Hamburg. Stararchitekt Hadi Teherani hat das Traditionslokal am Elbhang 2019 gekauft, seitdem verwahrlost das Haus. Was jetzt geplant ist.
Mehrere Säcke voller Bauschutt türmen sich am Eingangsbereich von Sagebiels Fährhaus, neben dem dreckigen Namensschild steht ein Dixi-Klo. Auf der einst herrlichen Terrasse des Restaurants im Treppenviertel liegt ein wohl vom Sturm abgebrochener riesiger Ast. Die Türen sind verrammelt. Derzeit erinnert wenig an den Charme aus glanzvollen Zeiten, als hier am Elbhang noch gespeist und gefeiert werden konnte.
Vor fast einem Jahr kam so etwas wie Hoffnung auf in Blankenese. Damals ließen Bauarbeiten auf dem Grundstück von Sagebiels Fährhaus vermuten, dass es endlich vorangeht mit der Immobilie hoch über der Elbe, die seit 1868 ein über Hamburg hinaus bekanntes Ausflugslokal ist – und nach mehreren Eigentümerwechseln zwischen 2016 und 2019 nun das fünfte Jahr leer steht.
Immobilien Hamburg: Sagebiels Fährhaus in Blankenese – Grundstück bis 2116 verpachtet
2019 war bekannt geworden, dass der Hamburger Architekt Hadi Teherani das Gebäude den Eigentümern von Sagebiels Fährhaus abgekauft hatte, im Jahr zuvor war Alteigentümer Dieter Sagebiel gestorben. Das Grundstück, auf dem sich auch die mittlerweile wegen Baufälligkeit gesperrte Treppe befindet, über die seinerzeit die Gäste vom Fähranleger hoch ins Restaurant strömten, ist nach wie vor im Familienbesitz, wurde aber in Erbpacht vergeben.
Die nächsten 92 Jahre, bis zum Jahr 2116, hat Peter Sagebiel, Dieter Sagebiels Sohn, die 3400 Quadratmeter große Fläche nun an Hadi Teherani verpachtet. Dass er neben dem Gebäude nicht auch das Grundstück verkauft hat, habe einen besonderen Grund, so der 59-Jährige. „Mir liegt unsere Familiengeschichte sehr am Herzen. Und es wurde seinerzeit vereinbart, das Gelände nicht aus der Hand zu geben.“
Hamburger Traditionslokal: Künftig wird es nur noch eine kleine Gastronomie geben
Was sich einer der Vorfahren von Peter Sagebiel vor 101 Jahren ebenfalls auf dem Totenbett gewünscht habe: „Es soll hier immer eine Gastronomie betrieben werden.“ Da die enorme Fläche von 1000 Quadratmetern unter heutigen Bedingungen aber nicht mehr wirtschaftlich zu betreiben sei, habe er mit Teherani eine Größe von „mindestens 130 Quadratmetern“ für ein Restaurant vereinbart, sagt Peter Sagebiel. Auf der restlichen Fläche und im Dachgeschoss seien drei Wohnungen geplant.
Der Sagebiel-Erbe ist sich sicher: „Die Entwicklung von Gebäude und Grundstück durch Hadi Teherani ist ein Glücksfall für das Fährhaus und das ganze Treppenviertel.“ In der Nachbarschaft ist man jedoch noch skeptisch. „Bislang hat der neue Eigentümer nichts getan“, sagt etwa Lutz Schade, der seit 40 Jahren direkt neben dem Fährhaus wohnt und es täglich im Blick hat.
Sagebiels Fährhaus: Auch nach Sanierung und Umbau „Blankenese-verträglich“
Haus und Grundstück böten einen „traurigen Anblick“, sagt der ehemalige Kaufmann. Zudem gebe es Hinweise, dass Jugendliche von hinten in das leer stehende Gebäude stiegen und dort „Party machen“. Besonders sorge er sich um die historische Innenausstattung des Hauptraums. „Dabei handelt es sich um einen fast 200 Jahre alten Pesel – so nennt man die prächtig holzgetäfelten Haupträume niederdeutscher Bauernhäuser. Nicht auszudenken, was unbedachte Jugendliche dort zerstören können.“
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Im Büro von Hadi Teherani wiegelt man ab. Die Blankeneser müssten sich keine Sorgen machen, heißt es auf Abendblatt-Nachfrage. „Das Gebäude ist abgesichert, auch von hinten, und das Dach ist dicht.“ Auch einen für den Stararchitekten typischen „Glaspalast“ muss wohl niemand im pittoresken Treppenviertel befürchten. Zum einen gilt hier Milieuschutz. Zudem verspricht das Büro, dass der Aus- und Umbau „absolut Blankenese-verträglich“ werde.
Blankenese: Umbau von Sagebiels Fährhaus ist „im Genehmigungsverfahren“
Was genau geplant ist, wird allerdings nicht verraten. Nur so viel: „Das Projekt befindet sich noch im Genehmigungsverfahren.“ Dass Baumaterialien auf dem Grundstück lagern, hat also nichts mit einem Start der Umbauarbeiten am Sagebiels Fährhaus zu tun. Es hängt vielmehr mit der Sanierung der benachbarten Villa zusammen. Die gehört ebenfalls Peter Sagebiel, der den ehemaligen Parkplatz so lange als Lagerfläche nutzen darf.
Laut Bezirksamt Altona wurde für die zum Grundstück gehörende Treppenanlage – nicht zu verwechseln mit Sagebiels Weg, der unmittelbar westlich angrenzt – bereits 2021 eine Genehmigung für Arbeiten erteilt. In dem Zusammenhang sollten beispielsweise die vorhandenen Bruchsteinwände teilweise saniert werden. Ob die Arbeiten an der Treppe inzwischen abgeschlossen sind, konnte das Bezirksamt aber nicht sagen.