Hamburg. Das Projekt an der Wichmannstraße soll erst Wohnraum für Geflüchtete bieten und dann umgewandelt werden. Nicht alle sind einverstanden.

  • Richtfest für Flüchtlingsunterkunft in Bahrenfeld gefeiert.
  • Projekt sorgte für heftige Kritik bei Anwohnern.
  • Altonas Bezirksamtsleiterin spricht über schwierigen Planungsprozess.

Für die einen gab es am Mittwochvormittag einen Grund zum Feiern – für die anderen nicht: An der Wichmannstraße 33 in Hamburg-Bahrenfeld fand das Richtfest für das umstrittene Wohnprojekt mit dem Namen „In Zukunft Wohnen“ statt.

Innerhalb weniger Monate sind im Auftrag des städtischen Wohnungsunternehmens Fördern & Wohnen auf dem alten Sportplatz neben dem Schießstand des Hamburger Schützenvereins bislang zwei Rohbauten errichtet worden, die nach Fertigstellung erst als Flüchtlingsunterkunft und später als Wohnraum für vordringlich Wohnungssuchende genutzt werden sollen.

Flüchtlinge Hamburg: Richtfest für umstrittene Unterkunft in Bahrenfeld gefeiert

Geplant sind sechs Gebäude mit einer Fläche von 9000 Quadratmetern und 107 Wohnungen sowie Büros und Begegnungsräume. Insgesamt sollen hier 370 geflüchtete und wohnungslose Menschen Platz finden – allerdings nur im ersten Jahr.

Dann soll das erste Gebäude von einer öffentlichen Unterbringung zu Mietraum mit geförderten Wohnungen umgewandelt werden. Nach drei Jahren folgen die anderen Gebäude, so der Plan. Knapp 45 Millionen Euro soll das ganze Projekt kosten.

Bezirksamtsleiterin: „Der Prozess war nicht ganz ohne“

„Der Prozess war nicht ganz ohne“, gestand Stefanie von Berg (Grüne), Leiterin des Bezirksamts Altona, in ihrem Grußwort. Im Zuge der Planungen sei „lebhaft und auch sehr emotional debattiert“ worden. Damit bezieht sich die Bezirksamtsleiterin auf den starken Gegenwind, den es bis zuletzt im Stadtteil gegeben hatte.

Neubau Fördern & Wohnen Altona
Richtfest für das Quartier an Wichmannstraße 33 in Hamburg-Bahrenfeld: Roberto Klann, Geschäftsführer von Fördern & Wohnen (v. l.), Architekt Michael Steffen, Staatsrätin Petra Lotzkat, Bezirksamtsleiterin Stefanie von Berg und Michael Cratzius, Geschäftsführer der HTG Gadebusch © FUNKE Foto Services | Michael Rauhe

Schon seit im Sommer vergangenen Jahres erstmals die Pläne für die Wohnunterkunft vorgestellt worden waren, hatte es immer wieder Kritik von Anwohner und Anwohnerinnen gegeben. Die Bürgerinitiative B.U.N.T (Bahrenfeld unterstützt nachhaltige Teilhabe und Integration) hatte sowohl gegen die Größe als auch gegen die Höhe der Gebäude protestiert, stellte im vergangenen Oktober stattdessen einen eigenen Entwurf für die Unterkunft vor. Vier statt sechs Gebäude mit je maximal drei Geschossen sowie mehr Platz für Begegnungsmöglichkeiten, so der von der Initiative vorgestellte Plan.

Pläne für Flüchtlingsunterkunft in Hamburg-Bahrenfeld sorgte für Kritik

Dieser stieß jedoch beim Bezirksamt auf Ablehnung, stattdessen sollte ein Kompromiss her. Der Vorschlag der Behörde: Zwei der sechs Gebäude von vier auf drei Geschosse reduzieren und damit nur 107 statt 127 Wohneinheiten schaffen. Der Initiative reichte das nicht. B.U.N.T zog sich nach Abendblatt-Informationen aus den Gesprächen mit der Politik zurück, bemängelte, dass es keinerlei Entgegenkommen hinsichtlich des für die Bürgerinitiative entscheidenden Punktes gegeben hatte: die Viergeschossigkeit der Gebäude im südlichen Teil des Grundstücks.

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Diese hatte die Initiative als städtebaulich nicht verträglich mit der angrenzenden Steenkampsiedlung empfunden. „Wir halten das für einen übertriebenen Klotz im Süden, der für eine starke Verschattung sorgen wird“, äußerte sich Harry Otto, Sprecher für die Initiative, nach dem Treffen mit der Behörde im Dezember 2023.

Hamburg-Bahrenfeld: Unterkunft für Flüchtlinge erst nach vielen Diskussionen realisiert

Staatsrätin Petra Lotzkat von der Sozialbehörde betonte im Rahmen der Feierlichkeiten nun: „Wir haben mit der Initiative B.U.N.T etliche Gespräche geführt, haben über Parkplätze gestritten und Gebäudehöhen diskutiert.“ Die Diskussionen seien teilweise „nervenaufreibend“ gewesen, doch es sei schließlich ein Kompromiss entstanden, der „vielleicht nicht alle Belange der Nachbarschaft erfüllt, aber der Grundstein für einen guten, gemeinsamen Weg ist“. Für eine Stellungnahme war die Initiative nicht zu erreichen.