Die Banken sollen Milliarden-Kredite ausgegliedert haben. Beide Institute bestreiten die Vorwürfe. Ein Anwalt hat sie angezeigt.
Hamburg. Erneuter Wirbel um die angeschlagenen Geldinstitute HSH Nordbank und Hypo Real Estate: Sie sollen nach Auffassung des Hamburger Rechtsanwalts Gerhard Strate in einer gemeinschaftlichen Aktion 2007 Milliarden-Kredite ausgegliedert und dadurch Bilanzfälschung betrieben haben. Er erstattete deswegen Anzeige gegen damalige Bankvorstände, wie ein Sprecher der Hamburger Staatsanwaltschaft am Donnerstag bestätigte. Die HSH Nordbank wies die Anschuldigungen vehement zurück, auch die Hypo Real Estate (HRE) sprach von einem rechtmäßigen Vorgehen. An diesem Freitag soll HSH-Vorstandschef Dirk Jens Nonnenmacher in Hamburg Fragen des parlamentarischen Untersuchungsausschusses beantworten.
Die HSH und die HRE sollen nach Medienberichten 2007 in einer Art Tauschgeschäft Immobilienkredite in Höhe von mehreren Milliarden Euro in Zweckgesellschaften ausgelagert haben, um ihre Bilanzen zu schönen, berichteten NDR Info und „Süddeutsche Zeitung“. Das Geschäft soll unter dem Codenamen „St. Pancras“ geführt worden sein. Es sei verabredungsgemäß nach wenigen Monaten rückabgewickelt worden, was einen Verstoß gegen Bestimmungen der Bankenaufsicht bedeutete, berichtete „Die Welt“.
Die Medien beziehen sich unter anderem auf den Inhalt der Anzeige des Rechtsanwalts Strate. Sie umfasse 32 Seiten und richte sich allgemein gegen den damals verantwortlichen Bankenvorstand, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft. Die Vorwürfe würden geprüft. Ermittelt wird bereits wegen des Verdachts der Untreue gegen die HSH Nordbank. Auch bei der HRE sind die Ermittler aktiv. „Der Vorwurf der Bilanzfälschung ist absurd“, teilte die Landesbank für Hamburg und Schleswig-Holstein mit. Es liege für jedes Geschäftsjahr ein uneingeschränktes Testat internationaler Wirtschaftsprüfer vor. Auch ohne die damals vorgenommenen und aufsichtsrechtlich zulässigen „Entlastungstransaktionen“ sei die Mindestkapitalquote deutlich überschritten worden. Ebenso argumentierte die HRE: „Diese Transaktionen wurden im Rahmen der üblichen Berichtspflichten in Summe im Geschäftsbericht für das Jahr 2007 ausgewiesen und waren Gegenstand der Jahresabschlussprüfung durch den Wirtschaftsprüfer.“ Auch ohne die Maßnahmen wären die Mindestkapitalquoten eingehalten worden.
2007 hatte die HSH Nordbank erstmals nach dem internationalen Rechnungsstandard IFRS bilanziert und einen Konzernjahresüberschuss von 285 Millionen Euro ausgewiesen. Damaliger Vorstandschef war Hans Berger. Im Folgejahr schlug die weltweite Finanzkrise auch bei der HSH Nordbank kräftig durch: Sie schrieb 2,8 Milliarden Euro Verlust und musste von beiden Ländern mit Milliarden-Kapitalspritzen gerettet werden. Die HRE war nach Nothilfen von mehr als 100 Milliarden Euro im Oktober 2009 als erstes Unternehmen vollständig verstaatlicht worden.