Hamburg. Die Bahn kündigt an, dass die Inbetriebnahme erst ein halbes Jahr später erfolgen wird. Die Begründung ist sehr speziell.

Auf diesem Projekt liegt kein Segen: Die Wieder-Inbetriebnahme der S-Bahnstation Diebsteich, deren Neubau nur nötig wurde aufgrund der umstrittenen Verlagerung des Fernbahnhofs Altona nach Diebsteich, verzögert sich um rund ein halbes Jahr. Statt im August 2024 werde die neue Station erst „voraussichtlich Anfang 2025“ eröffnet, teilte die Deutsche Bahn als Betreiberin der S-Bahn mit.

Der Grund ist ist etwas kurios und im Prinzip in die Rubrik „Fachkräftemangel“ einzuordnen: Wie die Bahn mitteilt, könnten zwar alle erforderlichen Arbeiten für den Neubau bis Ende August abgeschlossen werden. Aber danach sei noch eine aufwändige Abnahme der Leit- und Sicherungstechnik nötig, die etwa drei Wochen in Anspruch nehme – und dafür stehe kein Abnahmeprüfer zur Verfügung.

S-Bahn Hamburg: Eröffnung der S-Bahnstation Diebsteich verzögert sich

Wie berichtet, soll der Fern- und Regionalbahnhof Hamburg-Altona nach Diebsteich verlegt werden. Die Bahn verspricht sich von dem neuen Durchgangsbahnhof effizientere Abläufe als am Kopfbahnhof Altona, vor dem sich Unmengen an Gleisen kreuzen. Dieses Gleisdreieck möchte die Stadt nach der Verlegung mit rund 1900 Wohnungen bebauen – dem zweiten Bauabschnitt der Neuen Mitte Altona. Vor allem die Bürgerinitiative Prellbock Altona kämpft massiv dagegen und fordert den Erhalt des jetzigen Bahnhofs.

Um Platz für den neuen Bahnhof zu machen, musste zunächst die S-Bahnstation Diebsteich ein Stück nördlich neu gebaut werden. Für die Wiederinbetriebnahme sei eine dreiwöchige Sperrpause eingeplant gewesen, in der die Anbindung der Gleise an den neuen Bahnsteig erfolgen sollte, so die Bahn. Für solche Inbetriebnahmen seien „intensive Prüfungen und Abnahmeprozesse“ durch speziell ausgebildete, unparteiische Experten, sogenannte Abnahmeprüfer, vorgeschrieben.

S-Bahn Hamburg: Mangel an „Abnahmeprüfern“ führt zu Verzögerung

„Abnahmeprüfer sind hochspezialisierte, vom Eisenbahn-Bundesamt anerkannte Sachverständige, deren Ausbildung in der Regel zwischen sieben und zehn Jahre dauert“, so die Bahn. Der Bedarf an solchen Experten habe sich aufgrund der deutlichen Zunahme an Bahn-Baustellen erhöht, was zu „teilweise längeren Wartezeiten“ führe. Genau davon ist nun Hamburg betroffen.

Die nächste Sperrpause der S-Bahn sei aber erst frühestens im Januar 2025 möglich. „Für diesen Zeitraum konnte bereits ein Abnahmeprüfer gewonnen werden“, so die Bahn, die sich für die „Unannehmlichkeiten“ entschuldigt. Der bestehende Ersatzverkehr mit der Buslinie 180 soll bis zur Inbetriebnahme der neuen S-Bahn-Station erhalten bleiben.

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Wie die Bahn weiter mitteilt, blieben die Arbeiten für den neuen Fern- und Regionalbahnhof von diesen Verzögerungen „unberührt“. An dieser Stelle wird es erneut kurios: Denn wenn der Bahnhof um 2030 herum einmal fertig sein sollte, soll im nächsten Schritt die neue S-Station wieder weichen und in den Keller des Bahnhofs verlegt werden – als ein Endpunkt des „Verbindungsbahnentlastungstunnels“, eines neuen S-Bahn-Tunnels vom Hauptbahnhof nach Altona. Doch ob und wann dieses Milliardenprojekt realisiert wird, steht noch in den Sternen.