Hamburg. Das Abendblatt erklärt, was sich hinter den Türen im Elbtunnel befindet – und welche Fluchtwege bei Brand, Panne oder Unfall hinausführen.
Es ist ein kleines Rätsel des Alltags für all jene Menschen, die regelmäßig durch den Elbtunnel fahren: Wohin führen die grün ausgeschilderten Notausgangstüren, die in regelmäßigen Abständen in der Elbe-Unterführung leuchten? Das Abendblatt hat kürzlich bei einem Training vor Ort erfahren, wie man im Notfall aus dem Elbtunnel flieht.
„Achtung, hier spricht die Polizei, verlassen Sie Ihr Fahrzeug und begeben Sie sich zu den Notausgängen“, tönt es laut und deutlich aus den Lautsprechern. Andree Poggendorf von der Elbtunnel-Betriebszentrale und Tunnelmanager Benjamin Hufeld simulieren den Notfall. Das ist möglich, weil an diesem Tag Röhre 1 des Elbtunnels wegen Bauarbeiten für den Verkehr gesperrt ist.
Elbtunnel Hamburg: Diese Fluchtwege retten Menschen bei Gefahr
Die Röhre ist am Testtag beinahe autofrei, nur einige Dienstfahrzeuge des Tunnelmanagements stehen darin. Die Beleuchtung am Seitenstreifen schaltet sich in so einer Situation automatisch auf ihre volle Stärke, an den Fluchtweg-Hinweissäulen blinkt jeweils eine weiße Leuchte.
Außerdem stehen die Ziffern 240 und 15 darauf. Sie signalisieren, wie weit die Nottüren entfernt sind. Das bedeutet: Entweder läuft man von hier aus 240 Meter nach links oder 15 Meter nach rechts. „In welche Richtung Sie sich am besten begeben, entscheiden Sie im Notfall – abhängig davon, wo sich die Gefahrenquelle befindet“, sagt Tunnelmanager Hufeld.
Warum in Fluchtbereichen im Elbtunnel Überdruck erzeugt wird
15 Meter weiter lässt sich die grüne Schiebetür des Fluchtwegs seitlich öffnen. Im Inneren des Fluchtbereichs hängen eine Kamera und ein Lautsprecher von der Decke, an der Wand sind ein Telefon und ein Feueralarm-Knopf befestigt. Das Personal in der Betriebszentrale kann auf einem Bildschirm das Innere aller Fluchbereiche einsehen. Über das Telefon erreichen die Betroffenen im Tunnel die Zentrale.
„Folgen Sie unbedingt den Ansagen der Zentrale“, sagt Poggendorf. Das Tunnelpersonal ist extra darauf geschult, in gefährlichen Situationen präzise zu erklären, was zu tun ist. Meist verharren die betroffenen Personen bei einem Fahrzeugbrand erst einmal in den Fluchtbereichen. „Hier wird ein Überdruck erzeugt, um zu verhindern, dass Rauch einströmt und Menschen zu Schaden kommen“, erklärt Hufeld. Gleichzeitig laufe in der betroffenen Röhre im Brandfall die Entrauchungsanlage.
A7: Bei Gefahrenlage wird Elbtunnel schnellstmöglich gesperrt
Eine weitere grüne Tür auf der anderen Seite des Raumes führt zur nächsten Tunnelröhre. Autos und Lkw rauschen noch hindurch. In einem echten Notfall ist das anders: „Bei einer Gefahrenlage wird der Elbtunnel so schnell wie möglich gesperrt und der Verkehr umgeleitet“, erklärt Tunnelmanager Hufeld. Abgesehen von der betroffenen Röhre ist der Tunnel also im Idealfall binnen weniger Minuten leer.
Während das Personal der Elbtunnel-Betriebszentrale in erster Linie den Verkehr koordiniert, arbeiten weitere Kräfte vor Ort. „Die Feuerwehr Hamburg und die Polizei leisten einen großen Beitrag zur Sicherheit im Tunnel“, betont Poggendorf. Kommt es zu einem Brand oder anderen gefährlichen Ereignissen in einer der Röhren, ist die Feuerwehr zuständig, den Brand zu löschen und betroffene Menschen zu retten.
Mehr zu Elbtunnel und A7
- A7 wird im Dezember erneut an einem Wochenende voll gesperrt
- 75 Prozent fertig: Bau am neuen Elbtunnel ist aber kein Kinderspiel
- A7 in Bahrenfeld: So kompliziert wird es jetzt für Autofahrer
Notfall im Elbtunnel: Feuerwehr und Polizei retten Menschen aus den Röhren
„Stellt sich heraus, dass sich das Ereignis länger hinzieht, bleiben die Betroffenen nicht im Fluchtweg stehen“, sagt Tunnelmanager Hufeld. „Polizei und Feuerwehr starten dann ihr Evakuierungsprogramm.“ Einige Fluchträume im Tunnel sind mit der Elbtunnel-Betriebszentrale über dem Elbtunnel im Grothpark verbunden – hier kommt aber nur geschultes Personal hin.
Für fliehende Menschen gibt es eine andere Vorgehensweise: Sie werden entweder über die nächstgelegene freie Röhre hinausgeleitet oder mit Bussen aus dem Tunnel herausgefahren – die wenigen Fahrzeuge, die im Notfall den Elbtunnel noch passieren dürfen.