Hamburg. Hamburgs Stadtteile näher betrachtet: Trotz wenig Platz wird in Ottensen gebaut. Was Immobilien kosten, wann eingezogen werden kann.
Viel Platz ist im knapp drei Quadratkilometer großen Ottensen für die Stadtentwicklung nicht. Doch dank alter Industrieflächen, die für den Wohnungsbau erschlossen wurden, gibt es derzeit und in den kommenden Jahren durchaus die Chance, in dem begehrten Stadtteil eine Wohnung zu finden. Das gilt für Eigentümer wie auch für Mieter. Aber das Wohnen in Ottensen hat seinen Preis.
Wo früher in großen Werkshallen Kolben für Schiffsmotoren gefertigt wurden, entsteht aktuell ein urbanes und vielfältiges Quartier, das Wohnen und Arbeiten vereint. Ein Beispiel ist das Projekt Schmelze mit 16 modernen, bezugsfertigen Eigentumswohnungen, die Teil der Quartiersentwicklung „Kolbenhöfe“ sind.
Immobilien in Hamburg: Preise in Ottensen 50 Prozent über dem Hamburger Durchschnitt
13 Einheiten sind noch zu verkaufen, heißt es vom zuständigen Makler Peters+Peters. Die Preise der Zwei- bis Vierzimmerwohnungen reichen von knapp 500.000 Euro bis zu 869.000 Euro, der Preis pro Quadratmeter Wohnfläche liegt bei rund 8500 Euro. Weitere sechs noch verfügbare Wohnungen in dem Projekt werden unter dem Namen Stadtklang von Grossmann & Berger verkauft. Die Preise sind ähnlich.
Ottensen, eine der attraktivsten Wohngegenden der Hansestadt mit Elbzugang, schönen Villen und einer sehr vielfältigen Geschäftswelt, ist schon bei den Durchschnittspreisen deutlich teurer als Hamburg. Nach den Daten des Immobilienportals ImmoScout24 liegt der aktuelle Durchschnittswert von knapp 7000 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche fast 50 Prozent über dem Hamburger Mittelwert. Dennoch sind die Preise auch hier während der Immobilienkrise vom zweiten Quartal 2022 bis zum zweiten Quartal 2024 um rund zehn Prozent gefallen.
Sanierte Altbauten können bis zu 10.000 Euro pro Quadratmeter kosten
„Die Preisspanne in Ottensen liegt unter Einschluss der Bestandsobjekte so zwischen 6500 und 10.000 Euro pro Quadratmeter“, sagt Christian Peters vom Maklerunternehmen Peters+Peters. „Ein sehr gut sanierter Jugendstilbau kann auch einmal an die 10.000 Euro heranreichen. Aber oberhalb dieser Marke wird die Luft sehr dünn.“ Ohnehin kämen nur wenige Altbauten auf den Markt. Sehr teure Lagen sind nach Einschätzung des Maklers Fischers Allee und die Bleickenallee.
Auch Neubauten sind vom Preisrückgang der vergangenen zwei Jahre nicht verschont geblieben. Nach einer Studie des Hamburger Maklers Grossmann & Berger haben sich die Preise der neu in die Vermarktung gestarteten Neubauprojekte für das erste Halbjahr wieder auf dem Niveau von 2021 eingependelt. Wie aus Branchenkreisen zu hören ist, hatten auch die Wohnungen der Schmelze schon einmal höhere Verkaufspreise.
Neubauwohnungen werden jetzt wieder schneller verkauft
„Wir sehen jetzt wieder ein größeres Interesse an den noch zu verkaufenden Neubauwohnungen, die Vermarktungszeit von der ersten Besichtigung bis zur Unterschrift beim Notar hat sich deutlich verkürzt“, sagt Peters, dessen Firma Peters+Peters die Wohnungen des Projekts Schmelze verkauft, die von der Hamburger Bauunternehmung Otto Wulff errichtet wurden.
Doch die Auswahl in Ottensen ist noch größer. Denn nicht nur auf dem ehemaligen Kolbenschmidt-Areal wurde Platz für Wohnungen und Gewerbe geschaffen, sondern auch auf dem ehemaligen Euler-Hermes-Areal realisiert Quantum 460 weitere Miet- und Eigentumswohnungen. Der Vertrieb von 138 Eigentumswohnungen durch Engel & Völkers unter dem Projektnamen Charlotte läuft bereits. 45 Wohnungen sind noch verfügbar. Die Preise sind noch etwas höher als bei der Schmelze, denn selbst für kleine Wohnungen im Erdgeschoss werden rund 8900 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche fällig.
