Kein Sekt und keine Selters - ganz nüchtern haben sich die zwölf Unterhändler von CDU und GAL gestern Mittag gegen 11.30 Uhr voneinander verabschiedet. Das letzte Komma und der letzte Punkt waren in den 65 Seiten starken Koalitionsvertrag eingearbeitet. Der Feinschliff erledigt. "Dann bis heute Abend", sagte Bürgermeister Ole von Beust locker und entschwand mit seinen Parteifreunden. Um Punkt 18 Uhr, das meinte von Beust, stellen sich die zwölf dann mit dem Vertrag der Öffentlichkeit.

Der Ort des letzten Treffens nach vierwöchigen Bündnisgesprächen war einmal mehr symbolisch: Raum 164 im Rathaus, der Sitzungsraum der GAL-Fraktion. Wie entspannt die Atmosphäre zwischen den künftigen politischen Partnern ist, die einst erbitterte Gegner waren, zeigte sich gleich zu Beginn gegen elf Uhr. "Oh, jetzt müssen wir grüne Kröten schlucken", riefen die Christdemokraten mit gespieltem Entsetzen, als sie den Raum betraten. Wer gelegentlich Pressekonferenzen der Grünen in diesem Raum besucht, kennt den Grund. Eine große Schale mit grünen Weingummi-Fröschen gehört zur Grundausstattungsolcher Veranstaltungen. Frosch, Kröte, wo ist da der Unterschied? Für Gelächter in der Runde sorgte GAL-Parteivize Jens Kerstan, als er vielleicht etwas gedankenlos begann, mit einer Hand in der Frosch-Kröten-Weingummi-Schale zu rühren.

Viel zu besprechen hatten die Delegationen nicht mehr. Beide Seiten vereinbarten ihre Kommunikationsstrategie für die nächsten Tage. Den personalpolitischen Knaller des Tages hatte Bürgermeister Ole von Beust zuvor in der allerkleinsten Runde gezündet. "Unter acht Augen", wie es unter den Delegationen hieß, hatten sich GAL-Fraktionschefin Christa Goetsch, GAL-Parteichefin Anja Hajduk, CDU-Chef Michael Freytag und von Beust gegen 10 Uhr in dessen Büro getroffen. Hier teilte der Bürgermeister den beiden GALierinnen mit, dass er Christoph Ahlhaus zum neuen Innensenator und Herlind Gundelach zur neuen Wissenschafts- und Forschungssenatorin ernennen will.

Als das Quartett zu den übrigen Unterhändlern stieß, gab es schon die ersten frotzeligen Bemerkungen der "alten Hasen" in Richtung der "Neuen". Doch so weit ist es noch nicht. Wenn die GAL-Mitglieder und der CDU-Parteitag dem Vertragswerk zustimmen, will sich Ole von Beust am 7. Mai in der Bürgerschaft zur Wiederwahl stellen. Danach ernennt er die Senatoren.