Sprecherin verteidigt Vorgehen als “üblich“. CDU und SPD attackieren Bezirksamtsleiterin Schroeder-Piller und fordern Konsequenzen.
In der Wandsbeker "Bordell-Affäre" wird der Druck auf Bezirksamtleiterin Cornelia Schroeder-Piller (CDU) immer größer. Jetzt wurde bekannt: Hans-Jürgen N., der vom Bezirksamt im September einen Vorbescheid für ein heftig umstrittenes geplantes Bordell an der Angerburger Straße erteilt bekommen hatte, betreibt bereits seit Jahren das Etablissement "Geizhaus" an der Ahrensburger Straße - ohne Nutzungsgenehmigung. Aber mit Duldung des Bezirksamtes. Das bestätigte Sprecherin Sonja Fessel auf Abendblatt-Anfrage: "Wir dulden den Betrieb, das ist durchaus nicht ungewöhnlich. Es geht von dieser Einrichtung keine aktuelle Gefahren- oder Beschwerdelage aus."
Der SPD-Bürgerschaftsabgeordnete Jan Balcke kritisiert: "Es ist schon grotesk. Seit Jahren wird hier illegal ein Bordell betrieben, und jetzt gibt es als Belohnung die Genehmigung für eine deutlich größere Fläche." Scharfe Kritik kommt auch von dem CDU-Bürgerschaftsabgeordneten Ralf Niedmers: "Das Bezirksamt muss dringend gegen dieses Bordell vorgehen. Es ist fragwürdig, warum die Verantwortlichen hier bislang tatenlos zusehen." Jan Balcke legt noch nach: "In Hamburg braucht man für alles eine Genehmigung. Aber dieses Bordell wird jahrelang geduldet. Da sieht man mal wieder, dass Frau Schroeder-Piller in ihrem Amt völlig überfordert ist." Niedmers ergänzt: "In der Wandsbeker Bordell-Affäre hat die Bezirksamtsleiterin bisher ein sehr unglückliches Krisenmanagement gezeigt."
Wie berichtet, hatte der Vorbescheid für das geplante Bordell mit 15 Zimmern an der Angerburger Straße zu großen Protesten aus der Bevölkerung und Politik geführt. Letztendlich hatte das Bezirksamt mitgeteilt, dass das Bordell nicht mehr verhindert werden kann. Ein Widerruf und eine Rücknahme des Vorbescheides seien rechtlich ausgeschlossen.
Doch jetzt behauptet der CDU-Bezirksabgeordnete Dennis Timmlau (26), der beim Bezirk Einsicht in die Akte "Angerburger Straße 20" genommen hatte, dass der Bezirk den Vorbescheid für das geplante Bordell gar nicht hätte erteilen müssen: "Bislang behauptete die Bezirksamtsleitung immer, dass bei der Erteilung des Vorbescheides keine planungsrechtlichen und somit politischen Entscheidungsspielräume bestanden hätten. Das ist schlichtweg falsch." So hat das Rechtsamt des Bezirks laut Timmlau bereits im Vorbescheidsverfahren per Gutachten empfohlen, sofort eine Veränderungssperre zu verhängen und eine Änderung des Bebauungsplanes Wandsbek 69/Tonndorf 29 einzuleiten, sofern eine Ablehnung des Bordells beabsichtigt würde. "Es hätte also sehr wohl eine Möglichkeit gegeben, das Bordell planungsrechtlich zu verhindern", so Timmlau. Das Bezirksamt wollte auf Anfrage zu den neuen Vorwürfen keine Stellung nehmen.
Unterdessen fordert der CDU-Abgeordnete Niedmers: "Wir erwarten, dass im Bezirk alle illegalen Bordellstandorte umgehend überprüft werden."