Hamburg. Adler Group will das Grundstück verkaufen. Saga hat Interesse. Aber der Preis ist zu hoch. Das ist der Stand beim Großprojekt.

Auf dem riesigen Holsten-Areal in Hamburg-Altona fallen die Sand- und Schutthügel ins Auge. Dazwischen stehen auf dem ehemaligen Brauereigelände halb abgerissene Gebäude, andere wie die frühere Firmenzentrale von Carlsberg Deutschland – zu dem Unternehmen gehört Holsten – sind bereits abgebrochen worden.

Doch viel los ist an diesem Vormittag nicht auf der Fläche an der Holstenstraße. Die meisten Bagger sind nicht in Betrieb, nur zwei sind im Einsatz. Außer den Fahrern sind keine weiteren Bauarbeiter in Sicht.

Immobilien Hamburg: 1300 Wohnungen auf Holsten-Areal geplant

Dieses Bild passt zu der allgemeinen Entwicklung des Bauvorhabens, das zu den größten und wichtigsten in Hamburg zählt. Eigentlich sollten hier 1300 Wohnungen, Kitas, Gewerbe, Gastronomie und ein Hotel entstehen. Es herrscht aber nach wie vor Stillstand, zumindest beim Holsten-Areal.

Das Holsten-Areal in Altona – viel Bewegung ist dort bisher nicht.
Das Holsten-Areal in Altona – viel Bewegung ist dort bisher nicht. © Michael Rauhe

Denn ansonsten vermeldet die finanziell angeschlagene Adler Group – deren Tochter Consus Real Estate AG gehört das Grundstück – eine rege Verkaufstätigkeit: Erst Anfang vergangener Woche wurde die Veräußerung der sogenannten Wasserstadt in Berlin-Mitte verkündet.

Das Areal hat der Hamburger Projektentwickler Quantum für einen institutionellen Anleger gekauft. Immerhin ist das Grundstück in Berlin keine Brachfläche mehr, sondern dort stehen bereits 700 Wohnungen.

Immobilien Hamburg: Adler Group möchte das Grundstück verkaufen

„Wir betrachten den Verkauf der Wasserstadt als einen wichtigen Meilenstein in unserer Strategie, unser Unternehmen weiter zu entschulden und uns auf Berliner Mietportfolios zu konzentrieren, die ein erhebliches Mietsteigerungspotenzial bieten“, sagt Thierry Beaudemoulin, Chef der Adler Group.

Da bleibt die Frage: Warum wurde das Holsten-Areal in Hamburg, das auch auf einer Verkaufsliste der Adler Group auftaucht, bislang nicht veräußert?

Bereits im Juni vergangenen Jahres hatten das städtische Wohnungsunternehmen Saga und der erwähnte Projektentwickler Quantum auf Abendblatt-Anfrage bestätigt, das Grundstück gemeinsam übernehmen zu wollen und damit auch die geplante Bebauung zu realisieren.

Holsten-Areal: Saga und Quantum möchten das Grundstück erwerben

Doch rund 15 Monate nach dieser Ankündigung ist man offensichtlich noch nicht sehr weit gekommen. Auf Abendblatt-Anfrage heißt es von einem Saga-Sprecher: „Die Saga Unternehmensgruppe und die Quantum AG haben weiterhin Interesse an einem Ankauf des Holsten-Areals, über den dieses für die Stadt bedeutende Areal in bewährter Partnerschaft entwickelt werden könnte.“

Eine ähnliche Antwort gab es von der Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen. „Die städtische Saga und der Projektentwickler Quantum haben weiterhin ein großes Interesse daran, das Holsten-Areal von Adler/Consus zu kaufen und zu entwickeln, und wir begrüßen das Engagement der beiden Partner“, so ein Behördensprecher. „Unser Ziel ist es, dass die städtebaulichen Ziele auf dem Holsten-Areal erreicht werden.“ Dafür setzten sich alle Beteiligten ein.

Adler Group lehnt Interviewanfragen zum Holsten-Areal ab

Schon mehrfach hat das Abendblatt die Adler Group um ein Interview mit einem Projektverantwortlichen für das Holsten-Areal gebeten. Das wurde, auch Anfang vergangener Woche, strikt abgelehnt. Auch konkrete Fragen in Bezug auf einen möglichen Verkauf blieben unbeantwortet.

Dass das Holsten-Areal ein „Ladenhüter“ ist, dürfte an den Preisvorstellungen der klammen Adler Group liegen. Als die Carlsberg Gruppe das 86.000 Quadratmeter große Grundstück 2016 zunächst an die Düsseldorfer Gerchgroup – diese ist inzwischen insolvent – verkauft hatte, sollen rund 150 Millionen Euro geflossen sein.

Inzwischen steht das Holsten-Areal mit 364 Millionen Euro in der Bilanz der Adler Group. Diesen Preis sind Saga und Quantum bei Weitem nicht bereit zu zahlen. Aus Koalitionskreisen ist zu hören: „Adler soll sich bewegen und nicht taktieren.“

Dieses Gebäude auf dem Holsten-Areal in Altona, das noch abgerissen werden soll, macht einen verwahrlosten Eindruck.
Dieses Gebäude auf dem Holsten-Areal in Altona, das noch abgerissen werden soll, macht einen verwahrlosten Eindruck. © Michael Rauhe

Immobilien Hamburg: Bezirksamt fordert Finanzierungszusage vom Projektentwickler

Es hat nach Abendblatt-Informationen bereits mehrere Gespräche zwischen Saga/Quantum und der Adler Group gegeben. Doch ein Ankauf ist nicht in Sicht – und damit rückt auch der dringend benötigte Bau von 1300 Wohnungen in weite Ferne.

Unterdessen kann die Adler Group auch gar nichts mit dem Grundstück anfangen, außer es zu verkaufen. Zur Erinnerung: Bereits im April vergangenen Jahres hatte das Bezirksamt Altona die finanziell schwer angeschlagene Adler Group aufgefordert, eine aktuelle Finanzierungszusage der Bank für das gesamte Bauvorhaben einzureichen. Ohne diese Finanzierungszusage wird kein Baurecht geschaffen. Bis heute liegt diese nicht vor.

Einst hatte die Consus angekündigt, dass auf dem Holsten-Areal Ende des Jahres 2023/Anfang 2024 die ersten Gebäude fertiggestellt sein sollen. Die Realität ist, dass bis heute noch nicht einmal der Abriss abgeschlossen ist.