Mehr als 2000 kamen am Abend zur Großdemo. In der Nacht flogen Flaschen und Steine.
Hamburg. Einen Monat vor dem G-8-Gipfel in Heiligendamm haben insgesamt 900 Polizeibeamte bei einer bundesweiten Großrazzia gestern auf Anweisung der Bundesanwaltschaft 40 Objekte linksradikaler Gruppen, Privatwohnungen und Büros durchsucht. Dabei sollten Beweismittel für politisch motivierte Brandanschläge von militanten Globalisierungskritikern vor allem in Hamburg gesichert werden.
Schwerpunkt der Aktion: die Hansestadt. Ein Großaufgebot der Polizei brach die Rote Flora im Schanzenviertel auf, Beamte trugen Computer aus dem Kulturzentrum. Zudem durchsuchten Fahnder 13 weitere Objekte in Hamburg sowie Adressen in Berlin, Bremen, Niedersachsen und Schleswig-Holstein.
Die Bundesanwaltschaft ermittelt gegen 18 namentlich bekannte Verdächtige wegen der Bildung einer terroristischen Vereinigung. Sie wollen, so die Ermittler, den G-8-Gipfel "stören oder gar verhindern". Die Bundesanwälte beziehen sich damit vor allem auf zwei Serien von bereits begangenen Anschlägen in Hamburg und Berlin. So sollen die Verdächtigen für insgesamt zwölf Brandanschläge auf Autos, Häuser und Büros seit Juli 2005 verantwortlich sein. Seitdem sind etwa Autos von Affinerie-Chef Werner Marnette, Finanz-Staatssekretär Thomas Mirow (SPD) und Thomas Straubhaar, Direktor des Weltwirtschaftsinstituts, in Flammen aufgegangen. In Berlin ermittelt Generalbundesanwältin Monika Harms gegen Mitglieder der sogenannten "militanten gruppe", die Brandanschläge in der Hauptstadt verübt haben sollen.
"Wir sind bemüht, die Anschläge aufzuklären und weitere zu verhindern", sagte eine Sprecherin der Bundesanwaltschaft dem Abendblatt. Konkrete Hinweise auf geplante Anschläge habe man bislang aber nicht. Von den 18 Tatverdächtigen, gegen die wegen der Bildung einer terroristischen Vereinigung (Ý 129 a Strafgesetzbuch) ermittelt wird, wurde bislang keiner in Haft genommen. Dafür fehle es an einem dringenden Tatverdacht, sagte die Sprecherin der Bundesanwaltschaft.
Gestern Abend versammelten sich nach Polizeiangaben etwa 2000 Flora-Sympathisanten und G-8-Gegner zum Protest im Schanzenviertel. Die Kundgebung verlief zunächst friedlich, nach 22 Uhr flogen Flaschen und Steine. Die Polizei setzte Wasserwerfer ein. Auch in Berlin, Frankfurt, Göttingen und anderen deutschen Großstädten wurde demonstriert.