Ein Kommentar von Alexander Schuller
Jammern gehört zum Handwerk, und für Kneipiers erst recht. Denn seit Jahren versuchen Heerscharen von beamteten Spaßbremsen, von Brüssel bis Altona, die Bevölkerung vor den entsetzlichen Gefahren zu schützen, die in der Gastronomie lauern. Eifrig schützen sie sogar diejenigen, die sich gar nicht beschützen lassen wollen.
Nachdem es mit dem Rauchverbot geklappt hat, nachdem Hygienebestimmungen gefordert sind, die man in der Uniklinik vergeblich sucht; nachdem ebenso teure wie auch sinnlose "Lärmschutzschirme" das Straßenbild verschandeln, widmet man sich nun mit Hingabe der weiteren Zerschlagung der Außengastronomie in den beliebten "Szenevierteln".
Die jetzt beschlossene Beschränkung des Raumbedarfs auf den Bürgersteigen um weitere 50 Zentimeter bedeutet natürlich mehr Platz für die Passanten. Andererseits, und das dürfte der wahre Grund sein, erhofft man sich dadurch auch weniger Tische und Gäste und damit weniger Lärm für die meckerfreudigen Anwohner. Nebenbei bemerkt geht es um lediglich 18 Tage im Jahr, an denen es sich auch in unseren Breitengraden zu vorgerückter Stunde angenehm draußen sitzen lässt - ein Durchschnittswert, den der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband ermittelt hat.
Wer nun einerseits vom quirligen Quartier schwärmt, auf der anderen Seite jedoch den zwangsläufig höheren Lärmpegel beklagt, sollte lieber raus aufs Land ziehen. Innenstädte sind überall auf der Welt laut, was jedoch weniger an fröhlichen Zechern, sondern vielmehr am Verkehr liegt. Urbanes Leben und ländliche Ruhe schließen sich nun mal gegenseitig aus.