Hamburg. Nachdem der Bauantrag des Handelsriesen abgelehnt wurde, fordert die Linksfraktion eine Hilfseinrichtung an dem zentralen Standort.
Am Donnerstag wurde vor dem Bahnhof Altona fleißig gearbeitet. Nicht etwa, um den Pavillon, der seit dem Auszug des Fast-Food-Riesen McDonald‘s im Dezember 2022 leer steht, auf Vordermann zu bringen. Vielmehr wird derzeit das Untergeschoss des Bahnhofs Altona gegen Starkregen abgedichtet.
Wann und vor allem wie die brachliegende Ex-McDonald‘s-Filiale wieder mit Leben gefüllt wird, ist seit Dienstagabend offener denn je. Lebensmittelriese Lidl war mit seinen Plänen, in den Räumlichkeiten ein Lager, Aufenthaltsräume für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie eine große Pfandannahmestelle zu betreiben, im Bauausschuss in Altona gescheitert.
Ex-McDonald‘s-Filiale am Bahnhof Altona: Sprinkenhof GmbH pocht auf Lidl-Mietvertrag
Unmittelbare Auswirkungen auf den Fünfjahresvertrag, den Lidl und die städtische Sprinkenhof GmbH im vergangenen Herbst geschlossen hatten, soll die politische Entscheidung nicht haben. Auf Abendblatt-Anfrage hieß es, dass der Mietvertrag Bestand habe. „Hinsichtlich des Nutzungskonzepts möchten wir darauf hinweisen, dass dessen Ausgestaltung in der Verantwortung des Mieters liegt. Auf die erforderlichen Genehmigungen durch den Bezirk hat die Sprinkenhof keinen Einfluss, und wir können deshalb dazu auch keinerlei Annahmen treffen“, erklärte eine Sprecherin gegenüber dem Abendblatt. Kritiker übersetzen diese Worte ganz pragmatisch: Solange die Mieteinnahmen fließen, ist es der Sprinkenhof GmbH mehr oder weniger egal, was aus dem Pavillon am Bahnhof wird.
Ob das der Lebensmittelgigant auch so sieht, darf bezweifelt werden. Lidl dürfte wenig Interesse daran haben, Miete für ein Gebäude zu zahlen, das brachliegt und somit keine Einnahmen generiert. Zumal das Gebäude am Bahnhof Altona wahrlich kein Schnäppchen ist. McDonald‘s soll nach Abendblatt-Informationen einen hohen zweistelligen Betrag pro Quadratmeter gezahlt haben. Dass Lidl deutlich weniger zahlt, halten Immobilien-Experten für unwahrscheinlich. Wie Lidl das Scheitern vor dem Bauausschuss einordnet, ist nicht übermittelt. Der Lebensmittelkonzern reagierte auch zwei Tage nach der politischen Entscheidung nicht auf eine Abendblatt-Anfrage.
Linksfraktion in Altona will sich für soziale Einrichtungen in Ex-McDonald‘s-Filiale einsetzen
Während sich CDU und SPD in Altona nach wie vor für einen Abriss des „Schandflecks“ am Bahnhof aussprechen, wollen die Linken in der nächsten Bezirksversammlung am 3. September erneut einen Antrag stellen, der im vergangenen Jahr bereits einmal gescheitert war. Die Partei hatte den Vorschlag unterbreitet, die leerstehenden Räumlichkeiten für eine soziale Einrichtung zu nutzen. Damals gab es keine Mehrheit, weil unter anderem die Grünen die Sorge hatten, dass ein solches Konzept die Probleme am sozialen Brennpunkt verschärft und nicht behebt.
Bei den Linken ist man von der Idee allerdings nach wie vor komplett überzeugt. Deshalb wagt die Fraktion nun einen neuen Vorstoß. „Wenn der Mietvertrag mit Lidl jetzt platzt, besteht aus unserer Sicht die große Chance, noch vor Beginn der kommenden Winterperiode die seit langem dringend benötigte Hilfseinrichtung für Obdachlose im Pavillon zu etablieren. Sozialbehörde, Bezirksamt und Eigentümer Sprinkenhof GmbH müssen für dieses dringend notwendige Sozialprojekt jetzt an einem Strang ziehen“, sagt Karsten Strasser, Fraktionsvorsitzender der Linken in Altona.
Pavillon am Bahnhof Altona: Mietvertrag mit Lidl gilt noch bis 2028
Der Linken-Politiker erklärt, dass sich die Zahl der bedürftigen Menschen rund um den Bahnhof Altona und in der Fußgängerzone Große Bergstraße zunehmend größer wird. „Angesichts dieser Entwicklung besteht dringender Handlungsbedarf des rot-grünen Senats und des grün geführten Bezirksamts. Es ist klar, dass ein Hilfsprojekt für obdachlose Menschen sehr große Schwierigkeiten hat, auf dem privaten Immobilienmarkt bezahlbare und geeignete Räumlichkeiten in der Nähe zum Bahnhof Altona zu finden. Ein Hilfsprojekt für obdachlose Menschen kann deshalb nur realisiert werden, wenn der im städtischen Eigentum stehende Pavillon dafür zur Verfügung gestellt wird“, so Strasser.
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Davon ist allerdings aktuell nicht auszugehen. Der Mietvertrag mit Lidl ist bist mindestens 2028 gültig. Die Idee, aus dem brachliegenden Pavillon eine soziale Einrichtung zu machen, dürfte sich bis zum Winter kaum realisieren lassen, zumal nach Abendblatt-Informationen die anderen Parteien den Plänen der Linken nach wie vor kritisch gegenüberstehen.