Hamburg. Visualisierungen zeigen, wie die Science City auf dem Areal der Trabrennbahn Bahrenfeld aussehen soll. Doch es gibt eine Schwierigkeit.
Grüne Achsen, belebte Plätze rund um einen plätschernden Teich, eine ungewöhnliche Architektur und lebendige Wohnquartiere, in denen sogar Platz für Alpakas ist: So soll Hamburgs neues Vorzeigeprojekt im Westen der Stadt aussehen. Am Dienstag stellten unter anderen Hamburgs Oberbaudirektor Franz-Josef Höing und Stadtentwicklungssenatorin Karen Pein die aktuelle Planung für die „Quartiere am Volkspark“ in der Science City Hamburg Bahrenfeld vor. Und die sind groß.
Es geht um einen Wissenschaftspark auf dem Gelände der jetzigen Trabrennbahn, in dem Forschende lernen und leben können. Die Universität Hamburg und das Forschzentrum Desy sollen sich dort, wo heute noch Pferde traben, zukünftig zum Wohle der Stadt besser vernetzen. Spitzenforschung soll die Eliten in die Hansestadt locken und in Start-ups samt neuen Arbeitsplätzen münden. Damit der Weg zu Arbeit und Hörsaal nicht weit ist, sind auch Tausende neue Wohnungen geplant.
Quartiere am Volkspark: Plan für Hamburgs Vorzeigeprojekt in Bahrenfeld hat einen Haken
Neben den Gebäuden für die Wissenschaft entstehen im Bereich, wo heute noch Kleingärten angesiedelt sind, die Quartiere im großen Stil. 3800 neuen Wohneinheiten, zehn Kitas, zwei Schulen sowie neue Sportplätze sind vorgesehen – all das angebunden mit einem eigenen S-Bahn-Anschluss. Neue Visualisierungen, die am Dienstag präsentiert wurden, sollen einen Vorgeschmack auf das sein, was „für die Zukunft der Stadt eine große Rolle spielen wird“, so Pein.
Dem am Dienstag vorgestellten Ergebnis war ein städtebaulicher Wettbewerb vorangegangen. Nach zahlreichen Beteiligungsformaten und Abstimmungsrunden steht nun fest, welche städtebauliche Vorstellung bei der Entwicklung des Wissenschaftsparks rund um die Trabrennbahn Bahrenfeld weiterverfolgt wird. Das Kopenhagener Architekturbüro Cobe konnte sich mit seiner Idee gegen die weiteren fünf Mitbewerber durchsetzen – darunter war auch das renommierte Büro gmp aus Hamburg.
Science City Hamburg: Kopenhagener Architekten planen Wissenschaftspark Bahrenfeld
„Das Planungsteam Cobe konnte das Auswahlgremium durch höchste planerische Qualität, Innovationskraft sowie nachhaltige Konzepte überzeugen“, heißt es lobend in der Presseerklärung des Senats. Die Kopenhagener setzen bei ihrer Idee für Bahrenfeld auf einen großen, grünen Korridor, der sich durch das Gebiet zieht, Platz für eine zukünftig mögliche S-Bahn-Trasse lässt und auch als Entwässerung dienen soll. Zudem sind weitere grüne Verbindungswege, keine Hauptstraßen sowie viele Plätze vorgesehen.
Das insgesamt 55 Hektar große Gebiet haben die Stadtplaner dabei in drei Bereiche unterteilt. Das Campusviertel, in dem unter anderem ein Hörsaal sowie weitere Gebäude der Uni Hamburg mit bis zu sechs Geschossenen geplant sind, soll gegenüber der Luruper Chaussee mit dem Campus West entstehen, um möglichst viele Synergien zu erzeugen. Daran schließt sich im Osten die neue Gartenstadt mit offenen Wohnblöcken rund um grüne Innenhöfe an. Dabei orientieren sich die Planer an den vorhandenen Kleingartenwegen. Östlich des geplanten A7-Deckels kommt dann das Naturquartier, wo Reihenhäuser und wieder Mehrfamilienhäuser mit bis zu vier Geschossen vorgesehen sind.
Quartiere am Volkspark: Konzept setzt auf ÖPNV, doch S-Bahna-Anbindung steht in den Sternen
Der große Haken bei den vorgestellten Plänen: „Das Erschließungskonzept sieht eine weitgehende Befreiung der Nachbarschaft vom motorisierten Verkehr vor“, heißt es in der Mitteilung. Bei der Anbindung der Tausenden neuen Arbeitsplätze sowie Wohnungen setzt man vor allem auf den ÖPNV. Also auf die geplante S-Bahn, bei der unklar ist, wann sie kommt, da erst das ebenfalls große Infrastrukturprojekt „Verbindungsbahnentlastungstunne“l für den Hauptbahnhof realisiert werden soll.
Was bei den vorgestellten Plänen in diesem Punkt auffällt: Auch die Planer verlassen sich nicht auf den Bau der S-Bahn. Für die mögliche Trasse wird eine Schneise freigelassen, die später ergänzt werden kann. Die neue S-Bahn-Linie 6 soll dann in offener Bauweise durch das Gebiet entstehen, wie Andreas Kleinau als Geschäftsführer der städtischen Science City Hamburg Bahrenfeld GmbH auf Nachfrage erläuterte. „So können wir die Entwicklung unabhängig von der S-Bahn planen“, erklärt Kleinau mit Blick auf die freie Trasse von 40 Metern Breite und 500 Metern Länge.
Trabrennbahn Bahrenfeld: Betrieb kann voraussichtlich ein Jahr lang weitergehen
Während es am Dienstag schon so klang, als wenn die Pferde auf der Trabrennbahn schon weg seien, ist es doch alles noch ferne Zukunftsmusik. Mit dem vorgestellten Plan geht es nun ins Finetuning. Frühstens 2026 wird es sichtbare Entwicklungen auf dem Areal geben. Zuvor müssen eine Funktionsplanung und B-Pläne erstellt werden.
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Auf Abendblatt-Nachfrage, was bis dahin mit dem Betrieb der Trabrennbahn und den verschiedenen Veranstaltungsformaten von Flohmarkt bis Open-Air-Konzert passiert, erklärt Sprecherin Henrike Thomsen: „Der Vertrag ist zwar zum Ende des Jahres 2024 gekündigt, aber der Betrieb kann voraussichtlich bis Ende 2025 so weitergehen.“