Hamburg. Spätfolgen, weiß der Hamburger Kardiologe Prof. Köster, können auch nach einem harmlosen Verlauf auftreten. Das sind Warnhinweise.
Corona hat viel ausgelöst, bei manchen Erkrankten auch im Herzen: „Wir gehen von mehr als einer halben Million deutlich symptomatischer Long-Covid-Patienten in Deutschland aus. Und etwa ein Drittel davon leidet unter Spätfolgen am Herzen“, sagt Professor Dr. Ralf Köster.
Der renommierte Kardiologe, der unter anderem an den Elite-Universitäten Oxford und Harvard studiert und mehr als 20 Jahre lang am UKE gearbeitet hat, ist jetzt Chefarzt am Asklepios Westklinikum Hamburg. Er selbst sei auch einmal an Covid erkrankt gewesen, erzählt er: „Es war zum Glück relativ unkompliziert, nach fünf Tagen war alles vorbei.“
Corona: Milder Verlauf schützt nicht vor Spätfolgen, sagt Hamburger Chefarzt
Ein solch „milder Verlauf“, das wisse man längst, schütze jedoch nicht vor Spätfolgen. „Die Wahrscheinlichkeit ist zwar geringer als bei Erkrankten, die vielleicht sogar auf einer Intensivstation behandelt werden mussten. Aber es gibt genug Beispiele von Menschen mit harmlosem Verlauf, die noch drei Monate später mit Kurzatmigkeit und Herzrasen zu tun haben.“
Das Risiko für Long Covid und auch für Beschwerden am Herzen sei bei Frauen erhöht sowie bei Diabetikern, bei Menschen mit Übergewicht und/oder Vorerkrankungen. Doch was sind die Warnsignale? „Brustschmerzen, Kurzatmigkeit, Herzrasen“, sagt der habilitierte Experte. „Es ist durchaus möglich, im Nachgang einer Covid-Infektion Herzrhythmusstörungen zu entwickeln, die man vorher nicht hatte.“
Herzrasen, Kurzatmigkeit und Brustschmerz können Corona-Folgen sein
Entscheidend sei, bei den entsprechenden Symptomen zeitnah zunächst den Hausarzt aufzusuchen. „Da geht es erst einmal um die Anamnese, die Krankengeschichte des Patienten. Kommt das Herzrasen vielleicht von der Schilddrüse? Ist Eisenmangel mit Blutarmut die Ursache? Wenn das alles vom Tisch ist, könnte Corona als Auslöser in Betracht kommen“, sagt der Mediziner, der in seiner Freizeit gern Musik hört und mit dem Sohn Fußball spielt („ungern als Torwart. Habe Sorge, dass ich mir die Finger breche“).
In der Diagnostik werde in der Regel ein EKG geschrieben, auch ein Ultraschall des Herzens sei empfehlenswert. „Da kann ich gut erkennen, ob das Herz mit verminderter Leistung pumpt. Das ist dann quasi so, als ob ein Automotor, der über 100 PS verfügt, plötzlich nur noch 80 PS abruft.“
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Die Therapie von beispielsweise Vorhofflimmern als Long-Covid-Symptom unterscheide sich nicht von der regulären Behandlung. „Da muss man sofort etwas tun, das ist klar. Sind andere, nicht so gut messbare Herzbeschwerden allerdings definitiv die Folge einer Corona-Erkrankung, kann man eventuell ein bisschen länger abwarten, weil man hofft, dass der Auslöser, also Covid, noch ganz aus dem Körper verschwindet“, sagt der Chefarzt.
Corona: Für Patienten mit Long Covid gibt es zu wenige Spezialambulanzen
Grundsätzlich stehe das deutsche Gesundheitssystem nach der Pandemie vor einer „Riesenherausforderung“, sagt der Herzspezialist. „Wir Kardiologen sind ja noch gut dran, wir können das Herzrasen messen. Aber Patienten, die unter chronischer Erschöpfung oder Dauermüdigkeit leiden, müssen sich womöglich noch rechtfertigen nach dem Motto: Jetzt stell dich mal nicht so an.“
Bundesweit gebe es für Long-Covid-Patienten nur wenige Spezialambulanzen: „Das deckt den Behandlungsbedarf sicherlich nicht ab.“