Hamburg. Runder Tisch noch immer nicht gestartet. Umfrage: Großteil der Firmen erleidet Verluste. Vor allem ein Punkt macht ihnen zu schaffen.
Mittlerweile ist es zwei Monate her, dass Verkehrssenator Anjes Tjarks (Grüne) einen runden Tisch zum Thema Parken in Hamburg angekündigt hat – vor allem aufgrund der massiven Kritik am System des Anwohnerparkens. Noch immer aber ist offenbar kein Termin gefunden, an dem sich Handels- und Handwerkskammer, Sozial- und Sportverbände und andere Interessenvertreter zusammensetzen sollen.
„Die Absprache mit den Kammern für einen Auftakttermin zum ,Runden Tisch Parkraummanagement’ läuft. Ziel ist es, diesen noch im Mai zu machen“, sagte Verkehrsbehördensprecher Dennis Heinert dem Abendblatt am Dienstag.
Derweil wachsen Frustration und Ungeduld bei den betroffenen Firmen. Der Interessenverband „Die Familienunternehmer“ hat nach eigenen Angaben eine Umfrage unter seinen Mitgliedsfirmen durchgeführt. Ergebnis: 60 Prozent der antwortenden Unternehmen bejahten nach Verbandsangaben die Frage, ob ihre Mitarbeiter negativ durch das Anwohnerparken betroffen seien, das formal korrekt als Bewohnerparken bezeichnet wird.
Anwohnerparken in Hamburg: Verband fordert Rückbau – und mehr Park+Ride
Von denen, die die Frage bejahten, gaben 73 Prozent an, ihre Mitarbeiter könnten aufgrund der Parkregelungen „ihre Arbeitsstunden im Büro nicht mehr wie vorher erbringen“. Und satte 85 Prozent gaben an, dass „die Beschränkungen durch das Anwohnerparken ökonomische Auswirkungen auf ihr Unternehmen“ hätten.
Verkehrssenator Tjarks bekam von den Befragten die Durchschnittsschulnote 4,9. Von den fast 600 Mitgliedsfirmen hätten sich 95 an der Umfrage beteiligt, so der Verband.
„Ein großer Teil vor allem der Pendler ist weiterhin auf das Auto angewiesen“, sagte Malte Wettern, Hamburger Vizevorsitzender der Familienunternehmer, dem Abendblatt. „Wenn diesen durch das Parkraummanagement jetzt die Fahrt zur Arbeit massiv erschwert wird, ist das insbesondere in Zeiten des Fachkräftemangels ein echter Standortnachteil für die Hamburger Unternehmen.“
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Anstatt den „schon jetzt knappen Parkraum für Mitarbeiter weiter zu verringern, sollte der Senat lieber für bessere Park+Ride-Möglichkeiten sorgen“, so Wettern. „Wir erwarten vom Verkehrssenator einen schnellen Kurswechsel und eine koordinierte Abstimmung mit der Wirtschaftsbehörde. Bewohnerparkzonen müssen zurückgebaut werden, oder für Unternehmen in Mischgebieten von Wohnen und Arbeiten müssen sehr großzügige Ausnahmegenehmigungen erteilt werden.“
Anwohnerparken: Runder Tisch Anfang März angekündigt – aber noch nicht eingerichtet
Beim Anwohnerparken können Anwohner für einen Jahresbetrag von 65 Euro (online) oder 70 Euro (vor Ort) ohne weitere Kosten nahe ihrer Wohnung parken. Nicht-Anwohner dagegen müssen in den Bewohnerparkgebieten sehr hohe Einzelparkgebühren zahlen.
Vor allem für Handwerker, Geschäftsleute, Firmenmitarbeiter und Besucher ist das System ein Ärgernis. Nach massiven Protesten hatte Verkehrssenator Anjes Tjarks (Grüne) Anfang März den weiteren Ausbau in Hamburg zunächst gestoppt – und die Einrichtung eines runden Tischs zum Streitthema Parken verkündet.