Hamburg. Musikschule und Akademie sollen von Sülldorf ins Quartier Kolbenhöfe umziehen. Aber der Zeitplan geht nicht auf. Wie es weitergeht.
- Die Eröffnung des Neubaus des Hamburger Konservatoriums verzögert sich aufgrund von baulichen Herausforderungen.
- Insbesondere die Sanierung der denkmalgeschützten Altbaufassaden hat mehr Zeit in Anspruch genommen als geplant.
- Die Bauverzögerung hat gravierende Auswirkungen auf die Musikschule und ihre Schüler. Rund 2000 Schüler sind von Unterrichtsausfällen betroffen.
In fast allen Stockwerken des Neubaus in Ottensen wird gearbeitet. Im Treppenhaus riecht es nach frischer Farbe, in den Räumen stapeln sich Umzugskartons und Musikinstrumente. Der Boden des neuen Konzertsaals im Erdgeschoss wird an diesem Morgen erst versiegelt. Und im Foyer hängt ein Handwerker gerade den Schriftzug des Hamburger Konservatoriums auf, darunter ist der Empfangsbereich noch Mauerwerk. Dabei sollte hier vor zwei Wochen die Einweihungsparty steigen.
Doch von einer Eröffnung ihres Neubaus ist die Musikschule weit entfernt. Es gibt – wie bei Hamburger Bauprojekten derzeit fast üblich – eine Verzögerung. Drei Monate ist man dem Zeitplan hinterher. Mit Folgen für Mitarbeiter, Kita-Eltern und für rund 2000 Schüler, die vom Unterrichtsausfall betroffen sind.
Musikschule Hamburg: Konservatorium im Quartier Kolbenhöfe in Ottensen ist noch Baustelle
„Das sind jetzt zwei ganz schwere Monate“, formuliert es Markus Menke, Leiter der Musikschule. Insgesamt habe das Neubauprojekt im Quartier Kolbenhöfe drei Monate Verzug. Den ersten Monat konnte die Schule aufgrund der Sommerferien gut abfedern. Doch jetzt braucht es dringend die Büros, die Kita und vor allem die Unterrichtsräume. Der alte Standort an der Sülldorfer Landstraße wurde bereits geräumt. Da der 29-Millionen-Euro-Neubau aber nicht fertig ist, „stehen 2000 Kinder auf der Straße“, sagt Menke.
Die Lehrer des Konservatoriums versuchen zwar via App, die während der Corona-Pandemie zum Einsatz kam, den Kontakt zu den Schülern zu halten. Aber das sei kein Ersatz für den Unterricht. „Wir merken, dass nun zum neuen Schuljahr auch Anmeldungen ausbleiben“, berichtet der Musikschulleiter. Zumindest auf den Kosten bleibt das Konservatorium wohl nicht sitzen. Man befände sich dazu in konstruktiven Gesprächen mit dem Bauträger, so Menke.
Hamburger Musikschule zieht von Sülldorf nach Ottensen in barrierefreies Gebäude um
Das Hamburger Konservatorium gilt als älteste Musikausbildungsstätte Norddeutschlands und hatte lange seinen Standort in einem angemieteten Gebäude am S-Bahnhof Sülldorf. Allerdings war der Zugang nicht barrierefrei, was einer der Anlasspunkte war, sich schon vor Jahren um einen Neubau oder eine Alternative zu der Fläche zu bemühen.
Nachdem die Pläne in Sülldorf gescheitert waren, sicherte man sich ein Grundstück mit Bauverpflichtung im neuen Quartier Kolbenhöfe. Rheinmetall Immobilien und das Bauunternehmen Otto Wullf entwickeln die ehemalige Industriefläche an der Friedensallee 128, auf der Gewerbe und Wohnen vorgesehen sind. Im hinteren Bereich des Quartiers nahe der S-Bahngleise entsteht derzeit die Musik.Werk.Stadt auf einem 4646 Quadratmeter großen Grundstück.
Musikschule in Ottensen verfügt über zwei Konzertsäle und 60 Unterrichtsräume
60 Unterrichtsräume, zwei Konzertsäle, elf Kita-Räume und zwei Kita-Außenspielflächen sind geplant. Sie sollen wöchentlich 2300 Musikschülerinnen und -schülern, 400 Studierenden und 115 Kita-Kinder Platz bieten. Dabei setzt sich der Komplex aus einem denkmalgeschützten Altbau zusammen, der entkernt und genutzt wird, sowie einem angrenzenden Neubau. Und genau diese Mischung bereitet offenbar Schwierigkeiten.
„Das ist ein sehr komplexes Gebäude“, erklärt Musikschulleiter Menke. „Vor allem die Sanierung der alten Fassaden hat viel Zeit in Anspruch genommen.“ Letztlich konnte der Bauträger den Zeitplan nicht einhalten und die für September geplante mehrtägige Öffnungsparty fiel ins Wasser.
Musikschule in Ottensen: Kita-Eröffnung verzögert sich um Monate, Plätze wieder frei
Auch die vorgelagerte Eröffnung der angegliederten Musik-Kita im August musste abgesagt werden. Sie ist jetzt für Anfang November vorgesehen. Für einige betroffene Eltern war das machbar, für andere nicht. 32 Plätze sind frei geworden. „Die Nachfrage ist gut und das Konzept etwas Besonderes“, sagt Menke, der die Umstände bedauert und hofft, dass die Kita bald ihre Arbeit aufnehmen kann.
Der Zeitplan sieht jetzt so aus, dass in den anstehenden Herbstferien der restliche Umzug vonstattengehen soll. Bis Ende November müssen alle Bauarbeiten beendet und die Kartons ausgepackt sein, denn dann soll die Eröffnungsparty nachgeholt werden.
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Vom 22. bis zum 24. November erstreckt sich das Programm, bei dem der Neubau der Musik.Werk.Stadt im Lilly-Giordano-Stieg 1 vor allem musikalisch gefeiert wird. Und zwar folgendermaßen:
- JazzNight am Freitag, 22. November, von 19.30 Uhr an
- Tag der offenen Tür und Infotag Akademie am Sonnabend, 23. November, 10 bis 16 Uhr
- Vielfaltskonzert am Sonnabend, 23. November, 19 Uhr
- Sonntagskonzert für Familien mit Kindern im Vorlesealter am Sonntag, 24. November, 11 Uhr