Hamburg. Ganztagsschule, Struensee- und Deutsch-Französisches-Gymnasium betroffen. Eröffnungstermin unklar. Die Begründung überrascht.
Für den 19. September ist das Richtfest auf dem Campus Struenseestraße in Altona geplant. Dann soll die Fertigstellung des Rohbaus gefeiert werden, ein Meilenstein für ein Hamburger Vorzeigeprojekt in Sachen Schulbau. So die Theorie. Praktisch ist vielen Beteiligten derzeit nicht zum Feiern zumute.
Denn „mit Abschluss des Rohbaus ist nun jedoch erkennbar, dass der geplante und vertraglich vereinbarte Fertigstellungstermin nicht eingehalten werden kann“, heißt es in einem Schreiben, das kürzlich die drei betroffenen Schulleiter erreichte. Darin informiert die Schulbehörde über die Konsequenzen – bis zu sechs Monate Verzögerung bei den Schulen, keine fertige Sporthalle, Baustellen im Umfeld bis 2027 – und über die Gründe, die überraschen. Denn schuld ist demnach die Deutsche Bahn.
Schule Hamburg: Neuer Campus in Altona nicht fertig – schuld ist die Deutsche Bahn
Warum die Deutsche Bahn jetzt auch noch zu Verzögerungen beim Hamburger Schulbau führt? Die Schulbehörde führt als Begründung für die Bauverzögerungen die unmittelbare Nähe der geplanten neuen Gebäude zum S-Bahn-Tunnel an. Der Campus entsteht nahe der Station Königstraße, was in mehrfacher Hinsicht offenbar Probleme nach sich zog.
So seien durch die Lage Maßnahmen erforderlich gewesen, „die gemeinsam mit der Deutschen Bahn – als Eigentümer und Betreiber des Verkehrsbauwerks – detailliert und zeitaufwendig für eine Baudurchführungsvereinbarung abgestimmt werden“ mussten. Als ein konkretes Beispiel führt die Schulbehörde an, dass die Deutsche Bahn erst einer eingeschränkten Überfahrbarkeit des Tunnels zugestimmt hatte, nachdem ein vom Eisenbahnbundesamt zugelassenes Ingenieurbüro die nötigen komplexen statischen Berechnungen sowie Nachweise erbracht hatte und diese geprüft worden waren.
Schule Hamburg: Behörde räumt ein, dass keine weitere Beschleunigung möglich ist
„Die Ergebnisse aus Planungs-, Abstimmungs- und Genehmigungsprozessen haben zu einer vollumfänglichen Neujustierung der Baustellenlogistik, des Bauprozesses sowie zu einem verzögerten Baubeginn geführt“, erklärt die Schulbehörde in dem Schreiben weiter. Und ähnlich wie bei einer Fahrt mit der Deutschen Bahn, hofften die Beteiligten die Verspätung wieder einholen zu können. Das ist misslungen.
„Auch wenn die Baufirmen mit Hochdruck und in enger Abstimmung mit Schulbau Hamburg an der Fertigstellung der Baumaßnahme arbeiten, lässt die Baustellenlogistik am Standort keine weitere Beschleunigung mehr zu“, schreibt die Schulbehörde.
Die Folge für die einzelnen Schulen:
- Die Bauzeit für die Ganztagsschule an der Elbe samt Einfeld-Sporthalle verzögert sich voraussichtlich um drei Monate von ursprünglich Mai 2025 auf August 2025. Wegen der intensiven Bauarbeiten an den anderen Schulen und an den Außenanlagen wird die Ganztagsschule zunächst nur eingeschränkt zugänglich und nutzbar sein.
- Die Schulgebäude für das Struensee-Gymnasium und für das Deutsch-Französische-Gymnasium werden sogar erst sechs Monate später fertig.
- Nach aktueller Planung sollen die Bauarbeiten an allen drei Schulen und für große Teile der dazugehörigen Außenanlagen im November 2025 abgeschlossen sein.
- Aber auch dann ist nicht Schluss mit der Baustelle: Denn die Dreifeld-Sporthalle soll nun erst im Jahr 2026 nutzbar sein. Bis voraussichtlich 2027 baggert zudem die Deutsche Bahn selbst noch an einem neuen Zugang zur Haltestelle Königstraße. Diese um ein Jahr später begonnenen Bauarbeiten könnten die Erschließung der Schulen von Norden einschränken.
- Einzugstermine für die Schulen stehen nicht fest. Die Schulleiter sollen die Übergangslösung mit Verbleib an den alten Standorten bei der Planung berücksichtigen, was vor allem für neue Schüler am Deutsch-Französischen Gymnasium relevant ist, das dann ein halbes Jahr länger in Lokstedt verbleibt.
CDU in Hamburg kritisiert Verzögerung beim Schulbau: „schlechte Bauplanung“
Tausende Schüler, Eltern, Lehrer sind betroffen, für die es nicht nur später losgeht, sondern die dann auch auf einer Baustelle unterrichten und lernen sollen. Ursprünglich sollte 2023 der Schulcampus an den Start gehen. Nun wird es 2025/2026. Für Anke Frieling, stadtentwicklungspolitische Sprecherin der CDU-Bürgerschaftsfraktion, ist das ein Unding. „Viele Schulen in Altona platzen aus allen Nähten – und auf dem Campus Struenseestraße ist jahrelang nichts passiert“, kritisiert sie.
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Immer wieder „überrasche“ die Tatsache, dass auch die Belange der Bahn berücksichtigt werden müssen. Die schlechte Bauplanung werde auf dem Rücken der Schülerinnen und Schüler ausgetragen, die nun zum Teil ihre gesamte Schulzeit in einem Provisorium verbringen werden.