Der parteilose Udo Nagel tritt ab - Innenstaatsrat Christoph Ahlhaus (CDU) rückt auf. Umweltstaatsrätin Herlind Gundelach wird Wissenschaftssenatorin.

Bürgermeister Ole von Beust hatte doch noch zwei Joker parat, als die künftigen Koalitionäre gestern Morgen zur allerletzten Verhandlungsrunde zusammenkamen: Dass die bisherige Umweltstaatsrätin Herlind Gundelach (CDU) neue Senatorin für Wissenschaft und Forschung werden soll, ist eine ebenso faustdicke Überraschung wie die "Beförderung" des Innenstaatsrats Christoph Ahlhaus (CDU) zum Senator in der Behörde am Johannisbollwerk (Altstadt).

Diese beiden Personalien sprechen eine deutliche Sprache - die des Machtpolitikers von Beust. Der Bürgermeister denkt an die Absicherung seiner Macht in einem völlig neuen und daher auch riskanten Bündnis: Er muss sich auf die CDU-Fraktion in der Bürgerschaft und die Partei verlassen können. Ahlhaus entstammt der Fraktion, die sich dadurch besser im Senat vertreten fühlen kann, und er macht zudem Platz für einen neuen Innenstaatsrat, der aus der Fraktion kommen könnte.

Und: Gundelach und Ahlhaus sind CDU-Mitglieder. Vor vier Jahren, als von Beust sein Kabinett der CDU-Alleinregierung mit vier parteilosen Senatoren präsentierte, fühlten sich Partei und Fraktion übergangen. Die Parteilosen waren aber gewissermaßen auch ein Angebot von Beusts an den Teil der Stadt, der nicht Union gewählt hatte. Diese Rücksichtnahme entfällt nun in der schwarz-grünen Koalition. Das Opfer ist der nicht zuletzt bei der Polizei beliebte Innensenator Udo Nagel, der parteilos ist. Wissenschaftssenator Jörg Dräger (ebenfalls parteilos) hatte schon unmittelbar nach der Bürgerschaftswahl das Handtuch geworfen.

Noch ein weiterer Aspekt ist an den Entscheidungen für Gundelach und Ahlhaus ausgesprochen interessant. Es hätte für von Beust durchaus nahegelegen, Justizsenator Carsten Lüdemann in die Innenbehörde zu versetzen und Schulsenatorin Alexandra Dinges-Dierig in die Wissenschaftsbehörde zu beordern. Justiz und Bildung gehen an die GAL - Lüdemann und Dinges-Dierig müssen von daher ihren Platz räumen. Fachlich hätte die Rochade auch gepasst, trotzdem hat von Beust darauf verzichtet.

In gewisser Hinsicht hat hier das Leistungsprinzip Einzug in den Senat gehalten. Lüdemann und Dinges-Dierig hatten in ihren Behörden Pannen zu verantworten oder waren mit nicht abgestimmten Vorschlägen an die Öffentlichkeit gegangen. Von Beust hat offensichtlich ein Stück weit das Vertrauen in die beiden Senatoren verloren. Vor allem für Lüdemann ist das bitter, weil er aufgrund seiner kurzen Amtszeit keinen Pensionsanspruch erworben hat.

Dass Axel Gedaschko als Wirtschaftssenator dem Kabinett weiter angehört, ist ein Vertrauensbeweis. Auf Seiten der GAL dominiert der fachliche Aspekt: Christa Goetsch ist die Bildungsexpertin ihrer Partei, der Jurist Till Steffen ist der Rechtsexperte seiner Fraktion. Allein die neue Stadtentwicklungssenatorin Anja Hajduk ist "fachfremd": Das politische Fachgebiet der Psychologin sind die Finanzen.

Über die Staatsratsposten, die eigentlichen Verwaltungschefs der Behörden, (zehn von der CDU, vier von der GAL) wird unterdessen später entschieden.