Hamburg. Trotz des Beschlusses, nicht mehr an Veloroute zu bauen, setzt sich von Berg dafür ein. Geschäftsleute wollen Ausschuss stürmen.
Im Vergleich zu den zahlreichen Baustellen, die es derzeit im Hamburger Westen gibt, ist die umstrittene Baustelle in der Reventlowstraße in Othmarschen fast eine Kleinigkeit. Könnte man meinen. Doch fast verbittert wird derzeit auf allen Ebenen um den Umbau des 700 Meter langen Straßenabschnitts zur Veloroute gerungen.
Und das, obwohl eine deutliche Mehrheit kürzlich im Verkehrsausschuss in Altona für eine Aussetzung der Baumaßnahme gestimmt hat. Doch der Kampf geht, zum Erstaunen vieler Politiker, weiter.
Waitzstraße Hamburg: Tauziehen um geplante Baustelle in Othmarschen
Wirbel verursacht ein von der Bezirksamtsleitung organisiertes Treffen. Kurz nach der politischen Entscheidung im Fachausschuss hatte sich die Verwaltungschefin von Altona, Stefanie von Berg (Grüne), bei der Interessensgemeinschaft (IG) Waitzstraße angekündigt. Schon das hatte einige Bezirkspolitiker erstaunt. Doch der Inhalt des Gesprächs erstaunt umso mehr.
Denn laut den Teilnehmenden soll Stefanie von Berg den besorgten Händlern in der Waitzstraße bei dem Abendtermin Angebote unterbreitet haben. Es ging laut Abendblatt-Informationen um den Erlass von Parkgebühren für Kunden während der Bauzeit, eine bessere Beschilderung und Ausweisung der Waitzstraße.
Bezirk Altona: Man nehme die Sorgen der Händler in der Waitzstraße ernst
Hintergrund: Die Händler befürchten durch die Baustelle Reventlowstraße, die nahe der Einkaufstraße liegt, massive Umsatzeinbußen. Sie hatten sich unter anderem für die Verschiebung stark gemacht und zahlreiche Menschen mobilisiert, die die Forderung im jüngsten Verkehrsausschuss unterstützten. Am Ende stimmten alle Fraktionen bis auf die Grünen für eine Aussetzung.
Warum vier Tage später die Verwaltungschefin mit den Händlern verhandelt, als würde die Baustelle im März wie geplant umgesetzt werden? „Das Bezirksamt Altona nimmt die Sorgen der Geschäftstreibenden in der Waitzstraße hinsichtlich der geplanten Bauarbeiten in der Reventlowstraße ernst“, erklärt ein Sprecher des Bezirks auf Abendblatt-Anfrage.
Waitzstraße: Händler wollen erneut Ausschuss stürmen, Politik will antworten
Bei dem Vor-Ort-Termin mit mehreren Geschäftsleuten habe Stefanie von Berg die geplante Baumaßnahme sowie deren Hintergründe in einem persönlichen Gespräch erläutert. „Denn das Ziel der Maßnahme ist weiterhin, die Verkehrssicherheit für alle Verkehrsteilnehmenden im öffentlichen Raum gleichermaßen abzubilden.“
Seitens des Bezirksamtes sei unter anderem der Vorschlag unterbreitet worden, die Waitzstraße während der Bauzeit gesondert auszuschildern. Zudem würde der Bezirk weiterhin prüfen, was ein Beschluss für die geplante Maßnahme in der Reventlowstraße bedeuten würde.
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Bei den Händlern der Waitzstraße ist das Gespräch samt den Angeboten offenbar nicht gut angekommen. Sie trommeln erneut dafür, mit großer Präsenz den Hauptausschuss am Donnerstagabend ab 18 Uhr im Kollegiensaal des Rathauses Altona zu stürmen. Die CDU Altona will das Thema dort auf die Tagesordnung heben.
ADFC Hamburg kritisiert Händler in einem offenen Brief und stellt Forderungen
CDU-Fraktionchef Sven Hielscher erklärt: „Die Bezirksamtsleiterin hatte keinen Auftrag, mit den Händlern zu verhandeln. Ich hätte erwartet, dass bis zur Bezirksversammlung nichts Derartiges passiert. Das soll man uns erklären, und auch, warum die Bezirksamtsleiterin den Händlern sagt, sie müsse bauen und sie werde bauen.“
Zeitgleich hat der ADFC Hamburg einen offenen Brief an die Mitglieder der Bezirksversammlung Altona geschrieben. Darin kritisiert der Fahrradclub die Händler: „Die Forderungen der IG Waitzstraße sind kurzsichtig und rückwärtsgewandt, sie drehen sich in allererster Linie um eine angebliche Diskriminierung der autofahrenden Kundschaft“, heißt es in dem Brief.
Waitzstraße: ADFC Hamburg warnt vor „rückwärtsgewandter Verkehrspolitik“
„Wegen der geplanten Baumaßnahme in der Reventlowstraße den Untergang der Waitzstraße herbeizureden, ist völlig an den Haaren herbeigezogen“, so der ADFC, der an die Politiker vor der Sitzung des Hauptausschusses und der anstehenden Entscheidung appelliert: „Mit der Zustimmung zum Baustopp würden Sie auch den Ausbau der Radroute 1 verhindern. Sie ist aber die wichtigste Verbindung für den Radverkehr im Westen.“
Der Fahrradclub fordert, sich für eine sofortige Umsetzung der längst beschlossenen Pläne und damit für eine verkehrssichere und zukunftsfähige Reventlowstraße zu entscheiden, und fragt: „Wollen Sie wirklich, dass die Waitzstraße und damit Altona auch weiterhin bundesweit als Symbol für eine rückwärtsgewandte Verkehrspolitik wahrgenommen wird?“