Der Präsident der Freien Universität Berlin (FU), Dieter Lenzen, ist am Freitag zum neuen Präsidenten der Hamburger Universität gewählt worden.

Hamburg/Berlin. Der Präsident der Freien Universität Berlin (FU), Dieter Lenzen, ist am Freitag zum neuen Präsidenten der Hamburger Universität gewählt worden. Sowohl der Hochschulrat als auch der Akademische Senat der Universität stimmten dem Vorschlag der Findungskommission zu, wie die Hochschule mitteilte. Lenzen hat die Wahl noch nicht angenommen. „Wir rechnen in der kommenden Woche mit einer Entscheidung“, sagte eine Sprecherin der Hamburger Uni. Der Hochschulrat sprach sich einstimmig, der Akademische Senat mit zwei Gegenstimmen und einer Enthaltung für den 61-Jährigen aus.

Lenzen gilt wie die geschasste Ex-Präsidentin, Monika Auweter- Kurtz, als wirtschaftsnah und autoritär. Viele Hamburger Studenten fürchten unter seiner Führung ein „neoliberaler Kahlschlag“ an der Uni. Die Wissenschaftssenatorin der Hansestadt, Herlind Gundelach, begrüßte die Entscheidung. Mit Lenzen erhalte die Uni einen Präsidenten, der über eine charismatische Persönlichkeit, leidenschaftliches Engagement, umfangreiche Erfahrungen in der Leitung einer so großen Institution verfüge, erklärte die CDU- Politikerin.

Der Vorsitzende des Hochschulrates und der Findungskommission, Professor Albrecht Wagner, sagte: „Herr Lenzen hat in seiner Vorstellung seine Einschätzung des Potenzials der Universität und Ideen zur Weiterentwicklung überzeugend dargestellt. Die Aufbruchstimmung in der Universität wird durch die Wahl des neuen Präsidenten wesentlich verstärkt.“

Der Akademische Senat hatte bereits am Donnerstag getagt, um über die neue Hochschul-Spitze zu entscheiden. Die Sitzung musste jedoch abgebrochen werden, nachdem zahlreiche Studenten das Treffen gestört hatten. Mehre hundert Studenten hatten zuvor auch mit einem Trauerzug gegen das Wahlverfahren protestiert. Der geheime Vorgang sei undemokratisch und erinnere „eher an eine Papstwahl“, kritisierten die Studierenden. Er stehe absolut nicht für „akademische Freiheit“.

„Proteste an einer Universität sind selbstverständlich legitim und notwendig“, sagte der Vertreter der Studenten im Akademischen Senat, Benjamin Gildemeister. Er betonte aber auch, dass es „absolut nicht tolerierbar“ sei, wenn Sitzungen von demokratisch gewählten Gremien derart massiv behindert würden.

Der Uni-Spitzenposition ist seit rund vier Monaten unbesetzt. Ex- Präsidentin Auweter-Kurtz hatte seit ihrer Berufung im November 2006 einen schweren Stand in Hamburg. Wegen ihres autoritären Führungsstils geriet die Expertin für Raketenantriebstechnik zunehmend unter Beschuss und entfachte schließlich einen beispiellosen Aufstand der Professoren: 120 Professoren und 170 wissenschaftliche Mitarbeiter forderten im Frühjahr 2009 ihren Rücktritt. „Raketen-Moni“, wie die Stuttgarterin genannt wurde, gab sich erst unversöhnlich und dann dialogbereit. Im Juli musste sie dann trotzdem ihren Hut nehmen.