Hamburger Segler spricht über seinen Unfall und darüber, wie er sein Team beim Ocean Race nun von Land aus unterstützen will.

  • Boris Herrmann erleidet beim Ocean Race eine schwere Verletzung
  • Operation unter Vollnarkose notwendig
  • Wie es für den Hamburger Extremsegler nun weitergeht

Extremsegler Boris Herrmann hat sich verletzt und muss beim Ocean Race pausieren. Kurz vor der Ankunft auf den Kapverdischen Inseln fügte der Hamburger sich beim Zubereiten des Essens Verbrennungen zu.

„Ich wollte mir gerade mein Dinner machen“, sagt Herrmann dem Abendblatt bei einem Telefonat am Montagmittag. Dazu habe er Wasser aufgekocht, um es dann in den bereitstehenden Becher mit dem Essen zu kippen.

Verbrennung bei Ocean Race: Boris Herrmann kontaktiert auf See Mediziner

„Ich muss irgendwie nicht richtig aufgepasst haben“, so Herrmann. „Zumindest ist der Becher umgekippt und das Wasser auf den Boden geflossen.“ Von dort sei es an seinen Fuß gespritzt. „Also war die Berührung sogar eher indirekt.“ Das Wasser, so Herrmann, sei allerdings extrem heiß gewesen. „Ich wusste sofort, dass das jetzt nicht gut ist.“

Schnell habe er das heiße Wasser vom Fuß abgewischt und die Nummer von Dr. Spike Briggs gewählt, dem Arzt, der das Team bei der Weltumsegelung unterstützt. Der Brite ist zum einen der offizielle Arzt des Ocean Race, berät aber Herrmann und sein Team bereits seit Jahren. „Mit ihm haben wir uns 2019 intensiv auf die Atlantik-Überquerung mit Greta vorbereitet“, so der Hamburger.

Briggs habe ein Unternehmen, das mithilfe von Telemedizin rund um die Uhr für die Segler zur Verfügung stünde, aber auch andere Menschen berate. „Als wir fast fertig waren mit unserer Besprechung, musste er schnell auflegen, weil ein Notfall aus der Antaktis rein kam.“

Boris Herrmann nach Verbrennung unter Vollnarkose operiert

Herrmann berichtet, dass nach dem ersten Schock sein Team an Land sofort alle Möglichkeiten durchgespielt hätten. „Wir haben unser Teammitglied Yann Eliès kontaktiert, der in Alicante war und sich sofort auf eine Reise zu den Kapverden vorbereitet hat.“ Gleichzeitig habe Teammanagerin Holly Cova die medizinische Versorgung nach der Ankunft am Sonnabendmorgen organisiert.

„Für mich stand ein Auto am Hafen bereit. Ich wurde in die Klinik gefahren, wo sofort ein plastischer Chirurg sich den Fuß angesehen hat. Mit dem Ergebnis, das Herrmann noch am gleichen Morgen operiert wurde. „Unter Vollnarkose.“

Den Rest des Tages verbrachte der Extremsegler zur Beobachtung in der Klinik. Spätestens da war klar, so Herrmann, dass er für die zweite Etappe nicht zur Verfügung stünde. Und das vor allem wegen der Infektionsgefahr.

Boris Herrmann (hier nach der Ankunft auf den Kapverdischen Inseln) kann nicht an der zweiten Etappe der Ocean Race teilnehmen.
Boris Herrmann (hier nach der Ankunft auf den Kapverdischen Inseln) kann nicht an der zweiten Etappe der Ocean Race teilnehmen. © Sailing Energy/The Ocean Race/dpa

Nun heißt es dafür zu sorgen, dass die Wunde schnellstmöglich verheilt. „Ich bekomme hier jeden Tag Verbandswechsel gemacht und muss meinen Fuß ein wenig schonen.“ Parallel dazu plane er gemeinsam mit dem Team die zweite Etappe. Unterstütze, wo er kann.

Verletzter Boris Herrmann will an Land bei Ocean Race helfen

Traurig ist Herrmann nur ein wenig. „Die Freude über die tolle erste Etappe überwiegt“, sagt er. Vor rund 20 Tagen sei sein Team wegen der defekten Foils noch am Boden gewesen, die Teilnahme am Ocean Race stand auf dem Spiel. „Und nun sind wir mit den neuen Foils besser und schneller gewesen. Vor dem Wind waren wir das schnellste Schiff auf der Etappe“, so Herrmann. Besser hätte der Start in die Weltumsegelung nicht laufen können. „Und ohne mich werden sie nicht weniger gut sein auf dem Weg nach Kapstadt.“

Herrmann ist überzeugt, dass er auch an Land viel bewegen kann für sein Team. Gerade werde die erste Etappe genau analysiert. Parallel dazu laufe die Routen- und Wetterplanung. „Ich kann wertvollen Input geben als Segler, der schon an Bord war und erste Erfahrungen gesammelt hat.“ Zudem sei Eliès einer der erfahrensten Segler, den er kenne. „Er macht uns schneller und besser, nicht umsonst ist er unser Trainer.“

Auf der Etappe nach Kapstadt wird der Brite Will Harris die Verantwortung als Skipper der Malizia – Seaexplorer von Herrmann übernehmen. Herrmann selbst wird nach dem Start am Mittwoch mit einigen Teammitgliedern nach Kapstadt fliegen. Dort warten bereits seine Frau Birte und Tochter Malou auf ihn. „Ich werde versuchen mich gut zu erholen, damit ich bei der dritten, so wichtigen Etappe dann wieder voll angreifen kann.“