Bürger sollen Obst aus der Region kaufen, häufiger aufs Rad umsteigen oder Bahn und Busse statt Autos benutzen. Stadt setzt auf Ökostrom in Behörden.

Hamburg will bis zum Jahr 2012 den Ausstoß von Kohlendioxid um zwei Millionen Tonnen senken. Darauf hat sich der Senat in seinem Klimaschutzkonzept festgelegt, das Bürgermeister Ole von Beust (CDU) gestern präsentierte. Erreichen will der Senat dieses Ziel unter anderem mit rund 170 Einzelmaßnahmen (wir berichteten).

Bürgermeister Ole von Beust sieht den Klimaschutz nicht allein als staatliche Aufgabe. Jeder Bürger könne etwas tun. Wer auf heimische Produkte zurückgreife anstatt eingeflogenes Obst aus Übersee zu kaufen, tue schon etwas für den Klimaschutz. "Wir wollen jeden Hamburger in die Verantwortung nehmen und als Stadt mit gutem Beispiel vorangehen", sagte von Beust.

Als ersten Schritt sollen künftig alle öffentlichen Gebäude und Einrichtungen der Stadt mit 100 Prozent Ökostrom versorgt werden. "Bis zum 31. Dezember dieses Jahres soll die Ausschreibung abgeschlossen sein", sagte Umweltsenator Axel Gedaschko (CDU) dazu.

Über das Klimaschutzprogramm "Solarthermie" will der Senat bis 2011 rund 5200 Tonnen CO2 einsparen. Rund 9400 Quadratmeter Kollektorenfläche sollen dazu auf Hamburger Dächern installiert werden - acht Millionen Euro Fördergelder will der Senat dafür ausgeben.

Mit der Modernisierung von Mietwohnungen lassen sich nach Berechnungen des Senats bis 2011 rund 13 000 Tonnen CO2 einsparen. Gleichzeitig sollen Eigenheimbesitzer bei der Modernisierung von Heizungsanlagen unterstützt werden.

Pünktlich zum Start der Heizperiode soll es jährlich einen Klimaschutztag an Hamburgs Schulen geben. Auch das Planetarium soll in die Klimaschutzpläne eingebunden und zum Bildungszentrum für den Klimawandel werden. Der Senat will dies mit 400 000 Euro bezuschussen.

Fünf Millionen Euro sollen in den Ausbau und die Sanierung der Radwege investiert werden.

Durch alle 170 Einzelmaßnahmen zusammen, soll der Kohlendioxid-Ausstoß bis 2012 um rund 550 000 Tonnen gesenkt werden. Diese Berechnungen hat der Senat vorab durch das "Wuppertal Institut für Klima, Energie und Umwelt" überprüfen lassen. "Die Zahlen sind realistisch", bescheinigte Institutsmitarbeiter Manfred Fischedick.

Außerdem setzt der Senat auf eine Selbstverpflichtung der Industrie, ihrerseits 500 000 Tonnen CO2 einzusparen. Hamburgs Unternehmen erzeugen rund ein Drittel des CO2-Ausstoßes.

Bislang haben die Unternehmen durch bessere Filteranlagen und effizientere Energienutzung schon 60 000 Tonnen CO2 gespart.

Darüber hinaus ist das Sentskonzept zur Senkung der CO2-Emissionen noch recht unklar. Durch Gesetzesänderung des Bundes und Förderprogramme der Bundesregierung hofft der Senat noch einmal 450 000 Tonnen einzusparen.

Außerdem setzt der Senat auf den technologischen Fortschritt zum Beispiel durch neue Antriebssysteme wie Brennstoffzellentechnik (geplante CO2-Einsparung: 100 000 Tonnen). Zudem wird der modellhafte Einsatz von Dieselhybrid-Fahrzeugen im Taxi-Gewerbe nach dem Vorbild von Städten wie New York und Boston geprüft.

Noch einmal 200 000 Tonnen CO2-Reduktion verspricht sich der Senat durch die Bewusstseinsbildung in der Bevölkerung: Dazu zählt die Klimaschutzerziehung in den Schulen, die Schaffung von Anreizen mehr zu Fuß zu gehen, Rad zu fahren und Bus und Bahn zu nutzen. Die restlichen 200 000 Tonnen CO2-Reduktion sind noch vollkommen ungeklärt. Dieser Rest muss, wie es im Konzept heißt, "nachgesteuert" werden.