Hamburg. Nach erneuten Badeunfällen in Blankenese beschließen Politiker ganzes Maßnahmenpaket. Was sie fordern und helfen soll.

Seit 48 Jahren liegt ein Teil des Schiffes „Uwe“, nach einem Unfall auf der Elbe, am Strand von Blankenese. Das Wrack ist ein beliebtes Fotomotiv und Ausflugsziel. Aber das könnte sich jetzt ändern. Denn „Uwe“ lockt auch Badende an, die trotz aller Warnungen bis zum Schiff schwimmen oder sogar vom Wrack ins Wasser springen. Mit teils tödlichen Folgen.

In den vergangenen Jahren kam es eben an dieser Stelle des Elbstrands mehrfach zu tödlichen Badeunfällen. Im August war hier zuletzt ein Mädchen beim Schwimmen versunken und nicht wieder aufgetaucht. Helfer suchen bis heute nach der Zehnjährigen. Für die Politik in Altona ist das erneute Unglück Anlass, weitere Schritte zu gehen, um den gefährlichen Strandabschnitt endlich sicherer zu machen. Und auch die Blankeneser wollen helfen.

Zu viele Badetote in der Elbe: Schiffswrack „Uwe“ vom Elbstrand soll weg

Am Donnerstag hat eine Mehrheit in der Bezirksversammlung daher eine ganze Reihe an Maßnahmen beschlossen. Darunter findet sich auch die Forderung, das Wrack „Uwe“ zu entfernen. Da das Heck bereits seit Jahrzehnten hier liegt und den Bezirkspolitikern klar ist, dass es dauern könnte, bis sich die zuständige Hafenbehörde (HPA) zu einem kostspieligen Entfernen durchringt, soll bis dahin das Schiffswrack „Uwe“ gegen unzulässiges Betreten deutlich sichtbar abgesichert werden. So heißt es in dem gemeinsamen Antrag von Grünen, CDU, Volt und SPD.

Das sind die beschlossenen Forderungen für mehr Sicherheit an der Elbe:

  • Es werde eine Darstellung der Hafenbehörde verlangt, ob und inwieweit ein Entfernen des Wracks möglich ist.
  • Gleichzeitig soll durch Hinweisschilder viel deutlicher auf die Gefahren der Abbruchkante (der steile Bereich nahe der Fahrrinne) in der Elbe hingewiesen werden. Zudem müsse die Möglichkeit einer Schwimmleine in dem Bereich geprüft werden.
  • Es wird erneut gefordert, die begehbaren Schifffahrtszeichen (Quermarkenfeuer) vor den Strandabschnitten Övelgönne und dem Wrackstrand in Blankenese effektiv gegen Hinaufklettern durch Unbefugte und Herunterspringen zu sichern. Auch sie werden, wie berichtet, gern von Badenden genutzt.
  • Dort und an dem Dalben neben dem Wrack soll eine Beschilderung in Richtung Strand erfolgen, mit einem Hinweis auf die Strömung und die damit verbundenen tödlichen Gefahren.
  • Die Schulbehörde wird aufgefordert, sicherzustellen, dass in den örtlichen Schulen ausführlich über die tödlichen Gefahren des Badens in der Elbe aufgeklärt wird.
  • Zudem wollen die Politiker die Schwimmlernoffensive erneut starten und mindestens bis zum Jahr 2027 fortsetzen. Dabei solle die Behörde für Sport insbesondere prüfen, warum bislang einige Bäder wie etwa das Hessebad des Gymnasiums Blankenese oder das Freibad im Osdorfer Born nicht für breit angebotenen Schwimmunterricht genutzt werden.
  • Dazu wird eine Social-Media-Kampagne in Zusammenarbeit mit der DLRG für eine zielgruppengerechte Aufklärung vor den Gefahren des Badens und Schwimmens in der Elbe gefordert.
  • Außerdem sollen Abläufe und Ausrüstung der Retter vor Ort geprüft werden, um alle Möglichkeiten einer erfolgreichen Rettung vollumfänglich ausschöpfen zu können.

