Hamburg. Haustür der Frau aus Ghana wurde mit Hassparolen beschmiert, der Kinderwagen angezündet. Suche nach dem Täter dauert weiter an.
Gute Nachrichten waren für die ghanaische Mutter von zwei Kindern in den vergangenen Wochen rar. In der Nacht zum 5. Februar wurde ihre Tür in dem Haus an der Griegstraße in Ottensen bei einem rassistischen Angriff mit rechten Hassparolen verunstaltet. Doch nun gab es für die junge Familie einen Grund zur Freude. In Kürze steht ein Umzug in eine neue Wohnung an.
Sicher – geschweige denn wohl – fühlte sich die Frau mit ihren Kindern in den eigenen vier Wänden fortan nicht mehr. Sie wollten einfach weg von jenem Ort, der sich schlagartig nicht mehr nach einem Zuhause anfühlte. Das Wohnungsunternehmen Saga signalisierte bereits unmittelbar nach dem Vorfall Hilfe, wohlwissend, wie schwer es ist, in Hamburg kurzfristig bezahlbaren Wohnraum zu finden.
Rassistischer Angriff in Ottensen: Polizei Hamburg sucht weiter den Täter
Die Hilfe hat nun gefruchtet. „Wir haben Kenntnis darüber, dass die Familie in Kürze in eine neue Wohnung umziehen wird“, erklärte Saga-Sprecher Michael Ahrens auf Abendblatt-Nachfrage.
Im Bezirk Altona gab es seit dem rassistischen Angriff eine große Solidaritätswelle. Bei zwei Demonstrationen gingen innerhalb von drei Tagen knapp 5000 Menschen auf die Straße. Mehr als 500 Personen haben zudem online für die betroffene Familie gespendet. Auch der benachbarte Fußball-Oberligaclub Altona 93 sammelte Spenden.
Während es für die Familie gute Nachrichten gibt, konnte die Polizei Hamburg diese noch nicht vermelden. Noch immer ist unklar, wer für den feigen Angriff auf die junge Familie aus Ghana verantwortlich ist. Die Ermittlungen haben Nachbarschaftsbefragungen und die Vernehmung von Zeugen beinhaltet. Die angebrachten Schmäh-Flugblätter wurden ebenso sichergestellt wie die Reste des ausgebrannten Kinderwagens. Der Durchbruch ist bisher aber nicht gelungen. „Die Ermittlungen des Staatsschutzes dauern weiter an“, sagte Polizeisprecher Sören Zimbal am Dienstag.
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Die Ermittlungen der Polizei verfolgt man derweil auch bei der Saga mit großem Interesse. Gerüchte, dass das Unternehmen eine Ahnung hat, wer hinter dem Angriff stecken könnte, wurden weder bestätigt noch dementiert. „Bitte wenden Sie sich hinsichtlich der laufenden Ermittlungen an die zuständige Polizei“, bat Saga-Sprecher Ahrens um Verständnis. Klar ist aber auch, dass wenn der oder die Täter aus einer benachbarten Wohnung stammen sollte, dies unmittelbare Konsequenzen hätte.
Saga sensibilisert Mitarbeiter und Hauswarte für rassistische Übergriffe
„Zunächst einmal gilt es, die Persönlichkeitsrechte der Betroffenen zu wahren und diskret Gespräche aufzunehmen. Hasskriminalität und rassistische Diskriminierungen innerhalb von Nachbarschaften werden seitens der Saga in keiner Weise toleriert. Wir haben den Fall in Ottensen zum Anlass genommen, Mitarbeiter und insbesondere die Hauswarte zu sensibilisieren“, so der Unternehmenssprecher.
Für die junge Familie steht in jedem Fall erst einmal der räumliche Neustart an. In der Hoffnung, dass sie die traumatischen Erlebnisse vom 5. Februar irgendwie verarbeiten können.