Hamburg. Die Linke wollte eine soziale Einrichtung in dem Pavillon, die CDU den Abriss. Doch plötzlich mischen die Grünen auch mit. Das Ergebnis.
Wenn zwei sich streiten, freut sich der Dritte: In der Bezirksversammlung Altona wurde am Donnerstagabend über die Zukunft der seit Dezember leer stehendenMcDonald’s-Filiale am Bahnhof Altona entschieden. Zuvor hatten CDU und Linke zwei Anträge eingereicht, die stark voneinander abwichen.
Während die Linken-Bezirksfraktion die ehemalige McDonald’s-Filiale dem Hamburger Verein Nachtcafé für eine soziale Einrichtung zur Verfügung stellen wollte, schlug die CDU-Bezirksfraktion vor, das Gebäude abreißen und mit der Fläche des Bahnhofsvorplatzes verschmelzen zu lassen. Jetzt ist klar: Keines dieser beiden Szenarien wird Realität werden.
Bahnhof Altona: Grüne reichen Antrag für Ex-McDonald’s-Filiale ein
Stattdessen wurde ein erst am Mittwoch eingereichter Alternativantrag der Grünen-Bezirksfraktion beschlossen. Dieser sieht vor, die Immobilie mit einer Vertragslaufzeit von fünf Jahren zu vermieten – also bis zu dem Zeitpunkt, an dem der Fernbahnhof zum Diebsteich verlagert werden soll. „Wir werden das Areal sowieso komplett überarbeiten müssen, und dann werden die Karten neu gemischt“, sagt Christian Trede (Grüne).
Bis dahin solle die Sprinkenhof GmbH, von der das Gebäude verwaltet wird, laut Trede lediglich berücksichtigen, die Immobilie nicht über den Fünfjahreszeitraum hinaus zu vermieten, um späteren Streitigkeiten wegen eines Auszugs vorzubeugen.
Ex-McDonald’s-Filiale: Nutzung für Nachtcafé offenbar nicht geeignet
Die Fraktion verweist in ihrem Antrag auf laufende Vertragsverhandlungen des städtischen Dienstleiters mit einem möglichen Nachmieter. In dem Antrag heißt es weiter: Eine Nutzung durch Nachtcafé Hamburg sei an diesem Standort nicht geeignet, der Verein selbst halte den Pavillon aufgrund fehlender Ruheräume und nicht gegebener Barrierefreiheit für ungeeignet.
Auch Katarina Blume (FDP), Vorsitzende des Sozialausschusses, hält die Anträge der Linken und CDU für „puren Aktionismus“ und erklärt: „Wir sind im Vorwahlkampf – und das wurde in der Bezirksversammlung auch deutlich.“
Sie habe die Vorhaben „überhaupt nicht verstanden“, eine soziale Einrichtung dieser Art und an genau diesem Standort würde laut Blume nur noch mehr Dealer anziehen – und das, obwohl zurzeit daran gearbeitet werde, „die Situation zu entzerren“. Außerdem bräuchten die hilfsbedürftigen Menschen einen Ort, an dem sie laut Blume „zur Ruhe kommen können“. Das sei am Bahnhof nicht gegeben.
Bahnhof Altona: Alte McDonalds-Filiale soll vermietet werden
Auch den Antrag der CDU könne sie absolut nicht nachvollziehen: „Es besteht doch überhaupt gar keine Not, das Gebäude abzureißen. Wir versuchen überall, unseren ökologischen Fußabdruck möglichst klein zu halten, und sollen jetzt ein Bestandsgebäude, das in irgendeiner Art und Weise sicher noch funktionstüchtig wäre, abreißen – das kann ich einfach nicht verstehen“, so die Vorsitzende des Sozialausschusses.
- Restaurant zieht ins Café Seeterrassen – das ist geplant
- Haus am Grindel – Mieterverein prophezeit düsteres Szenario
- In Ottensen – Weinstube zur Traube – Tradition neu belebt
Den Antrag der Grünen halte sie hingegen für sinnvoll. „Wir wissen, dass die Sprinkenhof zurzeit mit einem Interessenten über die Nachnutzung verhandelt. Da sollte die Bezirkspolitik nicht reingrätschen“, sagt Blume und verweist darauf, dass auch der städtische Dienstleister dazu verpflichtet sei, wirtschaftlich zu handeln.
Bahnhof Altona: Sprinkenhof befürchtet erschwerte Verhandlungen
Zu den laufenden Verhandlungen mit einem möglichen Nachmieter will die Sprinkenhof auf Anfrage des Abendblatts keine Auskunft geben. Lars Vieten, Pressesprecher des städtischen Dienstleisters, gibt jedoch zu bedenken: „Die nunmehr gesetzte Frist von lediglich fünf Jahren zur Nachvermietung der Flächen wird die Gespräche deutlich erschweren, da dadurch die Investitionsbereitschaft eines etwaigen Nachmieters gebremst werden wird.“
Die Sprinkenhof müsse nun also schauen, wie sich die von der Bezirksversammlung vorgegebene Frist letztendlich auf die Verhandlungen auswirken wird.