Hamburg. Sozialbehörde will ehemalige Schule An der Twiete bis Ende 2030 nutzen und vornehmlich Schutzsuchende aus der Ukraine unterbringen.
Längst gibt es An der Twiete keine Förderschule mehr. Und auch die Stadtteilschüler müssen nicht mehr in die alten Räumlichkeiten ausweichen, seitdem ihre Schule fertig saniert ist. Was aber passiert mit dem Grundstück, das sich die Schulbehörde weiterhin als Reservefläche sichert? Im Oktober 2022 wurden hier die ersten Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine aufgenommen. Derzeit sind es 107 Menschen, aber die Unterkunft soll auf das Dreifache vergrößert werden: Im ersten Quartal 2025 sollen hier 350 Menschen unterkommen können.
Im alten Gebäude selbst können 70 Flüchtlinge Platz finden, es ist zum Teil sogar barrierefrei angelegt. Aber zum Glück bietet das Gelände genügend Platz, um zweigeschossige Container-Wohnmodule aufzustellen. Mit diesem Ausbau sollen 280 Betten aufgestellt werden. „Der derzeitige Spielplatz wird weiter genutzt und gegebenenfalls ausgebaut. Zukünftig werden alle Bewohnerinnen und Bewohner WLAN per Voucher buchen können“, informiert Hamburgs Sozialbehörde.
Bergedorf: Flüchtlingsunterkunft An der Twiete wird erweitert
Und natürlich müsse auch das Integrationsangebot ausgeweitet werden, wenn die dreifache Zahl an Menschen zu betreuen sind. Derzeit engagieren sich An der Twiete 15 Ehrenamtliche. So zeigt etwa die AG Umwelt, wie man Pflanzen anbaut, bieten Russisch sprechende Lehrer ein Kunsthandwerksprojekt an, kommt wöchentlich ein Spielmobil vorbei. Zudem bietet das DRK Ausflüge nach Hamburg an, gibt es ein Infocafé für Erwachsene, bietet zudem eine Hebamme eine Sprechstunde vor Ort an.
Während Erwachsene externe Deutschkurse besuchen, werden Kinder zweimal wöchentlich vor Ort unterrichtet (insgesamt vier Stunden lang). All diese Angebote sollen bedarfsgerecht erweitert werden, sobald mehr Menschen einziehen, betont Wolfgang Arnhold, Sprecher der Sozialbehörde.
Flüchtlingsunterkünfte: Auslastungsgrenze in Hamburg fast erreicht
Mindestens bis Ende August 2030 läuft der Mietvertrag, so lange können hier Schutzsuchende untergebracht werden. Aktuell befinden sich in Hamburg rund 48.000 Menschen in öffentlich-rechtlicher Unterbringung – und es kommen immer mehr, so Arnhold: „Wir befinden uns dementsprechend weiterhin in einer sehr schwierigen Zugangssituation, die Hamburg bei einem voll ausgelasteten Unterbringungssystem mit einer Auslastung von 97,9 Prozent vor enorme Herausforderungen stellt“, betont er. Angesichts knapper Flächen „und einer hohen Belastung in den Stadtteilen“ werde es immer schwieriger.
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Doch Zelte in Parks oder auf Festplätzen kommen in Bergedorf nicht infrage. Und auf gar keinen Fall der leer stehende Baumarkt: Weitere Objekte seien aktuell nicht in den Blick genommen, vielmehr suche die Sozialbehörde fortlaufend nach Kapazitäten in Hotels. Immerhin konnten die Verträge für 2509 Hotelbetten bis Ende 2025 verlängert werden, so auch in 14 Bergedorfer Hotels.