Hamburg. Der Handelsriese ist Mieter des leerstehenden Pavillons. Der Bauaussschuss in Altona hat nun die „inakzeptablen“ Pläne gestoppt.
- Ex-McDonald´s-Filiale in Altona steht leer. Lidl scheitert mit Plan vor Bauausschuss.
- So reagiert der Lebensmittelgigant auf die politische Entscheidung.
- Zwei Parteien sprechen sich nach wie vor für Abriss aus.
Mithat Capar war auch am Mittwochmittag auf 180. Der Distriktvorsitzende der SPD in Ottensen ist fassungslos darüber, was aus der seit Dezember 2022 leer stehenden Ex-McDonald‘s-Filiale am Bahnhof Altona, die er als „Schandfleck“ betitelt, werden sollte.
Lebensmittelriese Lidl, der im September 2023 in Hamburg einen Mietvertrag über fünf Jahre unterschrieben hatte, will nach Abendblatt-Informationen im Untergeschoss ein Lager, Aufenthaltsräume für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie eine riesige Pfandannahmestelle errichten. Darüber hinaus sollte die gesamte Gebäudefläche mit gelb-blauen Lidl-Aufklebern „verziert“ werden, damit von außen niemand reinschauen kann.
Doch daraus wird nichts. „Das Nutzungskonzept, das uns vorgelegt wurde, war absolut inakzeptabel und wurde deshalb im Bauausschuss abgelehnt“, erklärt Capar.
Bahnhof Altona: Pläne von Lidl für Ex-McDonald‘s-Filiale erhält politischen Gegenwind
Das Bauantragsverfahren, das beim Bezirk Altona vorgelegt wurde, war am Dienstagabend das große Thema im Bauausschuss. Das Gremium diskutierte den vorgelegten Plan von Lidl ausgiebig und emotional. Am Ende kam ein klares Votum heraus.
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Die geplante Nutzung von Lidl – so Capar – hätte dem Bebauungsplan des Areals nicht entsprochen. Sven Hielscher, Fraktionsvorsitzender der CDU in Altona, erklärt, dass der Platz vor dem Bahnhof als sogenannte „Verkehrsfläche“ im B-Plan ausgewiesen ist. Der Bauausschuss hätte also eine „Befreiung“ erwirken müssen, entschied sich aber dagegen.
Die Sorge der Bezirkspolitiker: Der Bahnhof Altona ist in Sachen Drogen- und Alkoholkonsum ohnehin ein Brennpunkt. Die Befürchtung bestand, dass gerade die große Pfandannahmestelle dazu geführt hätte, dass sich noch mehr Bettler, Alkohol- und Drogenkonsumenten rund um den architektonisch wenig attraktiven Bau versammelt hätten.
SPD-Politiker Capar sah Gefahr, dass der ohnehin nicht gerade einladende Ort vor dem Bahnhof noch mehr verkommen wäre. Die Pläne von Lidl wären praktisch wie eine Art Brandbeschleuniger der sozialen Probleme am Altonaer Bahnhof gewesen. „Aber das Thema ist jetzt Gott sei Dank durch“, erklärt der SPD-Politiker.
Lidl könnte neues Konzept für Nutzung der Ex-McDonald‘s-Filiale einreichen
Lidl ist mit seinen Plänen gescheitert und hat keinen Rechtsanspruch, gegen die Entscheidung des Bauausschusses juristisch vorzugehen: Allerdings könnte das Unternehmen ein neues Nutzungskonzept erarbeiten und vorlegen. Dieses würde dann erneut auf Bezirksebene geprüft werden. Doch das gilt laut CDU-Politiker Hielscher als unwahrscheinlich. „Wir werden ohnehin sehr hartnäckig bleiben, was die Prüfung neuer Nutzungskonzepte betrifft“, sagt der Fraktionsvorsitzende der CDU.
Doch wie geht es nun weiter? Auf Abendblatt-Anfrage erklärt die städtische Sprinkenhof GmbH, die das derzeit brachliegende Gebäude am Bahnhof Altona besitzt: „Die Entscheidung des Bauausschusses hat keinen Einfluss auf den bestehenden Mietvertrag mit Lidl. Der Mietvertrag bleibt bestehen.“
Eine Trennung und die damit verbundene neue Suche nach einem Mieter ist für die Sprinkenhof GmbH also aktuell kein Thema. Auf Abendblatt-Anfrage mauert der Lebensmittelhandel. Auf die Frage, wie es nun weitergeht, reagiert Lidl ausweichend. „Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass wir uns nicht zu dem Standort äußern können, da wir uns in der Planungsphase befinden“, erklärte eine Sprecherin.
Dass es eine schnelle Lösung bezüglich der zukünftigen Nutzung des Pavillons gibt, glaubt Sven Hielscher nicht. „Ich erwarte, dass das Gebäude weiter leer stehen wird. Das wird eine Hängepartie werden. Vielleicht kommt ja dann doch irgendwann die Erkenntnis, dass ein Abriss die beste Alternative ist“, erklärt Sven Hielscher, Fraktionsvorsitzender der CDU in Altona, dem Abendblatt.
Ehemalige McDonald‘s-Filiale: Politik fordert Abriss oder kreative Zwischenlösung
Bereits unmittelbar nach dem Auszug des Fastfood-Giganten McDonald‘s hatten sich SPD und CDU in Altona dafür ausgesprochen, das Gebäude nicht neu zu vermieten, stattdessen einen Abriss zu forcieren, um den sperrigen Vorplatz des Bahnhofs weitläufiger und schöner zu gestalten.
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Diesen Plan bevorzugt auch Mithat Capar weiterhin, wäre aber auch für eine kreative Zwischenlösung offen. So könnten beispielsweise lokale Künstler die Räumlichkeiten mit Leben füllen. „Wichtig ist, dass sich der Besitzer Sprinkenhof, die Finanzbehörde, und am Ende auch der Senat mit einer vernünftigen Lösung befassen, um auch ihrer Verantwortung gerecht zu werden. Es kann nicht sein, dass nur vermietet wird, um zu vermieten. Wenn man sich schon gegen einen Abriss entscheidet, muss die Nutzung zu Altona passen“, sagt Capar.
Es deutet nach der Entscheidung im Bauausschuss also alles darauf hin, dass der „Schandfleck“ von Altonaer Bahnhof zu eine „Never Ending Story“ wird.