis zum 15. August. Dann müssen die Wirte eine Bestellung der Lärmschutzschirme nachweisen, sagt Fischer. Und was passiert, wenn die Gastronomen diese Frist verstreichen lassen? Die Antwortet des Bezirksamtssprechers: „Nach Fristablauf ist eine Kontrolle durch den Bezirklichen Ordnungsdienst (BOD) möglich. Wann diese genau starten, obliegt der Einsatzleitung des BOD in Abstimmung mit der Bezirksamtsleitung. Diese wird zu gegebener Zeit über ihre Einsätze entscheiden.”

Wie geht es weiter in der Susannenstraße? Bei schönem Wetter am liebsten draußen. Schirmhersteller Klaus-Peter May sieht derzeit keinen akuten Handlungsbedarf. Denn Anfragen von den Gastronomen sind bei ihm noch nicht eingegangen.