Den Haag. Ocean Race: Yann Eliès ist zweimal eingesprungen, um die Crew zu unterstützen. Er hat schon viel erlebt – und ist ein Siegertyp.
Im Herzen ein Solist, als Teammitglied ein Gewinn: Yann Eliès zählt zu den Großkalibern der französischen Offshore-Szene. Boris Herrmann kannte und schätzte den 49-Jährigen aus Saint-Brieuc im Département Côtes-d’Armour und seinen Ruf als Ocean-Lover mit eisernem Willen zwar schon vor Beginn des Ocean Race als Ratgeber und Coach, war aber nie zuvor mit dem Franzosen gesegelt.
Von Yann Eliès hat sich Boris Herrmann vor allem Input aus dessen enormem Erfahrungsschatz gewünscht – und bekommen.
Ocean Race: Der erfahrenste Segler im Team von Boris Herrmann
Yann Eliès wuchs in der rauen Nordbretagne auf und hatte schon als Teenager eher seine Hochseeambitionen denn seine schulische Laufbahn im Visier. Wie so viele französische Seesegelhelden war auch Yann Eliès im Alter von 23 Jahren im Figaro-Circuit durchgestartet, jener so anspruchsvollen Klasse, in denen im segelaffinen Frankreich die Stars von morgen ihre Fähigkeiten entwickeln und schärfen.
Die Serie gilt als Sprungbrett für angehende Profis in die Weltliga des Imoca-Segelns mit dem Top-Event Vendée Globe. 17-mal hat Yann Eliès die Solitaire du Figaro bestritten, dreimal hat er sie gewonnen.
Yann Eliès hat schon große Hochseeregatten gewonnen
Dass der Wettkampf auf den Weltmeeren auch im Team sehr befriedigend sein kann, entdeckte Yann Eliès 2007, als er erstmals am Zweihandrennen Transat Jacques Vabre teilnahm, für das auch Boris Herrmann im Anschluss an das Ocean Race wieder plante.
2013 gewann Yann Eliès die Hatz über den Atlantik an der Seite von Erwan Le Roux in der Multi-50-Klasse. 2017 setzte er noch eins drauf, gewann das Transat Jacques Vabre mit Jean-Pierre Dick in der Königsklasse Imoca auf „St. Michel-Virbac“.
Der Franzose gilt in der Szene als Gentleman-Segler
Bei erfolgreichen Rekordversuchen unter dem Dach der legendären Jules-Verne-Trophäe oder auch anderen Rennen wie der Route du Rhum vergrößerte der hartgesottene Bretone mit dem verschmitzten Lächeln seinen Erfahrungsschatz so beständig wie ein Hamster seine Nahrungsvorräte.
Yann Eliès gilt als Gentleman-Segler und passte im Ocean Race als graue Eminenz auch in dieser Hinsicht gut zu Boris Herrmann. Seine Siege hat Eliès aber Herrmann – noch – voraus. So wie den Triumph im Transat Jacques Vabre 2019, das er an der Seite von Imoca-Dominator Charlie Dalin auf dessen neuer „Apivia“ gewinnen konnte.
Ocean Race: Yann Eliès musste wegen Verletzung von Herrmann einspringen
Zum Team Malizia stieß Yann Eliès Anfang 2023 als weiser Ratgeber und unerschrockener Wellenstürmer. Als Boris Herrmann sich den Fuß verbrüht hatte und für Etappe zwei ungeplant passen musste, kam Eliès vorzeitig an Bord und unterstützte Herrmanns jungen britischen Co-Skipper Will Harris bei dessen Premiere in der Führungsrolle an Bord der „Malizia – Seaexplorer“.
Yann Eliès ist der Mann für alle Fälle – weil er schon alle Fälle kennt. Dazu zählt auch der horrende Unfall bei seiner Vendée-Globe-Premiere 2008/2009. Da wurde Yann Eliès 800 Seemeilen entfernt von der australischen Westküste im Indischen Ozean von einer 18 Meter hohen Welle „überfallen“.
Der Franzose hat schon einen schweren Unfall auf See überlebt
Im ungleichen Kampf mit der Urgewalt zog er sich einen komplizierten Oberschenkelbruch und mehrere Rippenbrüche zu. Mehr als 48 Stunden war er bei heftigen Schmerzen auf sich gestellt. Ohne die anspruchsvolle und gelungene Rettungsaktion der australischen Marine hätte Yann Eliès das Unglück nicht überlebt. Seine glückliche Bergung von der Imoca-„Generali“ gelang vier Tage vor Weihnachten.
Heute hat der mit allen Wassern des Planeten gewaschene Meeres-Maestro kein Interesse mehr, eigene Projekte anzuschieben. Mehr genießt er seine Rollen als Mentor, Coach und gewinnbringender Mitsegler mit viel Expertise in der Meteorologie.
Yann Eliès ist eine große Stütze für Boris Herrmann
Der gestandene Allrounder war im Team Malizia als Navigator auf den Etappen zwei und fünf eine große Stütze, wie es der sieben Jahre jüngere Boris Herrmann immer wieder unterstrich. „Es fühlt sich so natürlich an, mit Yann zu segeln. So, als hätten wir das immer schon getan“, sagte Herrmann während der fünften Etappe.
Andersherum hat auch Yann Eliès die gemeinsame Wegstrecke goutiert: „Das erste Mal mit Boris zu segeln, war großartig – von Beginn an hatten wir genau das gleiche Gefühl, wie wir dieses Boot segeln wollten. Wir waren von Anfang an sehr synchron.“
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Bei Vendée Globe werden Yann Eliès und Herrmann indirekt gegeneinander antreten
Nach dem Ocean Race ist für Eliès wie für Herrmann vor der nächsten Vendée Globe. Doch 2024 werden der Franzose und der Deutsche beim wichtigsten Nonstop-Solorennen um die Welt indirekt gegeneinander antreten: Boris Herrmann bestreitet dann seine zweite Solorunde um die Welt auf der „Malizia – Seaexplorer“, während Yann Eliès im Rennstall Paprec Arkéa hilft, Herrmanns Rivalen Yoanne Richomme auf dessen neuer Imoca stark zu machen.
Der gegenseitige Respekt aber und der jederzeit mögliche offene Austausch über Fragen der Imoca- und Vendée-Globe-Welt, die werden die beiden Ocean-Lover Yann Eliès und Boris Herrmann auch weiter verbinden.