CDU warnt: „Zwischen Spaß und Lebensgefahr liegt nur ein einziger Schritt“

„Bei Niedrigwasser reicht das knietiefe Wasser, das zum Plantschen einlädt, bis zur Abrisskante der Fahrrinne. Zwischen Spaß und Lebensgefahr liegt nur ein einziger Schritt“, sagt Antje Müller-Möller, CDU-Abgeordnete aus Blankenese. Sie fordert: „Die HPA muss ihrer Verkehrssicherungspflicht für das Unterwasserbauwerk Fahrrinne endlich gerecht werden und eine umfassende Strategie entwickeln, die nachhaltig vor den Risiken des Badens in der Elbe aufklärt und schützt.“

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Dana Vornhagen, neue Vorsitzende der Grünen in Altona, erklärt: „Solange Warnhinweise ignoriert werden, wird es keine 100-prozentige Sicherheit geben. Umso wichtiger ist es uns, über die Gefahren noch intensiver aufzuklären – mit Schildern, über die sozialen Medien, in Schulen und anderen Einrichtungen. Wenn uns das gelingt, wird der nächste Sommer hoffentlich unfallfrei.“

Hamburg-Blankenese: Anwohner starten Info-Kampagne nach Badeunfällen

Darauf hoffen auch die Blankeneser selbst. Sie erleben tagtäglich viele gefährliche Situationen am Elbstrand und warnen häufig Besucher, die sich hier mit der Strömung und den unsichtbaren Gefahren nicht so auskennen. „Wie oft beobachten wir, dass die Kinder unten an der Wasserkante alleine spielen, und die Eltern sitzen 20 bis 30 Meter entfernt im trockenen Sand – selbst wenn sie die Kinder dauerhaft beobachten würden, sie kämen zu spät. Kinder können gerne ans Wasser gehen – aber immer nur gemeinsam mit einem Erwachsenen, der in Greifnähe (!) bleiben muss“, warnt Sabine Möller, die die ortsansässige Bäckerei Körner betreibt.

Anwohner bekunden ihre Trauer über die Badetoten am Elbstrand in Blankenese im vergangenen Jahr. Auch in diesem Jahr kam es erneut zu Unglücken am besagten Elbstrand.
Anwohner bekunden ihre Trauer über die Badetoten am Elbstrand in Blankenese im vergangenen Jahr. Auch in diesem Jahr kam es erneut zu Unglücken am besagten Elbstrand. © HA | Privat

Sie und andere sind sicher: „Wir sind überzeugt davon, dass nur Information und Wissen dazu führen kann, dass solche tragischen Unfälle nicht mehr vorkommen.“ Deshalb haben sich Institutionen aus Blankenese zusammengetan und eine Infokampagne nach dem erneuten Badeunfall im August gestartet. Sie entwarfen einen Flyer und verteilten diesen an Schulen und Kitas. „Die Elbe ist bei Niedrigwasser lebensgefährlich – für alle Menschen am Strand“, heißt es in dem Schreiben, das von den beiden Blankeneser Segelvereinen, dem Zukunftsforum und Blankenese Miteinander entwickelt wurde.

Badeunfälle in Hamburg: Blankeneser warnen vor unsichtbarer Abbruchkante in der Elbe

Darin wird erklärt, warum diese Stelle so gefährlich ist, wie der Sog funktioniert und wo die unsichtbare Abbruchkante liegt. „Wenn baden, dann nur bei Hochwasser und weit innerhalb der Stacks bleiben“, heißt es in dem Flyer. Denn die Unterstützer glauben nicht, dass ein generelles Badeverbot die Lösung ist. „Ein allgemeines Badeverbot würde nicht funktionieren“, ist sich Körner sicher. Es ließe sich gar nicht kontrollieren.