Mehrere hundert Studenten hatten mit einem Trauerzug gegen das Wahlverfahren protestiert. Lenzen sei als einziger Kandidat übrig geblieben.

Hamburg. Bei der Wahl des neuen Hamburger Uni- Präsidenten hat sich am Donnerstag eine Entscheidung für den derzeitigen Präsidenten der Freien Universität Berlin, Prof. Dieter Lenzen, abgezeichnet. Der Vorsitzende des für die Präsidentensuche zuständigen Hochschulrates, Albrecht Wagner, bestätigte bei einer öffentlichen Sitzung des Akademischen Senats im Audimax indirekt, dass Lenzen als einziger Kandidat übrig geblieben sei. Der 61-jährige Erziehungswissenschaftler gilt wie seine geschasste Vorgängerin Monika Auweter-Kurtz als wirtschaftsnah und autoritär.

Mehre hundert Studenten hatten zuvor mit einem Trauerzug gegen das Wahlverfahren protestiert. Der geheime Vorgang sei undemokratisch und erinnere „eher an eine Papstwahl“, kritisierten die Studierenden. Er stehe absolut nicht für „akademische Freiheit“. Auch sei unter seiner Führung ein „neoliberaler Kahlschlag“ an der Uni zu befürchten. Nach Vorauswahl durch die Findungskommission wird der Uni- Präsident unter Ausschluss der Öffentlichkeit zunächst vom Hochschulrat gewählt und muss anschließend noch vom Akademischen Senat bestätigt werden.

„Heute wird es keine abschließende Entscheidung mehr geben“, sagte eine Uni-Sprecherin am Abend. Die Uni-Spitzenposition ist seit rund vier Monaten unbesetzt. Auweter-Kurtz hatte seit ihrer Berufung im November 2006 einen schweren Stand in Hamburg. Wegen ihres autoritären Führungsstils geriet die Expertin für Raketenantriebstechnik zunehmend unter Beschuss und entfachte schließlich einen beispiellosen Aufstand der Professoren: 120 Professoren und 170 wissenschaftliche Mitarbeiter forderten im Frühjahr 2009 ihren Rücktritt.

„Raketen-Moni“, wie die Stuttgarterin genannt wurde, gab sich erst unversöhnlich und dann dialogbereit. Im Juli musste sie dann trotzdem ihren Hut nehmen. So dringend es allen erscheint, die vakante Stelle, zu besetzen, so umstritten ist die Prozedur des geheimen Wahlverfahrens. Wagner betonte im Audimax, die Wahl entspreche den derzeit in Hamburg geltenden Gesetzen. Veränderungen daran seien nicht tabu. Das angestoßene Verfahren würde aber wie geplant durchgezogen. Die Universität dürfe in diesen stürmischen Zeiten nicht länger ohne Kapitän sein.