Hamburg. Fläche nahe dem Bahnhof Barmbek soll als „Interimsstandort“ genutzt werden. Was geplant ist und warum das für Kritik sorgt.
Das Bezirksamt Nord hat im Februar seine Pläne geändert und wird nicht an den Wiesendamm 30, sondern in die City Nord ziehen. Für das Grundstück in Barmbek-Nord gibt es nun einen neuen Vorschlag. Die Sozialbehörde plant auf der Fläche unter der Bezeichnung „Interimsstandort“ den Bau einer neuen Flüchtlingsunterkunft für bis zu 400 Menschen. Das hat die Hamburger Sozialbehörde dem Abendblatt auf Anfrage bestätigt.
Nach Angaben der Behörde leben derzeit etwa 47.000 Flüchtlinge in öffentlich-rechtlicher Unterbringung in Hamburg. Die bestehenden Kapazitäten seien zu 97 bis 98 Prozent ausgelastet.
Hamburg-Barmbek: Neubau für 400 Flüchtlinge am Wiesendamm geplant
In einer Antwort auf eine Schriftliche Kleine Anfrage (SKA) der CDU-Abgeordneten Dennis Thering und Stephan Gamm heißt es, die generelle Verfügbarkeit des Areals sei im Juni 2024 festgestellt worden. Bereits seit März 2024 haben sich demnach Sozialbehörde, Fördern & Wohnen und die Sprinkenhof GmbH als Eigentümerin über die Realisierungsmöglichkeiten auf der Fläche ausgetauscht.
Der Bezirksversammlung Nord waren in ihrer Sitzung am 4. Juli 2024 daraufhin die Pläne vorgestellt worden. „Nach ersten Entwurfsplanungen bietet das Grundstück die Möglichkeit zur Aufstellung von circa vier dreigeschossigen Gebäudekörpern in Modulbauweise. Nach aktuellem Planungsstand können dort bis zu 400 Personen untergebracht werden. Diese Vorplanung wird aktuell durch eine Generalplanerin bzw. einen -planer zur Entwurfs- und Genehmigungsreife geführt“, heißt es in der Antwort des Senats auf die SKA.
CDU sieht Standort nahe dem Bahnhof Barmbek kritisch
Die vorgesehene Nutzungsdauer beträgt nach derzeitigem Stand bis zu fünf Jahre. Eine Änderung des aktuell gültigen Bebauungsplans Barmbek-Nord 41 ist aus Sicht der Behörden nicht erforderlich.
Für die Belegung gebe es jedoch noch keine konkrete Planung. Grundsätzlich seien Asyl- und Schutzsuchende mit unterschiedlichem Aufenthaltsstatus sowie Wohnungslose berechtigt, in einer öffentlich-rechtlichen Unterkunft unterzukommen.
Barmbek-Nord: Behörden halten Standort geeignet für Flüchtlingsunterkunft
Die CDU im zuständigen Regionalausschuss sieht eine neue Flüchtlingsunterkunft indes kritisch. Es gebe Sorge vor Kriminalität, „auch mit Blick auf den in unmittelbarer Nähe befindlichen Bahnhof Barmbek, an dem viele Menschen bereits jetzt häufig ein subjektives Unsicherheitsgefühl spüren. Aus diesem Grund kann die Wahl des Standorts Wiesendamm 30 für eine Unterkunft problematisch sein“, heißt es.
Sozialbehörde und Bezirksamt halten den Standort hingegen für gut geeignet. Er liege verkehrsgünstig, habe gute Nahversorgungsangebote sowie den nahen Stadtpark zur Naherholung. „Zudem hat der Stadtteil Barmbek-Nord gemäß dem aktuellen Orientierungs- und Verteilungsschlüssel mit einer Differenz von rund 900 aufgenommenen Personen zum Soll noch hinreichend Kapazität zur Aufnahme von Asyl- und/oder Schutzsuchenden.“ Außerdem verfügten der Stadtteil und die umliegenden Viertel über eine umfassende soziale Infrastruktur, um Schutzsuchende zu integrieren.
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Neben dem Wiesendamm 30 wird eine weitere Fläche in Barmbek-Nord geprüft. Dabei handelt es sich um eine Immobilie auf dem Grundstück Lämmersieth 65/Rudolphiplatz 9–10. Die Behörden sind dazu in Abstimmung mit dem Eigentümer Landesbetrieb Immobilienmanagement und Grundvermögen (LIG) sowie dem zuständigen Bezirksamt. Aufgrund des sehr frühen Prüfstadiums ließen sich aber noch keine weiteren Aussagen zu Eignung und Realisierungschancen sowie zu Unterbringungsart und -kapazität treffen, heißt es von der Sozialbehörde.