Kolbenhöfe in Ottensen: Wohnquartier der kurzen Wege
„Obwohl es auf dem ehemaligen Kolbenschmidt-Gelände eine sehr verdichtete Bebauung gibt, sind die Wohnungen sehr begehrt, was wir auch bei der Vermietung spüren“, sagt Peters. „Durch die Einbindung von Gewerbe wie Tischlerei, Schlosserei oder Kfz-Werkstätten ist es ein Wohngebiet der kurzen Wege“, so Peters. Außerdem sei die Anbindung an die Innenstadt wie die Elbe zur Erholung super. Dazu komme eine große Vielfalt an inhabergeführten Geschäften wie die Buchhandlung Christiansen und unzählige Cafés und Restaurants.
Trotz der dichten Besiedlung gibt es grüne Oasen: Der Altonaer Balkon bietet einen grandiosen Blick auf Hafen und Köhlbrandbrücke und Donners Park südlich der Elbchaussee lädt wie der Heine-Park zum Durchatmen ein, um dem Gewimmel auf der Ottenser Hauptstraße zu entgehen.
Einfamilienhäuser gibt es kaum in Ottensen
Klassische Einfamilienhäuser gibt es kaum in Ottensen. „Die Gründe dafür liegen in der Stadtentwicklung und Geschichte von Ottensen. Hinzu kommen die dichte Bebauung und städtebaulichen Vorgaben“, sagt Sandra Lundt, Geschäftsstellenleiterin bei von Poll Immobilien Hamburg-Elbvororte. „Die Grundstückspreise sind aufgrund der städtischen, zentralen Lage sehr hoch, sodass die absolut seltenen und begehrten Grundstücke eher innerhalb der Familie vererbt werden oder bereits vor der öffentlichen Vermarktung den Besitzer wechseln.“
Inklusive der Neubauwohnungen werden knapp 40 Wohnungen in Ottensen laut dem Immobilienportal ImmoScout24 zum Verkauf angeboten. Eine 73 Quadratmeter große Jugendstilwohnung soll nach Sanierung rund 670.000 kosten. Noch teurer ist eine gleich große Wohnung, ebenfalls saniert, für 780.000 Euro, denn hier liegt der Quadratmeterpreis bei fast 11.000 Euro.
Unter 7000 Euro pro Quadratmeter gibt es nur sehr wenige Wohnungen. Eine Preissenkung von mehr als 20 Prozent hat bereits eine fast 150 Quadratmeter große Wohnung in einem schlichten Bau aus den 1960er-Jahren erfahren. Wer sich von der Inneneinrichtung mit vielen Holzeinbauten nicht abschrecken lässt, zahlt nur rund 5200 Euro pro Quadratmeter für die gepflegte Wohnung. Der Haken könnte das hohe Wohngeld sein, das zusammen mit der Instandhaltungsrücklage fast 1000 Euro ausmacht.
Immobilien Hamburg: Mietwohnungen kommen bald wieder auf den Markt
Wer eine Wohnung in Ottensen mieten will, muss darauf warten, dass weitere Bauprojekte fertiggestellt werden. „Wir haben im vergangenen Jahr 163 kleine und große Wohnungen des Projektes KOHO innerhalb kurzer Zeit vermietet, obwohl die Miete im Schnitt bei 21,65 Euro lag“, sagt Peters. Bis zur Fertigstellung waren bereits über 95 Prozent der Einheiten vermietet. Es gab auch 26 öffentlich geförderte Mietwohnungen für eine Kaltmiete von 8,90 Euro – inklusive Parkett und Fußbodenheizung. Weitere Mietwohnungen entstehen derzeit.
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Bestandsobjekte zur Vermietung kommen kaum in die Immobilienportale. Wie ein Blick auf ImmoScout24 zeigt, sind dort die überwiegende Zahl der angebotenen Mietwohnungen nur für den Wohnungstausch vorgesehen. Die meisten wollen ihr Quartier möglichst nicht verlassen und suchen nur eine größere Wohnung.