Hamburg. Verdeck des Rades von Wibke und Philip Cassirer wird immer wieder aufgeschlitzt. Paar bittet Nachbarschaft um Hilfe. Was der ADFC sagt.
Mehr Bewegung, weniger Parkdruck und gleichzeitig die Umwelt entlasten: Das sind die Gründe, aus denen sich immer mehr Menschen in den vergangenen Jahren für den Kauf eines Lastenrads entschieden haben. So auch Familie Cassirer aus Hamburg-Hamm. Knapp 4500 Euro investierten Modedesignerin Wibke Cassirer und ihr Mann Philip vor fünf Jahren in ein funkelnagelneues Lastenrad – dafür hatten sie mehr als ein Jahr lang gespart.
„Seit dem Kauf waren wir eigentlich immer superhappy damit“, so die 41-Jährige. Doch schon seit vergangenem Jahr gibt es jemanden, der ihnen dieses Glück nicht zu gönnen scheint. „Das Verdeck des Fahrrads wurde mittlerweile zum dritten Mal mit einem Messer aufgeschlitzt“, erzählt Philip Cassirer jetzt im Gespräch mit dem Abendblatt.
Hamburg-Hamm: Lastenrad von Familie Cassirer wird immer wieder beschädigt
Beim ersten Vorfall im vergangenen Winter habe er zuerst gar nicht glauben können, dass jemand mutwillig das Verdeck zerstören wollte. „Ich habe da wirklich zuerst gedacht, es sei einfach porös geworden“, so der 42-Jährige. Doch bei genauerer Betrachtung sei ihm schnell klar gewesen: „Da muss jemand schon mit einem richtig scharfen Messer durchgegangen sein, denn der Stoff ist wirklich dick.“
Die Cassirer blieben erst mal ruhig, klebten den Schlitz pragmatisch mit Panzertape zu und nutzen das Rad weiter ganz normal, um ihre Kinder Lola (6) und Paul (12) zu transportieren. Zwei Tage später dann der nächste Schock: „An genau derselben Stelle war das Verdeck wieder aufgeschlitzt worden“, erinnert sich der Illustrator zurück. „Da hatte man echt ein mulmiges Gefühl“, ergänzt Wibke Cassirer.
Verkehr Hamburg: Familie erstattet Anzeige bei der Polizei und hängt Zettel im Viertel auf
Die Familie erstattete Anzeige bei der Polizei, Sohn Paul hängte Zettel in der Nachbarschaft auf, Philip Cassirer klebte den Schlitz erneut mit Tape zu. „Danach war erst mal Ruhe“, so der Hamburger.
Seit vergangener Woche hängen wieder Zettel der Familie Cassirer im Mettlerkampsweg. „Wir bitten Euch um Eure Mithilfe“, heißt es an die Nachbarschaft gerichtet, und weiter: „Schon letztes Jahr wurde unser Lastenrad Ziel von wiederkehrendem Vandalismus. Nun hat der Täter oder die Täterin wieder zugeschlagen.“
Vandalismus: Hamburger Familienvater vermutet hinter Aktionen einen „Lastenradhasser“
Wieder ein Schlitz an der altbekannten Stelle im Verdeck und wieder keine Hinweise auf einen Schuldigen. „Vielleicht ein Lastenradhasser“, mutmaßt Familienvater Philip Cassirer, der das Loch nun zum dritten Mal abkleben musste.
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Angriffe dieses Ausmaßes auf Lastenradbesitzer und- besitzerinnen sind dem ADFC Hamburg bis jetzt noch nicht bekannt gewesen. „Allerdings gibt es in ganz Hamburg das Problem der fehlenden Abstellanlagen für Lastenräder, sodass viele Radfahrende gezwungen sind, ihre Fahrzeuge ungeschützt vor solchem Vandalismus im öffentlichen Raum abzustellen“, äußert sich ADFC-Sprecher Dirk Lau auf Anfrage.
Hamburg-Hamm: ADFC kritisiert fehlende Abstellmöglichkeiten für Lastenräder
„Würde die Stadt Hamburg endlich sichere und moderne Abstellanlagen für Fahrräder im nachgefragten Maße bauen oder deren Bau auf privatem Grund erleichtern, statt zum Beispiel mit Denkmalschutzvorschriften aus dem letzten Jahrtausend zu behindern, wären wir schon einen Schritt weiter“, kritisiert Lau scharf.
Im Fall von Familie Cassirer besonders ärgerlich: Die Versicherung kommt nicht für Schäden am Fahrrad auf, die durch Vandalismus entstanden sind. Ein neues Verdeck kommt vorerst also nicht infrage. Und auch die Polizei könne ohne konkrete Spur bis jetzt wenig machen. Hoffnungen setzen Wibke und Philip Cassierer deshalb jetzt in Hinweise aus der Nachbarschaft. „Vielleicht hat ja jemand etwas gesehen, wir warten jetzt erst mal ab“, so der Familienvater.