Hamburg. Letzte Fischsuppe geht schon bald über den Tresen in den Zeisehallen. Welche Gastronomen ein neues Konzept für diesen Standort planen.
Nach rund 40 Jahren ist Schluss: Die beliebte Filmhauskneipe in den Zeisehallen stellt zu Ende März ihren Betrieb ein. Damit waren die Räume der ehemaligen Schiffsschraubenfabrik in Hamburg-Ottensen jahrzehntelang ein Ort des Austauschs für Filmschaffende, Kino-Enthusiasten und Kneipengänger. Ende des Monats werden Besucherinnen und Besucher hier zum letzten Mal in gemütlicher Runde die eben erlebten Blockbuster und Arthouse-Filme besprechen können.
Schon im vergangenen Jahr hatte Kneipenbesitzer Ewald Kuhn (68) angekündigt, die Filmhauskneipe schließen zu wollen. Nun ist es offiziell. Kuhn und sein langjähriges Team verlassen die Räumlichkeiten, Nachfolger ist ein Taco-Restaurant mit lateinamerikanischem Einschlag. Die neuen Pächter sind im Restaurant-Gewerbe in Hamburg nicht unbekannt.
Filmhauskneipe in den Zeisehallen: „Treffpunkt für Filmschaffende“ schließt
Ob Kino-Urgesteine wie Hark Bohm, etablierte Regisseure wie Fatih Akin oder Gruppen von Produzenten und Schauspielern, die ihre Filmpremieren im Zeisekino gebührend feiern wollten: Hoher Besuch aus der deutschen Bewegtbildszene war in den 25 Jahren, die Kuhn die Filmhauskneipe geleitet hat, keine Seltenheit. „Es war ein Treffpunkt für Filmschaffende“, sagt Kuhn, der das Geschäft abgibt, um in Rente zu gehen.
Das gastronomische Konzept war traditionell. „Unsere Fischsuppe gibt es schon seit 40 Jahren“, sagt Kuhn. Das Rezept stamme noch von den Vorbesitzern Jörg Evers und Ingrid Burmeister-Evers, die das Restaurant in den 1980er-Jahren eröffnet hatten. Dort fing Kuhn als Küchenhilfe an und arbeitete sich zum Koch hoch, bis er das Konzept dann 1999 übernahm.
Mit der Filmhauskneipe verschwindet aus Hamburg ein Stück Filmgeschichte: Die Ankündigung, dass die Kult-Kneipe endgültig schließe, sorgte bei Stammkunden für Bedauern. Sprüche wie „Ewald, mach doch weiter“ seien seitdem mehrfach gefallen. Da bleibt er jedoch hart. „Ich habe eine schöne Zeit hier gehabt“, so Kuhn. Aber nun sei Schluss: „Die Welt dreht sich weiter.“
Neues Restaurant in Ottensen will mexikanische Tacos mit modernem Twist anbieten
Die nächsten, die hier eine schöne Zeit haben wollen, stehen auch schon in den Startlöchern: Miguel Zaldivar ist Besitzer der Taqueria Mexiko Strasse nahe der Reeperbahn, einer der Gastronomen in der noch nicht eröffneten Erlebnisgastronomie Le big Tam Tam und will jetzt in Ottensen gemeinsam mit den Chefs des lateinamerikanischen Restaurants Tigre „das Herz der mexikanischen Küche“ neu interpretieren. Im Fokus sollen dabei authentische, mexikanische Tacos stehen. „Nur modern interpretiert“, so Zaldivar. Die Inspiration dafür stamme direkt aus Mexiko-Stadt, einem Schmelztiegel für traditionelle und moderne Kulinarik.
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Die drei Gastronomen kennen sich schon lange und ergänzen sich gut, so Zaldivar. Nun möchten sie mit diesem gemeinsamen Projekt die nächste Stufe lateinamerikanischer Gastronomie in Hamburg erklimmen. „Wir wollen erreichen, dass die Leute mexikanische Küche ernst nehmen“, sagt Zaldivar.
Hamburg-Ottensen: Neues Restaurant soll 2024 in den Zeisehallen eröffnen
So könne also auch mal ein argentinisches Rumpsteak als Taco-Füllung gereicht werden. Laut Zaldivar sei die mexikanische Küche allerdings gar nicht so fleischlastig, wie oft angenommen. Deshalb werde es auch ein veganes Angebot geben. Außerdem will der Hamburger Gastronom die Garmethoden verfeinern und die Gerichte technisch versierter gestalten.
Die Umbaumaßnahmen für die neue Taqueria sollen starten, sobald die Filmhauskneipe geschlossen ist. Zaldivar strebt eine Eröffnung im Spätsommer 2024 an. Wie das Restaurant in Ottensen heißen wird, steht noch nicht fest. Man sei sich jedoch der besonderen Lage in den Zeisehallen bewusst, eine Hommage an die Geschichte des Standorts schließt der Gastronom deshalb nicht aus. Filmhauswirt Ewald Kuhn sieht den gastronomischen Umschwung jedenfalls mit Neugierde: „Ich bin gespannt, wie es dann aussieht.“