Hamburg. Professor Dr. Boris Alexander Hoffmann von der Asklepios Klinik Harburg erklärt, wie sich das Vorhofflimmern dauerhaft beheben lässt.
Der junge Mann wird plötzlich bewusstlos, fällt aus heiterem Himmel um, wird von Passanten und später von Rettungssanitätern reanimiert. „Ein solcher sogenannter überlebter plötzlicher Herztod ist gar nicht so selten“, sagt Professor Dr. Boris Alexander Hoffmann. Der Kardiologie-Chefarzt vom Asklepios Klinikum Harburg bietet daher eine besondere Sprechstunde für genetische Herzerkrankungen an.
„Denn nach einem solchen Vorfall beginnt für uns Ärzte die Detektivarbeit.“ Oft liege beispielsweise eine vererbte Herzmuskelerkrankung vor, die nicht bekannt gewesen sei. „Wir fragen gezielt nach, ob es in der Familie Fälle von plötzlichem Herztod gab oder ungeklärte Badeunfälle.“ Wenn jemand immer wieder bewusstlos werde oder plötzlich umfalle, müsse dies dringend kardiologisch abgeklärt werden. „Leider wird gerade bei ganz jungen Menschen dann so eine Verlegenheitsdiagnose nach dem Motto ,Das wächst sich zurecht‘ gestellt. Mit möglicherweise fatalen Folgen.“
Herzerkrankungen: Kadiologie-Chefarzt warnt vor Corona-Infektion
Folgenschwer kann auch eine überstandene Covid-Erkrankung sein. „Es ist belegt, dass es ein erhöhtes Risiko für beispielsweise Herzmuskelentzündungen gibt“, sagt der habilitierte Chefarzt, der in Lübeck und Hamburg Medizin studiert hat und vor seiner Zeit in Harburg unter anderem am UKE tätig war. „Wir haben vermehrt mit Patienten zu tun, die nach ihrer Corona-Infektion über Druck auf der Brust oder Herzrasen klagen.“
Nicht selten betreffe es auch jüngere Menschen, die einen milden Verlauf durchgemacht oder gar keine Symptome gezeigt hätten. „Ich habe Patienten, die sind früher mehrmals in der Woche um die Alster gejoggt und kommen jetzt kaum mehr die Treppe hoch.“ Auch das vegetative Nervensystem könne durch eine Virusinfektion wie Covid angegriffen werden. „Es ist ein gefährliches Virus, und es ist eben mitnichten so, dass nur Menschen mit Vorerkrankungen unter Spätfolgen leiden – auch wenn für sie das Risiko noch um einiges höher ist.“
Vorhofflimmern: Häufigste Herzrythmusstörung
Besonders häufig hat es Professor Dr. Boris Alexander Hoffmann, der nach dem Abitur zunächst Elektrotechnik studierte, Diplom-Ingenieur ist und dann erst über einen Umweg zur Medizin fand („jetzt bin ich eben Elektrotechniker des Herzens“), mit Patienten zu tun, die unter Herzrhythmusstörungen leiden. Das bekannte Vorhofflimmern ist dabei die häufigste Störung. „Man geht davon aus, dass mindestens eine Million Menschen hierzulande damit zu tun haben“, sagt der Arzt, der mit seiner Familie (elfjährige Zwillingsjungs) südlich von Hamburg lebt.
Kürzlich erst habe er eine 18-Jährige mit „hochsymptomatischem“ Vorhofflimmern behandelt. „Eine absolute Ausnahme, eigentlich handelt es sich klassisch um eine Erkrankung des älteren Menschen.“ Die junge Frau habe die Erkrankung bei sich völlig zufällig selbst entdeckt. „Sie hatte sich, bei lange bestehendem Herzstolpern, die Apple-Watch ihres Vaters ausgeliehen, und die hatte einen unregelmäßigen Herzschlag angezeigt. Zum Glück, wie man rückblickend sagen muss.“
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Tatsächlich spüren bis zu 30 Prozent der Betroffenen selbst gar nicht, dass ihr Herz zuweilen stolpert oder unregelmäßig schlägt. Dabei erhöht Vorhofflimmern das Risiko eines Schlaganfalls enorm. „Den gilt es natürlich zu verhindern.“ Doch wie kann man helfen, welche Therapie gilt als Goldstandard bei Vorhofflimmern – insbesondere, wenn Medikamente nicht ausreichend wirken?
„Die sogenannte Katheterablation hat sich seit den 1980er-Jahren etabliert und durchgesetzt, die Erfolgsaussichten liegen bei 80 bis 85 Prozent“, sagt der Kardiologe. Bei der Katheterablation handelt es sich um ein nicht operatives Verfahren, bei dem ein Katheter über die rechte Leiste des Patienten eingeführt wird. Mit besonders starker Hitze oder mit extremer Kälte („wie ein Gefrierbrand bei -55 Grad Celsius“) werden dann der Ausgangspunkt der zusätzlichen Herzschläge behandelt oder sogenannte abnorme Leitungsbahnen gekappt. „Natürlich gibt es noch andere erfolgreiche Verfahren, aber die Katheterablation behebt eben auch viele Störungen dauerhaft.“