Sollte das Kernkraftwerk Brokdorf während der aktuellen Witterungslage vom Netz gehen, droht der Hansestadt ein kompletter Stromausfall.

Hamburg. Droht Hamburg bei anhaltenden Minusgraden der große Stromausfall? Im Hinblick auf die Wetterprognosen für die kommenden Wochen besteht zumindest die Möglichkeit eines Blackouts, sollte es zu einem Spannungsabfall im Hochspannungsnetz kommen, das die Hansestadt mit Strom versorgt. Der Übertragungsnetzbetreiber 50Hertz räumt ein, dass es bei einer Reihe von ungünstigen Faktoren zu einem Spannungsproblem kommen kann. "Bislang läuft aber alles planmäßig, wir sehen keine Gefahr", betont Sprecherin Annika Kießler auf Anfrage von abendblatt.de.

Dennoch: Im Winter werden rund zehn Prozent mehr Strom verbraucht als im Sommer. Sollte es dann zu einem unerwarteten Ausfall des Kernkraftwerks Brokdorf kommen, ist die Stadt Hamburg komplett auf die Windenergie der Offshore-Anlagen Schleswig-Holsteins angewiesen. Bei Hochdrucklagen, wie gerade über Norddeutschland, kann jedoch kaum Windenergie in das Netz eingespeist werden. Somit ist ein Blackout beim Zusammenspiel dieser Faktoren durchaus möglich.

+++ Wieder Panne an Notsystem im Kernkraftwerk Brokdorf +++

Die Wahrscheinlichkeit, dass das Kernkraftwerk Brokdorf Probleme bereiten könnte, ist nicht gering: Im August 2011 wurde es wegen einer Panne sogar kurzzeitig abgeschaltet. Zwei Monate lang lief es nur mit halber Kraft. Das Problem für Hamburg besteht jedoch erst seit der Abschaltung der Kraftwerke in Brunsbüttel, Krümmel und Stade. Damals versorgten vier große Kraftwerke Hamburg mit Energie. Mittlerweile ist nur noch Brokdorf ans Netz angeschlossen.

Um einen Blackout ausschließen zu können, bedarf es laut Netzbetreiber 50Hertz und Stromlieferant Vattenfall zweierlei Dinge: Die Inbetriebnahme des Kohlekraftwerks Moorburg und die Fertigstellung der so genannten Windsammelschiene, die Windenergie von Mecklenburg-Vorpommern über Schleswig-Holstein ins Hamburger Stadtgebiet leiten soll. Das Kraftwerk Moorburg wird vorraussichtlich erst Anfang 2014 Energie liefern können. Ab dann soll es mehr als 80 Prozent des Energiebedarfs der Hansestadt decken.

+++ Hamburg schließt Frieden mit Vattenfall +++

Wesentlich eher soll jedoch die Windsammelschiene die Wahrscheinlichkeit eines Blackouts senken. Es handelt sich dabei um eine Höchstspannungsfreileitung von Schwerin nach Hamburg, die den Strom von den verbrauchsschwachen Regionen an der Küste in die Hansestadt leiten soll. Die noch ausstehenden 19 Kilometer Leitung bis hin zur Hamburger Landesgrenze können jedoch erst gebaut werden, wenn das zugehörige Planfeststellungsverfahren in Schleswig-Holstein abgeschlossen ist.

"Wir hoffen stark, dass diese Bauarbeiten bald abgeschlossen werden, damit wir die Möglichkeit haben, Strom aus Mecklenburg-Vorpommern zu beziehen", sagt Vattenfall-Sprecher Stefan Kleimeier. "Wir können schließlich nur den Strom in Hamburg verteilen, der bei uns in der Hansestadt ankommt."