Vor allem ältere Menschen trauten sich in diesen Tagen kaum aus dem Haus, in der Sorge, sie könnten stürzen, so von Beust.

Wenn selbst der Bürgermeister sich aufregt, dann liegt wirklich einiges im Argen: Angesichts der nicht geräumten Gehwege in Hamburg gelobte Ole von Beust (CDU) auf dem Presseball selbstkritisch Besserung. Eine Stadt wie Hamburg müsse in der Lage sein, die Gehwege bei Eis und Schnee ausreichend zu streuen, sagte von Beust und räumte ein, dass sein schwarz-grüner Senat dafür verantwortlich sei. Vor allem ältere Menschen trauten sich in diesen Tagen kaum aus dem Haus, in der Sorge, sie könnten stürzen, fügte von Beust hinzu.

Dann versprach er: Im nächsten Winter werde man derartige Verhältnisse nicht mehr erleben, weil die Stadt dann ausreichend auf Eis und Schnee vorbereitet sein werde. Bemerkenswert offene Worte des Bürgermeisters, die einmal mehr die Finanznot der Bezirke in den Mittelpunkt rücken. Denn die sind für den Winterdienst verantwortlich, dort fehlt ihnen allerdings das Geld, um sämtliche Straßen, Rad- und Fußwege frei zu räumen und zu streuen (wir berichteten). Für die Budgetierung der Bezirke freilich ist der Senat verantwortlich, unlängst erst hat er den Etat der Bezirke aufgrund massiver Einsparzwänge gekürzt.

Gut dass von Beust die Räumung jetzt zur Chefsache erklärt hat. An der mangelnden Räumung vor Privatgrundstücken kann er freilich nichts ändern. Denn nur für die Straßen ist die Straßenreinigung zuständig. Den Gehweg vor dem Haus muss der Eigentümer freischippen - außer, er hat per Mietvertrag seine Mieter zur Räumung verpflichtet. Abgesehen von der Frage nach der Zuständigkeit sind die Streusalzreserven in Hamburg übrigens mittlerweile auf 2500 Tonnen geschrumpft. "Das reicht für zehn flächendeckende Winterdienst-Einsätze auf den Hauptverkehrsstraßen", sagt Reinhard Fiedler von der Stadtreinigung. "Wir würden gern eine größere Menge auf Lager haben. Zwei Mitarbeiter sind derzeit fast nur damit beschäftigt, Nachschub zu beschaffen." Derzeit sei es schwierig, Lieferanten zu finden. "Es gibt in Deutschland nur zwei Anbieter."

Die Straßenreinigung habe zwar feste Lieferanten und auch Rahmenverträge für Nachlieferungen, die zu bestimmten Preisen erfolgen müssten, aber auch diese hätten Nachschubprobleme. Zudem ist das weiße Gut teuer geworden. Der Preis für eine Tonne Streusalz habe vor dem Winter bei 40 bis 50 Euro gelegen, "jetzt liegt er bundesweit bei 70 bis 90 Euro", so Fiedler. Die Streusalzlager in Hamburg fassen seinen Angaben zufolge 12 500 Tonnen. Bislang wurden schon 20 000 Tonnen verbraucht. Die Winterdienstkosten seien schon jetzt so hoch wie in den vergangenen Jahren am Ende der Schnee- und Frostperiode.