Hamburg. Pachtvertrag für Supermarkt läuft 2028 aus. SPD nimmt städtische Unternehmen wegen dieser und anderer Flächen im Bezirk in die Pflicht.
Wohnungsbau in Hamburg ist ein schwieriges Kapitel – für Ottensen gilt das ganz besonders. So beliebt das Wohnen im Szenestadtteil ist, so schwierig ist oft der Bau. Gerade scheiterte nach sechs Jahren das Immobilienprojekt Barner 42 auf dem Gelände der alten Fischfabrik an der Kreuzung Barnerstraße/Bahrenfelder Straße. Immerhin konnte eine Kompromisslösung gefunden werden, die den Bau von 65 Wohnungen trotzdem ermöglicht. Sie entstehen nun an der Präsident-Krahn-Straße (Altona-Nord), dem alten Standort der Sparda-Bank, die ihre Zentrale dafür an der Barnerstraße errichtet. Damit verwandelt sich diese quirlige Ecke mehr und mehr in einen Bürostandort.
Um endlich mehr Wohnungen im Stadtteil zu errichten, nimmt Mithat Capar, Distriktvorsitzender der SPD Ottensen, nun die städtischen Unternehmen in die Pflicht. Denn diese verfügen auch im Szenestadtteil über Grundstücke. „Städtische Flächen sind Potenzialflächen, die wir dringend benötigen“, sagt er.
Immobilien in Hamburg-Altona: Große Potenziale bietet Hochbahn-Gelände an Max-Brauer-Allee
Seit Längerem hat die Bezirkspolitik die Hochbahn-Fläche an der Max-Brauer-Allee 59 im Blick, wo das Straßenbahn- und Busdepot lag. Derzeit ist auf dem großen Gelände in Altona-Nord ein Rewe-Center untergebracht, dessen Pachtvertrag aber 2028 ausläuft.
Im Bezirk gibt es die Idee, dort in Zukunft eine Mischnutzung zu ermöglichen. Einen Teil des Grundstücks könnte die Hochbahn zum Abstellen der Busse und als Werkstatt nutzen – zugleich würde der Block geschlossen und der Innenhof bebaut; Dutzende Wohnungen sind hier denkbar.
Angesichts der Auflagen für Schall- und Brandschutz gilt das Vorhaben als nicht trivial. Ein Gutachten der Hochbahn kommt zu dem Fazit: „Durch technische und bauliche Maßnahmen sind die Herausforderungen einer Mischnutzung von Busabstellung und Wohnungsbau bauordnungsrechtlich lösbar.“
Allerdings schränken die Experten ein: „Eine Weiterverwertung des Grundstücks Max-Brauer-Allee im Tausch gegen ein als Busbetriebshof geeignetes Grundstück innerhalb Altonas wäre zielführender.“ Capar sieht das anders: „Wir müssen Lösungen finden. Wer Magistralen entwickeln kann, darf sich nicht von Fragen des Schallschutzes entmutigen lassen.“ Der SPD-Politiker betont: „Wir müssen unsere Hausaufgaben machen.“
Immobilien in Altona: Städtische Flächen sind Potenzialflächen
Auch die bereits seit Jahren geplante Unterbringung von Flüchtlingen im Innenhof zwischen Behringstraße 26/28 und der Friedensallee kommt nicht voran: Eigentlich sollten auf dem Gelände der städtischen Sprinkenhof GmbH 50 Wohnungen mit 200 Unterbringungsplätzen bis 2025 entstehen. Geplant ist ein fünfgeschossiger Bau mit Wohnungsgrößen zwischen 30 und 90 Quadratmetern. Eine Baugenehmigung ist aber noch nicht erteilt.
Mehr Tempo wünscht sich Capar auch bei der Neugestaltung des Hafenrandes. Wie berichtet soll das Areal West zwischen dem Alten Hafenbahnhof und der Van-der-Smissen-Straße mit einer Markthalle, 70 Wohnungen, Büros und Ateliers aufgewertet werden. Die Flächen gehören der Fischmarkt Hamburg-Altona GmbH (FMH), einer hundertprozentigen Tochter der Hamburger Hafen und Logistik AG. „Die Stadt muss mit gutem Beispiel vorangehen und ihrer gesamtstädtischen Verantwortung gerecht werden.“
Mithat Capar (SPD) fordert genaue Bestandsanalyse
Über die städtischen Töchter und Unternehmen verfüge Hamburg über reichlich Flächen, sagt Capar „Jeder soll seinen Beitrag leisten und sein Portfolio hinterfragen.“ Er fordert eine umfassende Bestandsanalyse, die alle Grundstücke und Liegenschaften, die im Besitz städtischer Unternehmen sind, untersucht, ob diese für Wohnbauprojekte genutzt werden könnten.
Capar geht es dabei um intelligente Stadtentwicklung: „Eine Nutzung für den Wohnungsbau würde nicht nur der Wohnraumknappheit entgegenwirken, sondern dazu beitragen, die städtische Infrastruktur effizienter zu nutzen und die Lebensqualität in den betroffenen Gebieten zu verbessern.“
„Wir können nicht mit dem Finger auf private Realisierungsträger zeigen“
Schon vor Längerem war vorgesehen, dass öffentliche Grundstücke und Areale, die nicht mehr benötigt werden, an den Landesbetrieb für Immobilienmanagement abgegeben werden. „Die Praxis zeigt jedoch, dass die Realisierung dieser Vorgaben ausbaufähig sind“, sagt der Sozialdemokrat. In Altona/Ottensen betreffe das mehr als ein halbes Dutzend Flächen, die erst in den letzten zwei Jahren zur Diskussion gestellt wurden. „Das hätte früher passieren können“, kritisiert er. „Wir können nicht mit dem Finger auf private Realisierungsträger zeigen und unsere Hausaufgaben vernachlässigen.“
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Das Problem liegt nicht nur im Bezirk oder der Stadt, sondern auch beim Bund: Bewegung wünscht sich Mithat Capar auch beim brachliegenden Gelände am Rande der Graf-von-Baudissin-Kaserne am Blohmkamp in Osdorf. Hier steht die Bima, die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben, in der Kritik. „Solange der Hamburger Christoph Krupp Chef der Bima ist, sollten wir doch eine Lösung finden.“