Hamburg. Neue Entwicklung bei umstrittenem Bauprojekt: Initiative versucht, Arbeiten der Deutschen Bahn zu stoppen. Wie diese reagiert.
Paukenschlag beim umstrittenen Bauprojekt rund um die Sternbrücke: Der Verein Prellbock hat seine Ankündigung jetzt wahr gemacht und Klage beim Oberverwaltungsgericht eingereicht. Im Eilverfahren soll so ein Bau- und Abrissstopp erwirkt werden – denn die Deutsche Bahn treibt die vorbereitenden Arbeiten für einen Abriss der Gebäude, die für den Bau weichen müssten, weiter voran.
Sowohl im Bereich der Stresemannstraße als auch der Max-Brauer-Allee wird derzeit kräftig in und an betroffenen Gebäuden gearbeitet – samt Sperrung von jeweils einer Fahrspur. Letzteres wirkt sich auf den Verkehr im Bereich des wichtigen Knotenpunktes in Hamburg-Altona aus und gibt einen Vorgeschmack auf das, was noch kommen wird.
Sternbrücke in Hamburg-Altona: Kritiker haben Klage beim Gericht eingereicht
Denn die Arbeiten zum Bau der neuen Bahnbrücke sowie der Umgestaltung des Kreuzungsbereichs haben erst begonnen und werden sich über Jahre erstrecken. Den Gegnern geht es dagegen viel zu schnell.
Mit Blick auf die bereits völlig entkernten und teils schon abgedeckten Häuser kritisierte Michael Jung als Sprecher von Prellbock Altona schon am Mittwoch, dass die Deutsche Bahn bestrebt sei, vollendete Tatsachen in dem umstrittenen Fall zu schaffen. „Sind die denkmalgeschützten Gebäude einmal abgerissen, kann man sie eben nicht wiederherstellen“, sorgte er sich. Genau das wollen die Gegner des Bauprojekts verhindern. Sie wehren sich gegen eine aus ihrer Sicht überdimensionierte neue Brücke.
Neubau Sternbrücke: Initiativen wollen Bau- und Abrissstopp erwirken
Am Donnerstag hat der Verein Prellbock die Klage gegen den vor Kurzem veröffentlichten Planfeststellungsbeschluss deshalb stellvertretend für die Bürgerinitiative und zahlreiche Kritiker eingereicht. So wie man es schon am 12. Februar mit einer Klage gegen den Planfeststellungsbeschluss für den Abriss und Neubau der nahe gelegenen Schanzenbrücke getan hatte.
„Die schlecht geplante Monsterbrücke darf so nicht gebaut werden. Die über 70 Seiten des vom Umweltverband Prellbock Altona e.V. eingereichten Eilantrags begründen das ausführlich“, erklärt Jung nun die Hintergründe des Eilantrags. Das Oberverwaltungsgericht brauche jetzt Zeit, „bei diesem hochumstrittenen Projekt zu einer vernünftigen Entscheidung zu kommen, ohne dass die Deutsche Bahn bereits vollendete Tatsachen schafft“, so der Prellbock-Sprecher. „Wir haben daher das Gericht gebeten, einen Baustopp anzuordnen.“
Sprecher der Initiative fordert Deutsche Bahn auf, mit Abrissarbeiten zu warten
Er forderte zudem: „Es wäre ein Gebot der Fairness der Deutschen Bahn und der Stadt, die auf die Bahn einwirken kann, wenn man mit dem Beginn der Abbrucharbeiten so lange warten würde, bis das Oberverwaltungsgericht Hamburg über den Eilantrag entschieden hat.“
Laut Jung sei mit dem Einreichen des Eilantrages auch ein sogenannter Hängebeschlussantrag einhergegangen, wonach keine irreversiblen Arbeiten seitens der Deutschen Bahn vorgenommen werden dürften, bis das Gericht eine Entscheidung ausgesprochen hat.
Sternbrücke: Deutsche Bahn will Arbeiten fortsetzen
Zum laufenden Verfahren will sich die Deutsche Bahn nicht äußern. Ein Sprecher teilt auf Abendblatt-Anfrage jedoch mit, dass der schon erteilte Planfeststellungsbeschluss gleichbedeutend mit einer Baugenehmigung sei.
„Weitere öffentliche Verfahren oder Zustimmungen anderer Behörden bedarf es nicht mehr. Der Beschluss erteilt alle erforderlichen Genehmigungen und bündelt sie in einer Entscheidung; er ist sofort vollziehbar. Das bedeutet, es konnte mit allen erforderlichen Bauarbeiten für die neue Sternbrücke unmittelbar begonnen werden“, so der Sprecher.
Um der Initiative und Anwohnern entgegenzukommen, habe man mit den Abrissarbeiten der Gebäude bereits vier Wochen gewartet. „Im Sinne einer zügigen Umsetzung des Projekts und um den engen Zeitplan einzuhalten, setzen wir daher bis auf Weiteres und entsprechend dem gesetzlichen Rahmen, den uns der Beschluss gibt, die Arbeiten für die Brückenerneuerung fort“, sagt der Bahnsprecher.
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Mit Blick auf die Hausgerippe erklärte er, es handle sich nur um Vorarbeiten für die Abrissarbeiten. Bei einem Gebäude sei das Dach händisch entfernt worden, um Schadstoffe wie Asbest fachgerecht zu trennen und zu entsorgen.
Kampf um Sternbrücke: Gebäudeabriss soll am 16. März beginnen
Ab dem 16. März will das Unternehmen damit beginnen, zunächst die Gebäude an der Fernbahnseite im Umfeld der Sternbrücke abzureißen. Insgesamt müssen für die geplante Brückenerneuerung laut Deutsche Bahn in diesem Jahr fünf Häuser und zwei Gebäudeteile/Garagen weg. Die Straßensperrungen, die jeweils eine Fahrbahn betreffen, bleiben die kommenden Wochen bestehen. Im Mai gibt es zusätzliche Verkehrseinschränkungen durch die Errichtung einer Kabelhilfstrasse.
Kommt es zu keinem Baustopp, sieht der Plan der Deutschen Bahn bis Sommer 2026 so aus:
- Gebäudeabbruch an der S-Bahn-Seite
- Verfüllung der Kasematten mit Beton
- Errichtung neuer Stützwände entlang der Kasematten
- Gründung von Lärmschutzwänden
- Vormontage des neuen Überbaus auf der Brammer Fläche
- Herstellung der Bohrpfahlgründung für neue Widerlager
- Herstellung neuer Widerlager
- Rückbau der bestehenden Brücke
- Transport und Einbau der neuen Brücke
- Fertigstellung der Lärmschutzwände
Voraussichtlich Anfang 2027 soll das Bauprojekt abgeschlossen sein.