Kommentar
Dumping ist ein böses Wort. Es steht dafür, dass Unternehmen andere mit unfairen Mitteln benachteiligen und so Aufträge erhalten, bei denen regulär kalkulierende Anbieter gar nicht mithalten können. Dumping werfen Industriestaaten Schwellenländern vor. Dumping muss als Argument herhalten, wenn Verbände im weltweiten Wettbewerb gehört werden wollen.
Mit der Affäre um Antonia H., die als Zimmermädchen im Luxushotel Dorint für 2,46 Euro die Stunde putzen musste, rückt das Wort plötzlich viel näher an uns heran. Es beschreibt, wie Menschen, die nicht wissen, wie sie ihren Lebensunterhalt verdienen sollen, ausgenutzt werden können. Ganz leicht geht das. Wie im Fall Antonia H.: Da wird eine Arbeitsnorm festgesetzt, die nicht erfüllt werden kann.
Der Fall Antonia H. macht nachdenklich - aber nicht nur das. Er zeichnet ein schlechtes Bild davon, wie heute mit den Schwächsten unter den Arbeitnehmern umgegangen werden kann. Dieses Bild darf sich nicht verfestigen - so wie der Fall auch nicht mit einem Schulterzucken abgetan werden darf. Schon deshalb ist es gut, dass Wirtschaftssenator Gunnar Uldall für heute Vertreter der Gastronomie, der Gebäudereiniger und der Gewerkschaften einbestellt hat. Uldall ist empört. Das ist noch milde ausgedrückt.
Es gehört zum anständigen Umgang zwischen Arbeitnehmern und Arbeitgebern, dass der eine nicht versucht, den anderen über den Tisch zu ziehen. Erst wenn faire Bedingungen ausgehandelt sind, kann über wettbewerbsfähigere Kosten verhandelt werden. Das geht oft auch gemeinsam. Bei Antonia H. war das nicht der Fall. Sie wurde hintergangen, und als ihr das bewusst wurde - entlassen.