Bischof Mixa hat dem Papst seinen Rücktritt angeboten. Nicht nur der Hamburger Weihbischof Jaschke reagierte erleichtert auf die Entscheidung.
Der Hamburger Weihbischof Hans-Jochen Jaschke hat den Rücktritt des Augsburger Bischofs Walter Mixa als „Beifreiungsschlag“ bezeichnet. „Bischof Mixa war in eine Situation geraten, aus der es nur diesen einen Ausweg gab. Für die Kirche ist seine Entscheidung ein Befreiungsschlag“, sagte Jaschke dem „Hamburger Abendblatt“ (Freitagsausgabe). Er nehme Mixa zwar ab, dass er nicht habe lügen wollen, aber „in der öffentlichen Wahrnehmung war es eine Unehrlichkeit“. Jaschke warf Mixa vor, durch sein „falsches Verhalten in den vergangene Wochen“ zum „massiven Glaubwürdigkeitsverlust“ der katholischen Kirche beigetragen zu haben.
Nach tagelangen Diskussionen um Misshandlungen von Heimkindern und die Zweckentfremdung von Geld hatte Mixa seinen Rücktritt eingereicht. In einem Brief an Papst Benedikt XVI. bot er seinen Rückzug vom Amt des Bischofs von Augsburg und auch vom Amt des katholischen Militärbischofs der Bundeswehr an. In der Regel wird ein solches Rücktrittsgesuch angenommen.
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Nicht nur Jaschke reagierte erleichtert auf Mixas Rücktrittsgesuch. Auch der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, würdigte das Rücktrittsangebot des Augsburger Bischofs. „Dieser schwere Schritt verdient Respekt“, sagte Zollitsch. Dadurch wolle der Bischof der Kirche von Augsburg einen Neuanfang ermöglichen. Er habe Mixa zusammen mit dem Münchner Erzbischof Reinhard Marx zu bedenken gegeben, ob er nicht durch eine Zeit geistlicher Einkehr in der schwierigen Situation im Bistum Augsburg eine Atmosphäre größerer Sachlichkeit schaffen und neue Kräfte sammeln könne. „Die jetzige Entscheidung von Bischof Mixa bedeutet einen Verlust für unsere Bischofskonferenz“, sagte Zollitsch.
Auch Politiker bewerteten Mixas Schritt positiv. Bundesfamilienministerin Kristina Schröder (CDU) sagte im ZDF, sie könne die gegen den Bischof erhobene Kritik nachvollziehen und habe Respekt vor seinem Schritt. Die kirchenpolitische Sprecherin der Union, Ingrid Fischbach (CDU), dankte Mixa für sein Engagement als Militärbischof, das er mit großem persönlichen Einsatz wahrgenommen habe.
Der bayerische Finanzminister Georg Fahrenschon (CSU) bezeichnete den angebotenen Rücktritt als notwendig. „Ich glaube, er hat jetzt die notwendigen Schritte eingeleitet“, sagte Fahrenschon, der auch Mitglied im ZdK ist, dem Radiosender Bayern2. Der Sprecher der ChristSozialen Katholiken (CSK) in der CSU, Thomas Goppel, bekundete Mixa Respekt. „Der Bischof hat eine Entscheidung getroffen – spät, aber nicht zu spät“, sagte er im ZDF-„Morgenmagazin“.
Goppel kritisierte zugleich eine einseitige Berichterstattung „über Gegebenheiten von vor 30 Jahren“. Es werde der Eindruck erweckt, „da ist jemand prügelnd unterwegs“. Mixa habe einen Fehler gemacht, als er die Vorwürfe vor drei Wochen zurückgewiesen habe, sagte Goppel. „Aber dass man deswegen einen Skandal daraus konstruiert, in dem die ganze Kirche untergehen könnte, das geht nicht.“
Der Präsident des Zentralrats der Katholiken (ZdK), Alois Glück, nannte den Rücktritt eine unausweichliche Konsequenz. Der Würdenträger sei durch seinen Umgang mit den Vorwürfen unglaubwürdig geworden und habe die gesamte katholische Kirche belastet, sagte Glück im Deutschlandfunk. Er forderte im „Münchener Kirchenradio“, dass auch nach dem Rückzug die Vorwürfe gegen den Bischof aufgeklärt werden müssten. Ansonsten würden daraus irgendwann Mythen oder Vergiftungserscheinungen entstehen. Die Kirche müsse den Kurs der Offenheit und Erneuerung fortsetzen.
Auch der ehemalige ZdK-Präsident Hans-Joachim Meyer zeigte sich erleichtert. Mixa habe sich selbst in eine Situation gebracht, in der ihm nur noch schwer Vertrauen entgegengebracht werden könne. Meyer betonte zugleich, er fände es schlimmer, wenn Mixa für Waisen bestimmtes Geld veruntreut haben sollte, als dass ihm „mal die Hand ausgerutscht“ sei. Dies werde aber derzeit noch untersucht.
Der Tübinger Theologe Bernd-Jochen Hilberath sagte im Deutschlandradio Kultur, auch wenn die Ohrfeigen lange zurücklägen, seien solche Vorfälle für einen Bischof Grund genug, von seinem Amt zurückzutreten. „Sein ganzer Führungsstil als Bischof ist eigentlich für mich mehr oder weniger inakzeptabel“, sagte der Dogmatikprofessor. „Die Mehrheit der Katholiken wird ihm keine Träne nachweinen.“
Der Vorsitzende des Augsburger Diözesanrats, Helmut Mangold, bezeichnete den Rücktritt als „unausweichlich“. Er äußerte die Befürchtung, dass eine Aufklärung der Vorwürfe gegen Mixa nun „wohl kaum mehr stattfinden“ werde. „Ich habe Angst, dass ein Geschmäckle bleibt, unter dem die Kirche leiden wird.“ Der neue Bischof müsse ein „geistlicher Manager“ mit pastoralen Fähigkeiten sein, der das verlorene Vertrauen wiederherstellt.
Mit Bedauern und Respekt reagierte der Augsburger Priesterrat. Es sei schade, dass die Amtszeit des Bischofs „auf diese Weise zu Ende gehen musste“, sagte Sprecher Bernhard Ehler auf Anfrage. Dadurch sei in den Hintergrund geraten, was Mixa an Gutem bewirkt habe.