Hamburg. Die drittälteste Apotheke Hamburgs wird schließen. Die wirtschaftliche Lage sei „schlecht wie nie“, sagt Betreiber Ralf Mensing.

  • Die Elefanten-Apotheke in Hamburg-Ottensen schließt am 17. Mai
  • Damit endet eine 332-jährige Geschichte
  • Die Eheleute Mensing erklären, welche Probleme die Branche hat

„Natürlich sind wir traurig“, sagt Mensing, der die Elefanten-Apotheke gemeinsam mit seiner Frau Frauke betreibt. „Im Grunde ist das hier mein Leben.“ Schon als kleines Kind war er regelmäßig in der elterlichen Apotheke, spielte im Laufstall im Arbeitszimmer seines Vaters. Nach seinem Studium stieg Ralf Mensing 1985 in den Betrieb ein, führte die Apotheke in Ottensen, wo es derzeit zu zahlreichen Schließungen kommt, zunächst zusammen mit seiner Mutter.

Hamburg: Die Elefanten-Apotheke ist ein Familienunternehmen

Die Elefanten-Apotheke war und ist also ein echtes Familienunternehmen, befindet sich immerhin mehr als 120 Jahre in Besitz der Mensings. Doch jetzt soll Schluss sein. „Wir haben mehr als ein Jahr nach einem Nachfolger gesucht, wir hätten die Apotheke gern in gute Hände übergeben“, sagt Frauke Mensing. Gefunden habe sich niemand.

Die Entscheidung, sich aus dem Geschäft zurückzuziehen, stand schon länger fest. „Unsere Alterssituation spielt dabei auch eine Rolle“, sagt der Apotheker. Ralf Mensing ist 65, seine Frau 63 Jahre alt. „Es ist gut, dass wir ein bisschen Zeit hatten, uns mit dem Gedanken anzufreunden. Das macht es uns etwas leichter. Es ist ein scheibchenweiser Abschied“, sagt Ralf Mensing. „Wir führen viele Gespräche mit Kunden, so kann man das Ganze gut verarbeiten.“ Auch wenn so ein Abschied schwerfalle, er freue sich auch auf die Zeit nach dem Berufsleben.

Hamburger Elefanten-Apotheke wurde 1692 in Ottensen gegründet

Erst mal wollen die Mensings aber ihre neu gewonnene Freizeit genießen, mit einem Urlaub auf Sylt. Konkrete Pläne für den Ruhestand gebe es nicht, sagt Frauke Mensing. „Aber wir freuen uns auf viele Spaziergänge und darauf, Deutschland ein bisschen zu erkunden.“ Ihr Mann will die alte Gitarre wieder herausholen. „Die steht seit vielen Jahren in der Ecke“, sagt er.

Die Elefanten-Apotheke in Ottensen schließt am 17. Mai nach 332 Jahren ihre Türen.
Die Elefanten-Apotheke in Ottensen schließt am 17. Mai nach 332 Jahren ihre Türen. © FUNKE Foto Services | Roland Magunia

Wenn die Mensings ihre Apotheke am 17. Mai schließen werden, geht die bewegte 332-jährige Geschichte der Einrichtung zu Ende. 1692 gab der Dänenkönig Christian V. die Erlaubnis, an der Langen Straße eine Apotheke zu eröffnen. Gründer war Philip Peter Vertange, der einen Elefanten als Symbol für den Laden wählte. Seither hat die Elefanten-Apotheke dreimal den Standort und noch viel häufiger den Besitzer gewechselt.

Seit mehr als 120 Jahren ist Apotheke in Familienbesitz

Ralf Mensing führt das Geschäft in dritter Generation, 1903 übernahm sein Großvater Hugo Konrad Mensing die Elefanten-Apotheke. Nach der völligen Zerstörung des Geschäfts im Zweiten Weltkrieg baute dieser den Laden am jetzigen Standort wieder auf. 1985 übernahm Ralf Mensing die Apotheke von seinem Vater Helmut. 2017 feierte Apotheker Ralf Mensing mit seinem Betrieb noch das 325-jährige Bestehen. Dafür gab es eine Ehrenurkunde von der Handelskammer.

Jetzt ist also Schluss. Die Gründe für das Ende der Traditionseinrichtung an der Ottenser Hauptstraße sind vielfältig und betreffen bei Weitem nicht nur die Elefanten-Apotheke. Überall in Hamburg, in ganz Deutschland, verschwinden die Apotheken. Die Lage der Apothekerinnen und Apotheker sorgte in den vergangenen Monaten immer wieder für Proteste, viele schlossen ihre Geschäfte, um auf ihre unsichere Situation aufmerksam zu machen.

Apotheke in Hamburg: Wirtschaftliche Lage ist derzeit „schlecht wie nie“

„Die wirtschaftliche Entwicklung ist so schlecht wie nie“, sagt Ralf Mensing. Die Honorare seien seit zehn Jahren nicht gestiegen, die bürokratischen Aufgaben stetig gewachsen. Hinzu kommen der zunehmende Versandhandel und ein massiver Personalmangel. Allein in der Elefanten-Apotheke sind schon länger zwei Stellen offen. „Wir pfeifen aus dem letzten Loch“, sagt der Apotheker.

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Drei Menschen arbeiten neben dem Ehepaar in der Apotheke. Für die Unterstützung seiner Frau ist Ralf Mensing sehr dankbar. „Allein wäre das nicht zu schaffen“, sagt er. Die gelernte Industriekauffrau übernimmt die Aufgaben einer pharmazeutisch-kaufmännischen Angestellten und kümmert sich auch um die Kosmetikberatung. „Eine ideale Lösung“, findet ihr Mann.

Ottensen: Elefanten-Apotheke wird eine Lücke im Stadtteil hinterlassen

Das Aus der Elefanten-Apotheke wird im Stadtteil eine Lücke hinterlassen, wenn auch nicht in der Versorgung mit Medikamenten. Die Mensings kennen fast alle ihre Kunden mit Namen. „Viele haben uns gesagt, dass sie traurig sind, dass wir aufhören“, sagt Frauke Mensing. „Einige sind sogar extra noch einmal vorbeigekommen, um sich zu verabschieden.“ Die Apotheke ist tief verwurzelt im Stadtteil. Einmal habe ein Kunde zu ihr gesagt: „Ihr Mann kommt für mich gleich nach dem lieben Gott.“

Am meisten vermissen werde er den Kontakt zu den Menschen, die Gespräche mit Kunden, die er sein Leben lang begleitet hat, sagt Ralf Mensing, der in den kommenden Jahren in örtlichen Apotheken immer mal wieder aushelfen will. „Zumindest so lange es noch Spaß macht.“