In der Affäre um ein geplantes Bordell in Wandsbek gerät Bezirksamtsleiterin Cornelia Schroeder-Piller (CDU) zunehmend unter Druck. Hamburgs...

In der Affäre um ein geplantes Bordell in Wandsbek gerät Bezirksamtsleiterin Cornelia Schroeder-Piller (CDU) zunehmend unter Druck. Hamburgs stellvertretender Datenschutzbeauftragter, Hans-Joachim Menzel, bezeichnete Äußerungen, die die Amtsleiterin im gestrigen Abendblatt-Interview machte, als "völlig unzulässig". Die Bezirksamtsleiterin hatte erklärt, aus Gründen des Datenschutzes einen bestehenden Antrag für ein Bordell der Öffentlichkeit verschwiegen zu haben. Datenschützer Menzel: "Das Recht schloss diese Veröffentlichung in keiner Weise aus." Er lege Wert darauf, da der Datenschutz "nicht selten als Verhinderer von Transparenz in der Verwaltung" vorgeschoben werde, schreibt Menzel in einer E-Mail an die Bezirksamtsleiterin, die dem Abendblatt vorliegt.

Wie berichtet, hatte das Bezirksamt nach Gerüchten über ein geplantes Bordell am Friedrich-Ebert-Damm per Pressemitteilung verlauten lassen, es lägen keinerlei Pläne für ein Großbordell vor. Zu diesem Zeitpunkt war jedoch bereits ein Antrag für ein Bordell mit 20 Zimmern an der Angerburger Straße gestellt worden, was amtsintern auch bekannt war.

Ilse Drews von der Bürgerinitiative "Wandsbek wehrt sich" befürchtet, das Bordell könne die Bildung eines Straßenstrichs in der Nachbarschaft begünstigen: "Der Bezirk muss endlich handeln." Mit den Protesten vieler Wandsbeker erhöht sich auch der Druck in der eigenen Partei auf Schroeder-Piller. So fordert der CDU-Bezirksabgeordnete Timo Stehn (33) in einer E-Mail, die dem Abendblatt ebenfalls vorliegt: "Vor dem Hintergrund der ausufernden Diskussionen um die geplante(n) Bordellansiedlung(en) am und rund um den Friedrich-Ebert-Damm möchte ich Sie bitten, kurzfristig zu handeln und entsprechende Pläne zu stoppen." Stehn glaubt, dass die Ansiedlung von Bordellen durch eine kurzfristige "Veränderungssperre" für das Bebauungsplangebiet problemlos möglich wäre.

Die SPD kündigte an, die Rolle des ehemaligen leitenden Mitarbeiters der Baubehörde, Ulrich Niere, in der Bordell-Affäre per Senatsanfrage prüfen zu lassen. Der Rechtsanwalt vertritt die Bodellbetreiberfirma Geizhaus im Genehmigungsverfahren. Bis November, also zeitgleich, hatte er jedoch auch einen Beratervertrag bei der Behörde in Sachen Baurecht. Möglicherweise verletzt der ehemalige Angestellte der Stadt damit eine Berufsnorm: Rechtsanwälte dürfen nicht abwechselnd die Interessen gegnerischer Parteien in einer Rechtssache vertreten.