Hamburg. Lichtprozession gegen Kahlschlag an der Brammerfläche und Pläne der Bahn. Was einige der 270 Teilnehmer zur aktuellen Situation sagten.
„Stopp. Stopp. Stopp. Hier wird unsere Zukunft gefällt“, heißt es in einem Instagram-Post der Initiative Sternbrücke. Die Organisation kämpft für den Erhalt der historischen Bahnbrücke in Altona und gegen die Abrisspläne der Deutschen Bahn. Das Unternehmen hatte in der vergangenen Woche an der Brammerfläche, dem ehemaligen „Central-Park“, rund 40 Bäume gefällt – als Vorbereitung für die nächsten Bauschritte.
Dieser Bäume wollte die Initiative an diesem Donnerstag gedenken, der Treffpunkt war um 18 Uhr an der Kreuzung Max-Brauer-Allee Ecke Schulterblatt. Anschließend führte eine Lichtprozession zur Sternbrücke. „Wir protestieren damit gegen den Kahlschlag der Max-Brauer-Allee und die schlechte Planung an der Sternbrücke“, hieß es in einer Mitteilung. „Durch den Bau der Monsterbrücke wird das Viertel nachhaltig zerstört.“
Initiative Sternbrücke: Lichtprozession und Demo zum Gedenken an gefällte Bäume
In der vergangenen Woche hatte es an der Sternbrücke eine kurzfristig anberaumte Protestaktion gegen den Beginn der Arbeiten gegeben. Im Gegensatz zu damals war die Versammlung an diesem Donnerstag angemeldet. Das bestätigte ein Beamter des Polizei-Lagedienstes dem Abendblatt. Bis zu 400 Teilnehmer wurden erwartet, am Ende waren es rund 270.
Gegen 18.20 Uhr waren bereits rund 230 Menschen am Treffpunkt. In den Händen hielten die Demonstranten Transparente und Schilder mit Aufschriften wie „Baustopp jetzt!“, „Schäm dich, Anjes Tjarks!“ und „Tatort Sternbrücke“. Ein Lastwagen, bei dem die Seitenwände heruntergeklappt wurden, diente als Bühne für die Redner.
Ladenbesitzerin zu Sternbrücken-Fällungen: „Was hier passiert, ist nicht mehr tragbar“
Mitglieder von Parents for Future, der Initiative Sternbrücke und Politiker der Linken kritisierten die Baumfällungen auf dem Gelände. Dies sei nicht klimagerecht, sagten sie. Außerdem monierten sie, dass die versprochenen neuen Bäume nicht in der Nähe, sondern im mehr als 13 Kilometer entfernten Hamburg-Rissen gepflanzt werden.
Anja Neumann, die in der Nähe einen Laden führt, ergriff das Mikrofon. Sie sagte: „Was hier in der Straße passiert, ist nicht mehr tragbar.“ Dass die Bäume nun gefällt wurden, sei für sie so, als ob man ihr etwas „ganz Liebgewonnenes“ wegnehme. Ein Teilnehmer meinte gegenüber dem Abendblatt: „Die Fällung der Bäume ist absolut dramatisch“.
Wegen der Demo war ein Abschnitt der Max-Brauer-Allee in beide Richtungen gesperrt. Bis etwa 19 Uhr bestand für den Autoverkehr kein Durchkommen.
„Sternbrücke bleibt“ rufen die Teilnehmer der Demonstration
„Sternbrücke bleibt, Sternbrücke bleibt“, riefen die Teilnehmer der Protestaktion gegen 19 Uhr. Sie hatten sich Fackeln und Leuchten geschnappt und waren knapp 500 Meter vom Treffpunkt zu der historischen Brücke gezogen, die sie schützen wollen. Lichtprozession nannten das die Veranstalter. An der Stahlkonstruktion angekommen, wurde elektronische Musik gespielt, einige Teilnehmer tanzten. Sicherlich zum Gedenken an die beiden berühmten Techno-Clubs, die dort einst beheimatet waren: das Fundbureau und der Waagenbau.
Eine Ansagerin erklärte: „Man muss bedenken, es ist vielleicht das letzte Mal, dass wir unter der Sternbrücke tanzen“. Als ein Krankenwagen mit Blaulicht und Martinshorn herangefahren kam, teilte sich die Schar auf, sodass sich das Fahrzeug hindurchschlängeln konnte.
Sternbrücken-Demo: „Baumpfleger“ stellen sich mit Kettensägen an einen Baumstumpf
Um kurz nach 19 Uhr gaben die Demonstranten die Straße wieder frei. Die Versammlung verlagerte sich an den Kreisel, an dem auch schon Konzerte zugunsten der Brücke veranstaltet wurden. Events wie diese soll es auch weiterhin geben, hieß es. Dort, inmitten des Rondells, stand einst eine Kastanie. Grün gekleidete Demonstranten, auf ihren T-Shirts die Aufschrift „Baumpfleger“, stellten sich demonstrativ an den übrig gebliebenen Stumpf. Sie trugen Kettensägen.
Die Zahl der Demonstranten war zwischenzeitlich auf etwa 270 gewachsen. Einige blieben noch, bis 20 Uhr wollten sie am Kreisel tanzen. Die Übrigen begaben sich auf den Heimweg.
Axel Bühler, einer der Köpfe der Initiative Sternbrücke, erklärte, dass derzeit Spenden für eine Klage gesammelt werden. Etwa 44.000 Euro seien bislang schon zusammengekommen, doch es fehlten noch immer etwa 40.000 Euro.
Initiative Sternbrücke sieht Chancen, dass ein Gericht einen Baustopp verhängt
Parallel zu der Protestaktion gab die Initiative Sternbrücke am Donnerstagabend eine Mitteilung heraus. „Wir bleiben dabei: Was hier passiert, ist eine Schande für die Stadt. Nach vier Jahren Planfeststellung konnte die Bahn wirklich keine vier Wochen mit den Baumfällungen warten?“, fragt Marlies Thätner, Sprecherin der Initiative Sternbrücke, darin. Die Verwüstungen seien für die Menschen im Viertel nur schwer zu ertragen.
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Außerdem sagt Thätner: „Es kommt noch dicker: Nach unseren Informationen hat die Stadt der Deutschen Bahn die Brammerfläche bis 2045 als Baustellenfläche überlassen – zuerst für die Sternbrücke, dann für den Verbindungsbahn-Entlastungs-Tunnel und schließlich für den Bau der Oberleitung auf der alten S-Bahn-Strecke. Wir sind fassungslos.“
Die Initiative sehe Chancen, dass das zuständige Gericht überzeugt werden kann, einen Baustopp zu verhängen. Denn: „Die berechtigten Einwände gegen die schlecht geplante Monsterbrücke wiegen schwer“, teilt Thätner mit.