Hamburg. Behörde kommt Anwohnerinitiative erneut entgegen. Zwei Gebäude werden drei- statt viergeschossig. Sind nun alle zufrieden? Nein.
Kurz vor Weihnachten haben die Hamburger Sozialbehörde, Fördern & Wohnen und das Bezirksamt Altona gemeinsam noch einmal zu einer Informationsveranstaltung gebeten. Am Mittwochabend sollte es einmal mehr um die umstrittene Wohnbebauung an der Wichmannstraße in Bahrenfeld gehen. Und passend zur Jahreszeit hatten die Behördenvertreter auch ein kleines Geschenk dabei – zumindest für all die Kritiker des Projekts.
Wie berichtet, plant die Stadt auf dem ehemaligen Sportplatzgelände mehrere Gebäude zu errichten. Unter dem Leittitel „In Zukunft Wohnen“ soll hier realisiert werden, was auch andernorts angedacht ist: Der geschaffene Wohnraum soll anfangs und zeitlich beschränkt zur Unterbringung von Flüchtlingen dienen. Anschließend sollen daraus Sozialwohnungen werden. Was bei Anwohnern sauer aufstieß, war zum einen die Informationspolitik sowie zum anderen die aus ihrer Sicht geplante massive Bebauung. In beiden Punkten wurde in der Vergangenheit nun deutlich nachgebessert.
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Das wurde am Mittwochabend deutlich. So gab es zahlreiche interne Runden mit der seither gegründeten Bürgerinitiative B.U.N.T (Bahrenfeld unterstützt nachhaltige Teilhabe und Integration) sowie öffentliche Veranstaltungen. Zudem wurde in einem ersten Schritt die Bebauung verringert. Nun folgt in einem zweiten Schritt ein erneutes Entgegenkommen der Stadt. Denn zwei weitere Gebäuderiegel zur Straßenseite hin werden um ein Geschoss auf dann drei reduziert, wie am Mittwoch öffentlich verkündet wurde.
Das bedeutet: Nach derzeitigem Stand der Planung werden anstatt der ursprünglich einmal angedachten 127 Wohneinheiten nun nur noch 107 entstehen. Die Sollplatzzahl für die temporäre Flüchtlingsunterkunft reduziert sich damit auf 370 Personen anstatt 400. Eins machte Hamburgs Staatsrätin in der Sozialbehörde, Petra Lotzkat, am Mittwochabend vor knapp 50 Personen in der Esther Bejarano Schule aber ganz deutlich: „Mehr Entgegenkommen wird es vonseiten der Stadt nicht geben. „Es gibt dieses Angebot. Wir sind große Schritte auf Sie zugegangen. Dies ist nun unser Vorschlag. Es wird im Verhandlungsweg keine weitere Reduzierung geben“, stellte Lotzkat klar.
Hamburg-Bahrenfeld: Bürgerinitiative kritisiert viergeschossige Gebäude als zu massiv
Doch genau darauf dringt die Bürgerinitiative weiterhin. Es geht um den im Süden geplanten viergeschossigen Block, der als zu voluminös und städtebaulich nicht verträglich mit der angrenzenden Steenkampsiedlung empfunden wird. „Wir halten das für einen übertriebenen Klotz im Süden, der für eine starke Verschattung sorgen wird“, gab Harry Otto als Sprecher für die Initiative zu bedenken.
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Otto kritisiert zudem den für die Informationsveranstaltung gewählten Termin so kurz vor Weihnachten als nicht respektvoll. Altonas Bezirksamtsleiterin, Stefanie von Berg, hielt dagegen: „Es ist doch gerade der Respekt und die Wertschätzung, Ihnen gegenüber noch eine Veranstaltung so kurz vor Weihnachten zu ermöglichen und Informationen Interessierten zukommen zu lassen.“
Flüchtlinge Hamburg: Begegnungsstätte in Form eines Cafés ist nun geplant
Abgesehen von dieser Auseinandersetzung war der Ton am Mittwochabend aber von konstruktiver Kompromissbereitschaft geprägt. Auch wenn man sich in dem Punkt der Bauhöhe im hinteren Teil des Areals wohl nicht mehr auf einen gemeinsamen Weg verständigen wird, scheint es als wenn die Bürgerinitiative B.U.N.T den präsentierten Kompromiss mitgehen kann. Der beinhaltet neben der Reduzierung der Bauhöhen zudem eine Begegnungsstätte im Haus C in Form eines Cafés, eine andere Fassadengestaltung (Klinker statt Holz) sowie auch in kleinen Punkten Annäherungen wie weitere Hecken um die Trafostation und die Müllcontainer.
Wenn es nach der Sozialbehörde geht, könnten die ersten Bewohner in die insgesamt sechs Wohnblöcke an der Wichmannstraße im zweiten Quartal 2025 einziehen. Mit der Bürgerinitiative sind weitere Verhandlungsrunden, zum Beispiel in Sachen Belegungskonzept, vorgesehen. Zudem kündigte Bezirksamtsleiterin von Berg eine weitere öffentliche Veranstaltung Anfang kommenden Jahres an. Dabei soll im Dialog mit Interessierten über Integrationsfragen gesprochen werden.