Hamburg. Knöllchen bekommen, Widerspruch einlegen – und wieder von vorn: Anwohner sollen in einer Tour für vermeintliches Falschparken zahlen.
- Ein Ehepaar aus Ottensen hat ständig Knöllchen an seinem Auto kleben – trotz Parkausweis
- Das ist kein Einzelfall: Auch in anderen Stadtteilen gibt es immer wieder Probleme beim Anwohnerparken
Frank und Marina Boateng aus Ottensen sind genervt. An ihrem Auto in der Bewohnerparkzone 106 haben sie nun schon zum dritten Mal seit Dezember ein „Knöllchen“ entdeckt.
Jeder der Strafzettel wurde damit begründet, dass Boateng seinen Bewohnerparkausweis nicht beziehungsweise nicht sichtbar am Auto angebracht habe. Jedoch hat der Anwohner das Dokument jeweils ordnungsgemäß in der oberen Ecke der Windschutzscheibe, über dem Steuer, platziert.
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Wie Dennis Heinert, Sprecher der Hamburger Behörde für Verkehr und Mobilitätswende, bestätigt, gibt es keine genaue Regelung, wo am Auto der Bewohnerparkausweis angebracht werden muss. Wichtig sei lediglich, dass er deutlich sichtbar ist.
Dementsprechend wähnten sich Frank und seine Frau Marina Boateng im Recht und legten jeweils nach Erhalt der Strafzettel Widerspruch ein – samt Foto, das die Sichtbarkeit des Parkausweises hinter der Windschutzscheibe beweist.
Dritter Strafzettel trotz Parkausweis hinter der Windschutzscheibe
Zweimal ging das gut, und dem Widerspruch wurde stattgegeben. Doch nun, beim dritten Knöllchen, macht es den Eindruck, als sei die Bußgeldstelle nicht von ihrem Vorhaben abzubringen, das Paar aus Ottensen zur Kasse zu bitten – obwohl es die Anwohnerparkzone korrekt nutzt.
Marina Boateng gibt zu, dass sie den dritten Widerspruch einigermaßen pfeffrig formuliert habe. Schließlich sei sie genervt gewesen, ständig Schreiben an die Bußgeldstelle verfassen zu müssen.
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Mittlerweile sei bereits ein zweiter Brief bezüglich des dritten Strafzettels eingetrudelt. Immerhin hatten die Boatengs das ihrer Meinung nach zu Unrecht geforderte Bußgeld nicht gezahlt, und ihr Widerspruch wurde abgelehnt. Statt dem „Verwarnungsgeld“ in Höhe von 20 Euro fordert die Stelle daher mittlerweile eine „Geldbuße“ plus Gebühr und Auslagen von insgesamt knapp 50 Euro.
Paar sammelt Bewohnerparken-Knöllchen in Ottensen
Die Bewohnerparkzone A106 Fischers Park, in der die Boatengs ihre Strafzettel „gesammelt“ haben, ist bereits seit April 2021 als solche ausgewiesen. Wieso die Knöllchen-Serie erst im Dezember losging, bleibt den beiden ein Rätsel.
Die Boatengs werden in jedem Fall – wie bisher – auch weiterhin brav ihren Parkausweis hinter der Windschutzscheibe präsentieren. Ob sie letztlich resignieren und das derzeit veranschlagte Bußgeld zahlen, obwohl sie im Recht sind? „Wir haben schon darüber diskutiert“, meint Marina Boateng unentschlossen. „Eine Woche Zeit bleibt uns ja noch, um zu entscheiden, ob wir noch einmal versuchen, Widerspruch einzulegen.“
Hamburg: Probleme mit Anwohnerparken auch in anderen Stadtteilen
Der Strafzettel-Stress von Frank und Marina Boateng ist kein Einzelfall. Auch in Eimsbüttel sind Fälle bekannt, in denen es ein Knöllchen gab, obwohl ein Anwohnerparkausweis hinter der Windschutzscheibe lag. Zum Beispiel im Stellinger Weg.
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Den Strafzettel kassierte ein Halter in diesem Fall, weil der Parkausweis nicht akkurat hinter der Windschutzscheibe deponiert war, sondern – immer noch deutlich sichtbar – nach rechts auf die Ablage gerutscht war. Auch dieser Autohalter legte Einspruch ein – und hatte Erfolg. Letztlich musste er das Bußgeld nicht zahlen.
Mittlerweile gibt es einen Ausbaustopp für Anwohnerparkzonen in Hamburg. Denn immer wieder regt sich das Modell betreffend Unmut, gerade aus der Wirtschaft. Der Grund: Zwar findet so mancher Anwohner dank der Parkzonen besser einen Platz vor der Haustür. Doch bedeutet dies im Umkehrschluss, dass etwa Geschäftsleute um die Parkplätze für ihre Kunden fürchten müssen.