Hamburg. Direkt an den Zeisehallen hat das Restaurant Juan sin Miedo eröffnet. Warum sich Gäste hier die Finger schmutzig machen sollen.

Mehr als 40 Jahre lang war die Filmhauskneipe direkt neben den Zeisehallen in Ottensen Treffpunkt von Kinofans, Filmschaffenden und Nachbarn, die letzten 25 Jahre unter der Leitung von Ewald Kuhn. Als der Wirt im vergangenen Jahr das Ende der Stammkneipe verkündete, war das Bedauern der Stammgäste daher groß.

Doch seit einigen Wochen leuchtet wieder Licht in den Räumlichkeiten der ehemaligen Kult-Kneipe – und auch das fröhliche Stimmengewirr dürfte für Passanten nicht zu überhören sein. Ohne viel Aufsehen ist hier das neue Restaurant Juan sin Miedo entstanden, das vergangenen Monat zum ersten Mal seine Türen öffnete.

Ex-Filmhauskneipe in Hamburg-Ottensen: Hier eröffnete Restaurant Juan sin Miedo

„Wir haben hier am 28. November mit einem Soft opening gestartet – das aber ziemlich schnell zum Hard opening wurde“, witzelt Inhaber Miguel Zaldivar beim Vor-Ort-Besuch. Gemeinsam mit den Gastronomen Aurelio Moreno und Xavier López, Betreiber des Restaurants Tigre, hat der 44-Jährige nun die Nachfolge für die Räumlichkeiten in Ottensens Bestlage angetreten – und hier seine Vision von moderner mexikanischer Küche in Hamburg verwirklicht, die sich auch in der Gestaltung des Restaurants wiederfindet.

Von außen sieht die ehemalige Kult-Kneipe noch aus wie immer. Doch im Inneren ist alles anders. © FUNKE Foto Services | Roland Magunia

Vom ehemalig rustikalen Kneipencharakter der Filmhauskneipe ist nichts geblieben, „wir haben alles kernsaniert“, sagt Zaldivar, der selbst gebürtiger Mexikaner ist und erst vor 14 Jahren nach Hamburg zog. Wie die mexikanische Kultur sollte auch das Restaurant bunt werden: Die beiden Räume erstrahlen jetzt in Rosa und Grüntönen, auch Spiegel, die die Räume optisch vergrößern, wurden installiert.

Im Juan sin Miedo in Ottensen werden handgemachte Tortillas serviert

Absolutes Highlight sind jedoch die bunten Wandmalereien, die mexikanische Personen abbilden. „Dafür sind zwei Künstler extra aus Mexiko angereist und haben hier 20 Tage lange die Wände bemalt“, erzählt Zaldivar. Alles in allem hätten die Arbeiten weit mehr Zeit in Anspruch genommen als geplant. „Eigentlich wollten wir schon im August eröffnen, um unsere Terrasse richtig nutzen zu können“, gesteht der Vater von zwei Kindern. Rund 100 Personen könnten auf der Außenfläche bewirtet werden, im Inneren des Restaurants gibt es Platz für 78 Gäste.

Doch umso glücklicher sei er nun, dass der Betrieb laufe: „Wir sind abends wahnsinnig gut besucht, und ich bin dankbar, dass die Leute sich trauen, zu uns zu kommen.“ Denn: Auf der Speisekarte stehen traditionelle mexikanische und in Deutschland weitgehend unbekannte Gerichte wie Birria (vier warme Tortillas, Rinderbrust und Rinderbäckchen, Rindfleischsuppe, Zwiebeln, Koriander; 17 Euro) oder Pulpo Zarandeado (gegrillter Oktopus, schwarze Bohnen, Chili-Mayonnaise, frische, warme Tortillas; 17,50 Euro). Das Besondere daran: „Wir machen unsere Tortillas mit einem aufwendigen Spezialrezept selbst“, sagt Zaldivar.

Hamburger Gastronom betreibt auch Restaurant im Le big Tam Tam

Der Gastronom und Koch wolle, dass sich die Leute im Juan sin Miedo wie zu Hause fühlen. „Bei unseren Gerichten müssen sich die Gäste beim Essen die Finger dreckig machen. Und sie sollen fühlen: Hier darf man das“, so der Hamburger. Er selbst vermisse Mexiko und die Kultur häufig – „manchmal ist das Leben einfach ein bisschen zu ernst in Deutschland.“ Umso wohler fühle er sich jetzt in seinem neuen Restaurant.

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„Der Laden hier hat einfach eine richtig gute Energie. An anderer Stelle meiner Betriebe war es oft schwieriger, hier passt alles“, erklärt Zaldivar und bezieht sich damit auch auf das von ihm geführte Miguelez im Le big Tam Tam. Erst kürzlich hatte der Gastronom für das Restaurant Insolvenz angemeldet – aktuell stecke der Betrieb in der Sanierungsphase, so der Gastronom. Als vorläufiger Insolvenzverwalter wurde Rechtsanwalt Ingmar Jarchow bestellt. „Das Miguelez und Juan sin Miedo haben aber nichts miteinander zu tun“, betont Zaldivar.

Restaurant Hamburg: Im Juan sin Miedo soll es bald auch Mittagstisch geben

Für das Juan sin Miedo plane das Inhaber-Trio nun erst mal eine große Eröffnungsparty im Januar. Ab Februar solle es dann auch einen Mittagstisch geben, „und langfristig möchte ich an Sonnabenden und Sonntagen auch mexikanischen Brunch servieren“, so Zaldivar.