200 Atomkraftgegner haben vor dem Kraftwerk Brokdorf für ein Aus sämtlicher Atommeiler in Deutschland demonstriert. Tausende erwartet.

Brokdorf. Das war ein ruhiges Wochenende für die Polizei: Zur Demonstration vor dem Brokdorfer Kraftwerk kamen nur rund 200 Atomkraftgegner. Sie sperrten mit Sitzblockaden die beiden Tore der Anlage ab. Die Polizei trug die Demonstranten drei Mal zur Seite, als Werksbusse kamen. Nach Durchfahrt der Busse setzten die Atomkraftgegner ihre Aktionen fort. „Die Lage war die ganze Zeit über ruhig und entspannt“, sagte Polizeisprecher Michael Baudzus. Nach einer nächtlichen Blockade beendeten die Aktivisten ihren Protest am Sonntag. Das Kraftwerk war bereits am vergangenen Mittwoch für rund drei Wochen zur jährlichen Revision vom Netz gegangen.

Die Organisatoren hatten trotz des regnerischen Wetters eine weitaus größere Teilnehmerzahl erwartet. Die Polizei hatte entsprechend vorgesorgt. „Wir waren überrascht über die Nicht-Mobilisierung der Demonstrierer“, sagte Einsatzleiter joachim Gutt. Die Polizei habe sich auf mehrere tausend Blockierer vorbereitet, tausend Beamte seien rund um die Uhr im Schichtdienst im Einsatz gewesen. Da sämtliche Hotels der Umgebung belegt waren, seien die Polizeikräfte in komfortablen Wohncontainern untergebracht worden.

Die Atomkraftgegner waren trotz des Ausstiegsbeschlusses der Bundesregierung auf der Straße, um ein Ende der Atomenergie zu fordern. Sie wollten mit friedlichen Aktionen für ein sofortiges Aus sämtlicher Atommeiler in Deutschland kämpfen, sagte Luise Neumann-Cosel, Sprecherin der Aktionsgemeinschaft „x-tausendmal quer“: Katastrophen wie in Harrisburg, Tschernobyl oder Fukushima dürften sich nicht wiederholen. Nach dem Willen der Bundesregierung soll Deutschland bis 2022 aus der Kernenergie aussteigen. Die Grünen streiten derzeit darüber, ob sie den Kurs von Schwarz-Gelb unterstützen sollen.

Das Atomkraftwerk Brokdorf gilt dem Widerstand gegen die Kernenergie seit langem als Symbol. Atomkraftgegner und Polizei lieferten sich bei einer Großdemonstration vor 30 Jahren hier bürgerkriegsähnliche Schlachten mit Hunderten Verletzten. (abendblatt.de)